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Philosophenpunsch

Philosophenpunsch

Titel: Philosophenpunsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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Siegerin dastehen ließen. Ihr gemeinsamer Weg als Bernhard und Bianca war vorgezeichnet.
    Sie saß am Bett und hielt Bernhard Kleins große, mächtige Hand, mit der er früher zugeschlagen hatte und die jetzt still dalag. Dabei spürte sie eine Innigkeit, die ihr niemand mehr streitig machen sollte. »Lass mich bitte mit Veronika in Ruhe«, hörte sie seine matte Stimme. »Es gehört jetzt einfach nicht hierher.«
    »Wie du meinst, Bernhard. Jedenfalls ist sie tot und kann nichts Schlimmes mehr anrichten. Auf ihren Körper wirst du in Zukunft leider verzichten müssen. Es ist also gut, wenn du nicht mehr allzu oft an sie denkst.« Bianca Roth machte eine kleine, künstliche Pause. Im Krankenzimmer war es nach wie vor unnatürlich warm. Das Fenster war seit der Früh nicht mehr geöffnet worden. »Denk doch wieder mehr an uns«, sagte sie dann. »Glaubst du nicht auch, dass die Zeit für einen Neubeginn gekommen ist?«
    Klein wurde hellhörig. »Für einen Neubeginn wovon? Oh nein, das kannst du nicht meinen«, begriff er. Er schüttelte kurz und heftig seinen Kopf, und es bereitete ihm Schmerzen.
    »Doch, ich meine uns beide«, stellte Bianca kurz und präzise fest. »Ich fühle, wie sich langsam eins ins andere fügt und sich die Prophezeiung erfüllt.«
    »Ich bitte dich, auf deine Wortwahl zu achten«, gab Klein sarkastisch zurück. »Neu kann nur etwas beginnen, das bereits zumindest einmal stattgefunden hat. Du verwendest den Terminus ›neu‹ also fälschlicherweise in deiner Diktion, um davon abzulenken, dass du bloß von einem Wunsch sprichst, der beinahe so alt ist wie du selbst: mich an deiner Seite zu haben. Diesen Wunsch werde ich dir aber niemals erfüllen, schlag ihn dir also bitte wieder ganz schnell aus dem Kopf.«
    Ein kleiner, nervöser Reiz, den man nur bemerken konnte, wenn man sie ganz genau beobachtete, ergriff Besitz von Bianca. »Was sollen diese Belehrungen?«, fragte sie. »Ich erinnere mich noch sehr gut an die schönen Stunden mit dir. Dass du mich dann links liegen gelassen hast, war eine Verblendung, verursacht durch deine Körperlichkeit, die du nie ganz überwinden konntest. Du hast dir junge Mädchen genommen, obwohl sie Gift für dich waren, um deinen Lendensaft in ihnen loszuwerden. Ich habe es teilnahmslos mitverfolgt, bis zum Ende. Ich wusste, dass es ein Ende geben würde, ein bitteres Ende. Diesmal hattest du dir ja ein besonderes Christkindl ausgesucht, eine, die aus Langeweile die Gesellschaft bekämpft und dabei mit dem Hintern wackelt. Aber auch Christkindln müssen sterben. Du gehörst zu mir!«
    Klein ließ ihre Hand auf der seinen ruhen wie jemand, der zu schwach und unentschlossen ist, eine Fliege zu erschlagen, die auf ihm herumkrabbelt. »Ich gehöre niemandem«, sprach er dafür nun so laut und deutlich, wie er konnte. »Merk dir das ein für alle Male. Es ist dein ständiges Besitzdenken, das dich lenkt. Von Anfang an wolltest du mich haben im ursprünglichsten Sinn des Wortes, hast geglaubt, du kannst es durch deine Hilfestellungen und deine ständige Nähe erzwingen. Wie musst du gelitten haben die ganze Zeit.«
    »Ich wollte dir immer nur Gutes tun, ganz ohne Eigennutz«, versuchte Bianca, standhaft zu bleiben. Ihre Augen bekamen jetzt einen leichten feuchten Schimmer.
    »Das Gute per se also«, lächelte Klein matt. »Philosophisch gesehen begibst du dich hier in einen Teufelskreis. Denn was ist als Gutes zu definieren? Das selbstlose Handeln zum Nutzen einer oder mehrerer Personen? Aber welcher Personen? Indem man dem einen nutzt, schadet man damit nicht zwangsläufig einem anderen? Das Gute als absolute Größe gibt es nicht, merk dir das. Es müsste auf alles und jeden angewendet werden können, eine unmögliche Sache. Es gibt nur das sogenannte Gute, das stets mit irgendwelchen Interessen verbunden ist. Auch du bist keinem ethischen Prinzip gefolgt, sondern nur deinem Egoismus. Nein, nein, da halte ich es lieber mit Wilhelm Busch: Das Gute, dieser Satz steht fest, ist stets das Böse, das man lässt!«
    »Jetzt hör endlich auf zu dozieren. Hier ist niemand, dem du damit imponieren kannst. Es stört nur!«
    »Wen stört es? Dich? Was glaubst du, wie sehr mich deine Anwesenheit stört. Die ganze Zeit hängst du an meinem Bett herum, und ich kann mich nicht wehren«, wurde Klein unwirsch. »Du nützt meine Situation schamlos aus. Aber bilde dir nur ja nicht ein, dass du mit dieser Tour auch nur irgendetwas erreichst. Jede Frau hat ein Ablaufdatum. Du bist mir

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