Phantastische Weihnachten: 24 Geschichten zum Weihnachtsfest (German Edition)
Eine Frechheit ist das! Ganz typisch Erwachsener!“ Lapap trompetete ein ganz klein wenig, es hörte sich für Paul ein bisschen wie ein Lachen an. Er flüsterte Pingu zu: „Das mit dem Aufhängen ist nur zum Trocknen, mich hat sie auch schon aufgehängt – an den Ohren, aber sie hat dabei ‚Entschuldige bitte‘ gesagt.“
***
Das kann doch nicht wahr sein! Schwester Ingrid ist sich ganz sicher, da waren Stimmen. In Zimmer 27, bei Paul und Markus. Um diese Zeit! Mitten in der Nacht!
Vorsichtig öffnet sie die Tür, doch die beiden Jungen liegen in tiefem Schlaf. Schwester Ingrid kann man nichts vormachen, sie lauscht auf die Atemzüge der Kinder – nein, die verstellen sich nicht, die schlafen tief und fest. Und doch hat sie es genau gehört, da hat jemand gesprochen. Kopfschüttelnd verlässt sie das Zimmer. Ob sie sich doch getäuscht hat? Kaum hat sie sich umgedreht, da hört sie es wieder. Sie öffnet die Tür einen winzigen Spalt, will sich ganz sicher sein, bevor sie den beiden eine Standpauke hält, weil sie sich so spät in der Nacht noch unterhalten.
„Du bist doch gar kein Spielzeug, du bist ein Schwamm – wieso bist du auch hier?“ - „Ich bin etwas ganz Besonderes, ich bin Pingu!“ Dabei wedelt er mit den Flügeln, dass die Wassertröpfchen umherspritzen. „Vorsicht! Du darfst uns nicht nass machen. Markus ist sehr krank, ich muss ihn warm halten“, erklärt der große braune Affe mit gewichtiger Miene. „Ich bin fast so groß wie Markus, deswegen kann er sich richtig an mich ankuscheln.“ - „Ich kann nicht raus aus dem Bett, Paul hält mich so fest, er klammert sich richtig an mich“, lässt sich Lapap vernehmen.
„Wir müssen darüber reden, was wir tun können, damit Markus und Paul schnell wieder nach Hause dürfen.“ - „Ist doch klar, sie müssen brav ihre Medizin nehmen und auf die Schwester hören.“ - „Sagst du es deinem Markus? Ich hab es meinem Paulchen schon gesagt, bevor er das erste Mal untersucht wurde. Deswegen war er auch ganz tapfer.“ Der alte Plüschelefant ist stolz auf seinen kleinen Jungen. „Und ich hab ihm die Stirn gekühlt – ich, Pingu!“
Schwester Ingrid atmet tief durch. Kneift sich in den Arm. Nein, sie schläft nicht, also hat sie eben nicht geträumt. Aber das kann doch nicht wahr sein.
„Pssst, ich glaube, die Schwester ist vor der Tür, haltet ganz still.“ Doch sie hat es genau gesehen, der Elefant hat mit seinem Rüssel Pauls Wange gestreichelt und der Pinguin ist vom Nachttisch auf das Bett gehüpft.
Sie dreht sich um. Weit und breit kein Mensch auf dem Flur. Gegenüber an der Wand hängt die Weihnachtsdekoration mit den vielen selbst gebastelten Sternen. Der Spruch fällt Schwester Ingrid ins Auge: „Weihnachten – Zeit der Wunder“. Glaubt sie an Wunder?
Ganz vorsichtig, Millimeter für Millimeter, öffnet sie unhörbar die Tür und traut ihren Augen kaum. Hat da nicht eben der Frottee-Pinguin mit den Flügeln gewackelt? Und das war doch... Der Rüssel des Elefanten bewegt sich, streichelt sanft über die Wange des Kindes.
„Psssssssst – wehe, Sie verraten etwas!“, droht der große braune Affe aus Markus‘ Bett mit einem Grollen in der Stimme, das so gar nicht zu seinem lächelnden Mund passen will. „Quatsch mit Soße, das kann sie gar nicht verraten – dann würden alle denken, jetzt ist sie übergeschnappt“, mischt sich der Pinguin ein. Wie angewurzelt steht Ingrid minutenlang in der Tür, bevor sie ganz langsam zu Pauls Bett geht und seine Stirn befühlt. Dann wiederholt sie dasselbe bei Markus. Hat sie der braune Affe nicht eben triumphierend angesehen? Und der abgegriffene Elefant – hat er nicht gerade gelacht? Sie schüttelt den Kopf. Das Fieber ist gesunken, bei allen beiden.
Sie dreht sich vorsichtshalber noch einmal um, niemand ist zu sehen. Sie schüttelt über sich selbst den Kopf, kann nicht fassen, was sie gerade tun will. Doch dann streichelt sie dem Affen über den Kopf, kitzelt den Pinguin launig am Bauch und schaut dem alten Elefanten in die Knopfaugen: „Keine Angst, ich verrate euch nicht, helft nur den beiden Jungs, schnell wieder gesund zu werden, es ist doch bald Weihnachten.“ - „Ja, die Zeit der Wunder“, hört sie die drei sagen, als sie die Tür ganz leise hinter sich zumacht.
18. Dezember
Der Wunschzettel
von Elisa Bergmann
Jedes Jahr die gleiche Prozedur. Die Kinder in artig und ungezogen sortieren, entscheiden, wer ein Geschenk unter dem Weihnachtsbaum findet und wer die
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