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Phobia: Thriller (German Edition)

Phobia: Thriller (German Edition)

Titel: Phobia: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wulf Dorn
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baumelte. Er schaukelte im Wind hin und her, und die Spitzen der Zweige klopften wie Totenfinger gegen die Scheibe.
    »Es ist nur ein abgebrochener Ast, Schatz«, sagte sie in Harveys Richtung und winkte ihm aufmunternd zu. »Komm her und sieh es dir selbst an. Das war der Wind. Sobald dein Vater wieder zu Hause ist, muss er unbedingt den Baum zurückstutzen, ehe noch etwas passiert. Das wollte er schon längst getan haben.«
    Doch Harvey schien ihre Erleichterung nicht zu teilen. Er blieb, wo er war, und schüttelte den Kopf. »Und was ist mit dem Mann im Garten?«
    Sarah schaute aus dem Fenster. Durch die hohe Hecke fiel kaum Licht, sodass der Garten auf der Rückseite des Hauses fast völlig im Dunkeln lag.
    Sie hielt nach einem Schatten, einem Busch oder Baum Ausschau, der den Umrissen eines Mannes ähnelte, doch da war nichts. Selbst mit viel Fantasie ließ sich nichts auch nur annähernd Verdächtiges ausmachen.
    »Schatz, da ist niemand.«
    »Aber da war einer.«
    Sarah ging zu ihrem Sohn und nahm ihn in die Arme. »Das glaube ich dir, aber jetzt ist er weg. Du musst dich nicht mehr fürchten.«
    »Und wenn er wieder zurückkommt?«
    »Das wird er nicht wagen. Er hat das Licht in deinem Fenster gesehen und ist bestimmt erschrocken.«
    »Glaubst du?«
    »Ganz sicher.«
    Für einen Moment sah Harvey zum Fenster, dann schaute er wieder zu seiner Mutter auf. »Kann ich trotzdem heute Nacht bei dir schlafen?«
    Es war ein Blick, zu dem keine Mutter auf der Welt hätte Nein sagen können.
    7 .
    Wenig später war Harvey tief und fest eingeschlafen. Anfangs hatte er sich noch an Sarah geschmiegt, doch nun lag er auf Stephens Seite des Bettes und hatte Arme und Beine weit von sich gestreckt.
    Im Dunkeln hörte Sarah seine gleichmäßigen Atemzüge. Falls Harvey wieder träumte, musste es diesmal etwas Angenehmes sein. Kein unheimlicher Mann, der zu seinem Fenster hochflog und ihn aus dem Schlaf klopfte.
    Das ist der Unterschied zwischen der Angst eines Kindes und der eines Erwachsenen , dachte sie, während sie weiter schlaflos dem Wind lauschte. Kinder fürchten sich vor irrationalen Dingen, vor unheimlichen fliegenden Männern und Monstern im Kleiderschrank, und dann schlafen sie wieder ein, weil sie ihren Eltern glauben, dass sie sie vor dem Bösen in der Welt beschützen werden. Kinder wissen noch nicht viel von den wahren Schreckgestalten, die jenseits der dunklen Fensterscheibe auf sie lauern. Von den Ängsten, die weitaus komplexer sind als jeder schwarze Mann und jedes noch so grässliche Monster. Denn sie haben kein Gesicht, keine Gestalt, sosehr man auch versucht, sie beim Namen zu nennen .
    So war es auch vorhin wieder mit ihrer eigenen Angst gewesen. Denn wenn sie ehrlich mit sich war, hatte sie sich nicht nur vor dem Bogle gefürchtet. Vielmehr war es die Angst gewesen, Harvey nicht vor ihm beschützen zu können.
    Die Angst, allein mit dieser Situation konfrontiert zu sein.
    Die Angst vor dem Vertrauen ihres kleinen Sohnes.
    Die Angst, zu versagen.
    Es war dieselbe Angst, die es ihr nach ihrer Beförderung unmöglich gemacht hatte, die Tür zu ihrem Büro zu öffnen. Oder die sie befallen hatte, wenn sie vor einem größeren Kreis von Kollegen sprechen musste.
    Woher diese Angst kam, war ihr schleierhaft. Sie hatte noch nie versagt, im Gegenteil. Bis zu ihrer Kündigung hatte sie auf eine erfolgreiche Karriere zurückblicken können. Alles war so verlaufen, wie sie es geplant hatte. Fast zu ihrer eigenen Verwunderung, denn während ihrer Schulzeit hatte es eine Menge Probleme zu Hause gegeben. Ein alkoholkranker Vater und eine depressive Mutter waren nicht gerade die Pole-Position für den Start in ein erfolgreiches Berufsleben.
    Doch Sarahs Ehrgeiz war groß gewesen. Angefacht vom Wunsch, das tägliche Drama ihrer Eltern so schnell wie möglich hinter sich zu lassen, hatte sie sich zur Einserschülerin hochgearbeitet, was ihr schließlich ein Stipendium in Oxford eingebracht hatte. Während des Studiums hatte sie Stephen kennengelernt, und auch wenn es noch Jahre gedauert hatte, ehe sie sich schließlich das Ja-Wort gegeben hatten, war ihr klar gewesen, dass sie den Rest ihres Lebens mit ihm verbringen wollte.
    Ein Ziel, ein Plan. Das war stets ihr Motto gewesen.
    Ja, bisher hatte sie alles erreicht, was man erreichen konnte: Sie hatte eine glückliche Beziehung, ein gesundes Kind, dem es an nichts mangelte, und einen Beruf, der sie erfüllte. Gleich nach dem Studium hatte sie einen Job als

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