Phön - Tränen der Götter (Die Phön Saga) (German Edition)
seltsamen Wände des Raumes. Plötzlich jedoch schreckte Picardo auf.
Was war das? Die Luft im Raum verschwamm und wurde zu einem grünlichen Dunst. Ein großer, gespenstischer Schatten materialisierte sich langsam in der Ecke des Zimmers, wuchs und wuchs und verschluckte alle anderen Schatten sowie jegliches Licht, das sich im Raum befand. Ein Flüstern hallte an den Wänden entlang, ließ Picardo das Blut in den Adern gefrieren.
Maaaandraaagooon… Meisssteeeer….
Es war nur ein Schatten, aber Picardo konnte die Züge einer diabolischen Gestalt erkennen, scharfe Reißzähne, glühende Augen und scharfe Krallen, die den Tod verhießen. Plötzlich zischte die Kreatur an Picardos Bett, blickte ihn mit ihren feuerroten Augen an und streckte ihre Krallen aus. Näher und Näher... aber Picardo konnte nicht weglaufen. Seine Füße waren wie gelähmt. Es war wie in Zeitlupe. Er konnte sich nicht bewegen, denn je mehr er versuchte seinen Körper in Gang zu setzen, umso schwerer fiel es ihm. Die Kreatur ließ seine Seele in Flammen aufgehen, sie schluckte seinen Verstand... Ja Meister Mandragon!, flüsterte sie wieder und wieder. Blitzschnell schossen ihre Krallen heran und griffen nach Picardos Talisman, den er um den Hals trug.
Nein! Geh weg! Tausende haarige Spinnen krabbelten plötzlich unter der nebelartigen Haut des Wesens hervor und hüllten den regungslosen Jungen ein.
In diesem Moment öffnete Picardo die Augen, richtete sich im Bett auf und blickte sich im Zimmer um. Er wischte sich den kalten Schweiß von der Stirn.
Nur ein Traum...
Bevor er sich wieder hinlegte musste er sich noch einige Male überzeugen, dass keine Spinne zugegen war. Er hasste Spinnen. Er schlief zwar schnell wieder ein, war sich in seiner kurzen Wachphase jedoch sicher, ein Geräusch gehört zu haben.
Tag 16, Jahresanfang 358 n. E.
Archadis, Königliches Schloss
König Barthas stand vor einer großen Karte der Stadt Archadis und steckte kleine Holzmännchen auf das Papier.
»Herr König? Ich musste mich ihren Anweisungen widersetzen, es tut mir leid!« General Munzheim trat voll uniformiert in das Zimmer und verbeugte sich vor dem König, der sich umdrehte und den Kopf schüttelte.
»General, sie müssen sich ausruhen und…«
»Mit Verlaub mein König. Ich habe genug Zeit vertan!«, unterbrach ihn Munzheim. »Die Prinzessin ist in großer Gefahr und es ist meine Pflicht als General, den Einsatz zu überwachen und alles zu tun, um sie zu finden!« Er trat neben den König und betrachtete abwechselnd ihn und die Karte. Dann nahm er eines der Holzmännchen und steckte es auf eine andere Position. »Wir müssen den Eingang zur Kanalisation überwachen«, sagte er und schielte zu Barthas. »Ratten zieht es oft in ihr Nest zurück!«
»Nun gut«, sagte der König erleichtert und lächelte. Er wusste, dass er den General nicht davon abbringen konnte ihm jetzt und hier zur Seite zu stehen. »General Munzheim, ich übergebe Ihnen volle Befehlsgewalt!«, verkündete er und war innerlich sehr froh, seinen besten Mann wieder zu haben.
»Sie müssen noch in Archadis sein! Schnappen wir sie uns!«
Archadis, Südtor
»Uuuuuuuuaaaaaahh!« Einer der Wachmänner am Südtor riss den Mund auf und gähnte aus vollem Herzen.
»Also bitte, das ist jetzt schon das fünfte Mal, dass du dir nicht die Hand vor den Mund gehalten hast«, beschwerte sich sein Kollege, wackelte auf einem Schemel hin und her und rückte seinen Helm zurecht.
»Komm schon du Zicke, wir sind hier nicht beim Kaffeeklatsch bei deiner Omi«, antwortete der Wachmann und fing an, sich zwischen den Beinen zu kratzen.
»Da,... da kommt etwas«, schrie der Andere aufgeregt und hüpfte von seinem Schemel auf.
»Jetzt komm doch endlich mal runter, is ja schlimm mit dir.« Der Wachmann von rauerem Gemüt verdrehte die Augen. Sein neuer Kollege ging ihm sichtlich auf die Nerven. »Das ist ein fahrender Händler, kontrollier ihn und fertig!«, sagte er zu ihm, setzte sich und zog sich den Helm über die Augen. Er schmatzte und gab seinem aufgeregten Kollegen ein Zeichen, den Händler in Empfang zu nehmen.
»Bi... bitte ihren Passierschein.« Der schwitzende Wachmann sah in die hölzerne Kabine des Wagens, der von zwei Hamstalons gezogen wurde. Kräftige Tierchen, die ihren kleinen Kollegen, die unter der Erde in winzigen Höhlen wohnen, durch ihre Größe und Ausdauer weit überlegen waren. Jedes dieser possierlichen Tierchen war im Stande das Zehnfache seines eigenen Gewichts zu
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