Phobia: Thriller (German Edition)
Redaktionsassistentin in einem auflagenstarken Modemagazin bekommen, war dann in die Buchbranche gewechselt und am Ende bis zur Cheflektorin der Belletristikabteilung eines namhaften Verlagshauses aufgestiegen.
Und dann, wie aus heiterem Himmel, hatte die Angst sie angefallen und sich in ihr festgebissen wie ein Raubtier. Eine Phobie, die ohne Gestalt und ohne Gesicht war, die jedoch eine Stimme hatte. Eine Stimme, die ihr zuflüsterte: Du wirst versagen. Irgendwann wirst du versagen, und dann wird dein Kartenhaus zusammenbrechen. Es wird das Ende deiner heilen Welt sein. Deine ganz persönliche Apokalypse.
Allein diese innere Stimme zu hören, war schon verrückt genug. Aber noch verrückter war, dass sie ihr glaubte , aus welchem Grund auch immer.
Denn irgendeinen Grund musste es schließlich für ihre Angst geben. Niemand fürchtete sich einfach nur so.
Das Brummen eines Motors holte sie aus ihren Gedanken zurück. Ein Wagen näherte sich dem Haus und ließ einen Lichtstreifen über die Schlafzimmerdecke wandern. Das Licht verharrte, das Motorbrummen verstummte, und es wurde wieder Nacht.
Sarah runzelte die Stirn. Das Licht von Scheinwerfern konnte man vom Schlafzimmer aus nur sehen, wenn ein Auto direkt auf die Zufahrt zum Carport fuhr.
Wer hält mitten in der Nacht vor unserem Haus?
Sie hatte den Gedanken kaum zu Ende gedacht, als sie das gedämpfte Schlagen einer Autotür vernahm – so als bemühte sich der Fahrer, so wenig Lärm wie möglich zu machen, um keinen der Anwohner zu wecken.
Es war ein merkwürdig vertrautes Geräusch, dem ein noch vertrauteres folgte.
Seit einigen Wochen gab der Kofferraumdeckel ihres Mercedes beim Öffnen ein unangenehmes Quietschen von sich. Stephen hatte den Wagen in die Werkstatt bringen wollen, nachdem seine Versuche, dem Problem mit Schmierfett und Kriechöl Herr zu werden, gescheitert waren. Aber er hatte es ebenso vor sich hergeschoben wie das Zurückschneiden des Baumes vor Harveys Fenster.
Aber warum kam Stephen schon wieder zurück? Er war doch erst am Nachmittag losgefahren.
Sie setzte sich im Bett auf und lauschte in die Stille, ob sie sich nicht vielleicht doch getäuscht hatte. Harvey schlief noch immer seelenruhig neben ihr.
Dann hörte sie leise Schritte, die sich über den gepflasterten Weg vom Carport dem Haus näherten, und gleich darauf den Schlüssel, der sich im Türschloss drehte. Jedes dieser Geräusche war ihr vertraut, vom Klang seiner Schritte bis hin zu der vorsichtigen Art, mit der er die Haustür hinter sich schloss, wenn er spät nach Hause kam und er wusste, dass Harvey und sie bereits schliefen. Und falls Sarah doch noch Zweifel gehegt hätte, wären sie spätestens beim Klappern seines Schlüsselbunds auf der Flurkommode ausgeräumt. Stephen legte seine Schlüssel nie in die Schlüsselschale, ganz gleich, wie oft Sarah ihn auch darum bat – sondern immer daneben. Im Gegensatz zu ihr, war es um seine Ordnungsliebe nicht besonders gut bestellt.
Etwas musste mit seinem neuen Kunden schiefgelaufen sein. Schließlich war er davon ausgegangen, dass er frühestens in drei Tagen wieder zurück sein würde.
Vorsichtig schlug sie die Bettdecke beiseite, sah noch einmal zu ihrem schlafenden Sohn und schlich dann auf Zehenspitzen in den Gang, um Harvey nicht zu wecken.
Von unten drang das klimpernde Geräusch der Flaschen in der Kühlschranktür zu ihr herauf. Ebenfalls ein höchst vertrautes Geräusch. Der kleine Imbiss gehörte zu den festen Ritualen ihres Mannes, wenn er nach einer langen Fahrt nach Hause kam.
Sarah beschloss, Stephen bei einem Glas Milch Gesellschaft zu leisten, damit er ihr erzählen konnte, was geschehen war.
Leise stieg sie die Treppe hinunter.
Den Bogle hatte sie längst wieder vergessen.
8.
Der untere Flur war dunkel. Wie immer hatte Stephen kein Licht gemacht, um niemanden zu wecken, falls eine der oberen Schlafzimmertüren offen stand – und Harveys Zimmertür stand in letzter Zeit häufiger offen, seit er von dem schwarzen Riesenhund geträumt hatte –, aber es fiel ausreichend Straßenlicht durch das Gangfenster.
Als Sarah den Fuß der Treppe erreicht hatte, erkannte sie Stephens Koffer vor der Flurkommode und seinen gefalteten Mantel, den er darübergelegt hatte.
Aus der Küche drang ein schmaler Lichtstreifen auf den Parkettboden. Sie ging darauf zu und rieb sich müde übers Gesicht. Ihr fehlte Schlaf, aber den würde sie jetzt wohl endlich bekommen, da Stephen wieder zu Hause war. Stephens Gegenwart
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