Phön - Tränen der Götter (Die Phön Saga) (German Edition)
erschaffen, so bleiben die Dimensionen der Höhe und Breite erhalten, die Tiefe des Raumes ist jedoch in der Welt in der der Raum geschaffen wurde praktisch inexistent. Dadurch, dass sich der Raum aber einfach an der dritten Dimension einer anderen Welt bedient, kann man ihn dennoch betreten. Durch diese überdimensionale Verkettung, kann man zwar in keine andere Welt reisen, jedoch kann man manchmal das leise Fluchen jener unbekannten Person hören, der schon wieder ein Stück ihres Vorgartens verloren gegangen war.
»Ich bin so kleine Räumlichkeiten nicht gewohnt!«, prustete Lea und stolperte aus dem Wagen.
»Ich bin es nicht gewohnt, dass man mir Brocken auf den Schoß hustet!«, fluchte Lucius, stieg aus der Öffnung und pflückte einige Blätter eines Busches ab, um sich zu reinigen. Nur Picardo schlief wieder friedlich wie ein Baby und gab laute, blubbernde Geräusche von sich. Zusammengekauert lag er auf dem Boden, welcher durch seine Kacheln aussah, wie aus einer Küche oder einem Badezimmer geraubt.
»Dem Kleinen scheint es ja gut zu gehen, schläft seinen Kater schon zum zweiten Mal aus.« Lucius klang abfällig und schrubbte weiter an seiner schwarzen Lederhose herum.
Sauberer wird's nicht... Er ließ die Grashalme fallen und drehte sich zu dem alten Mann.»Vinkel mein Freund«, sagte Lucius, wischte sich die Handschuhe kurz an seinem Hemd ab und griff nach der Hand des alten Mannes, »ich danke dir!«
Der Alte leuchtete kurz auf und verwandelte sich in die dicke Person mit dem Schnauzer zurück, so als wäre er nie jemand anderes gewesen.
»Na dann Lucius, es war mir eine Freude!« Er kratzte sich am Hinterkopf. »Wenn auch ein großes Risiko. Ich hoffe, ihr schafft es bis Belgis!« Vinkelsteen und Lucius schüttelten sich die Hand und nickten sich zu.
»Prinzessin?« Vinkelsteen drehte sich und hielt nach Lea Ausschau. »Er ist kein schlechter Kerl, wenn auch etwas launisch. Aber ich bin sicher, Ihr seid bald wieder zu Hause«, rief er zu Lea, die sich auf einen kleinen Hügel gestellt hatte, um den Sonnenuntergang zu bewundern. Ihre Silhouette wurde von der helleren Sonne umrandet und warf weite Schatten. Ihre langen Haare und der Rock flatterten im Wind. Sie sah aus wie ein Engel.
Engel... murmelte Lucius. Pfah! Mit einem Ruck zog er Picardo aus dem Wagen, um Vinkelsteen nicht länger aufzuhalten. Picardo wurde durch diese unsanfte Behandlung sofort wach und schmatzte kurz, blieb dann aber vorerst im weichen Gras liegen. Vinkelsteen winkte ein letztes Mal, schwang sich dann auf den Wagen und gab den müden Hamstalons den Befehl zum Weiterlaufen. Sie gaben laute Fiepgeräusche von sich und trabten los.
Picardo streckte sich, gab knarzende Laute von sich und stützte sich auf. Dann wagte er erste Gehversuche. Er war noch etwas wackelig auf den Beinen, hatte jedoch bald schon den Dreh raus. Gehen verlernt man eben nicht. Meistens jedenfalls.
Seine Blicke fielen sofort auf Lea. Er stieg den kleinen Hügel zu ihr hinauf und schaute auf die nicht enden wollende Steppe, deren saftiges Gras, die kleinen Wälder und die blühenden Pflanzen zum Jahresanfang erst richtig zur Geltung kamen. Alles war voller Leben.
»Es ist wunderschön...« sagte Lea leise, als Picardo sie erreichte.
Lucius blieb am Fuß des Hügels stehen und tappte mit dem Fuß auf den Boden. So schön er den Anblick der Natur um ihn herum fand, so überflüssig erschien es ihm, Zeit damit zu verschwenden, sie zu betrachten.
Dann fasste er sich ein Herz und lief kurzerhand den kleinen Hügel zu Lea und Picardo hinauf. Er schüttelte den Kopf über sich selbst.
Am Horizont hinter der Steppe erblickten sie die Stadt Archadis, mit ihren mächtigen Stadtmauern, den vielen Häuserschluchten und dem königlich empor reichenden Schloss. Was wohl Vater gerade macht? Er hat sich sicherlich ganz schreckliche Sorgen , dachte Lea. Nicht weit neben Archadis ragte die Stadt der Engel in den Horizont und erstrahlte in einem hellen Weiß. Lucius starrte mit Abscheu in den Augen zu dem mächtigen, mit großen, weißen Engelsflügeln versehenen Turm, der sich aus der Mitte der Stadt erstreckte, die eher wie eine Festung wirkte. Auch sie war mit hohen Mauern umgeben und wirkte einschüchternd.
Ließ man den Blick abschweifen, so erblickte man den Fluss Golgan, der sich wie ein waberndes Seidentuch durch die Landschaft zog und in der dunklen Sonne schimmerte.
Wenn man sich anstrengte, konnte man weit entfernt die Schemen des Berges Mhyra erkennen,
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