Phön - Tränen der Götter (Die Phön Saga) (German Edition)
ziehen und in eine seiner Backentaschen passte jeweils ein halbes Schwein... also insgesamt ein Ganzes.
Ein älterer Herr schaute aus dem Fenster. »Häääh?!«, raunte er.
»Bitte ihren Passierschein!« Der Wachmann stand stramm und versuchte den ordentlichen Anblick eines Soldaten zu wahren. Also eigentlich zitterten seine Knie wie Espenlaub.
»Du musst lauter reden, Jungchen«, sagte der Opa, rückte sein Gebiss zurecht und schaute erwartungsvoll. Er sabberte ein wenig, versuchte aber den Ausfluss durch lautstarkes Röcheln und Schmatzen im Zaum zu halten.
»PASSIERSCHEIN!«, schrie der Wachmann und verlor dabei fast seinen Helm.
»Ja ja, sie müssen nicht so schreien!«, entgegnete der alte Mann. Er kramte in seiner Manteltasche und zog einen zerknitterten Schein heraus. Der Wachmann faltete das dreckige Stück Papier auseinander und betrachtete es von allen Seiten.
»In Ordnung, ich müsste noch ihre Ladung überprüfen, wir... wir suchen jemanden und daher...«
»Ja Bürschchen, tu was du nicht lassen kannst«, fiel ihm der Alte ins Wort. Der Wachmann wackelte an die Seite und öffnete die Luke zum Laderaum.
»Hmmm, nicht viel geladen, was? Zwei Fässer voll Sopra... aber... was wollen Sie damit bei den Soprafeldern? Denen wird das Zeug dort schon nicht ausgehen!«
Der alte Mann stöhnte. »Junge, das Sopra is von solcher Qualität, dass ich es nicht einmal meinen Hamstalons zu fressen geben kann. Ich muss es zurückbringen und mein Geld wiederverlangen, mit diesem minderwertigen Zeug kann ich kein Bier brauen.«
»Aha... ein Braumeister«, sagte der Wachmann und schloss die Luke. »Viel Erfolg!« Er gab dem Alten seinen Passierschein zurück und nickte. »Mein Kollege hier trinkt gerne Bier, ich bin eher der Saft-Typ«, fügte er noch hinzu.
»Ja, das sehe ich Jungchen«, grinste der alte Mann und gab den Hamstalons ein Zeichen weiterzugehen. Der sitzende Wachmann zog seinen Helm nach oben, blickte seinen Kollegen an und schüttelte den Kopf.
»Du bist wirklich ein Saft-Typ!«
Kapitel 4
Ein Kuss der Elia bringt Leben.
Ein Hauch des Belias bringt den Tod.
Ohne den Tod wäre das Leben unvollständig.
Ohne das Leben wäre der Tod sinnlos.
Tag 16, Jahresanfang 358 n. E.
Steppe von Archadis, Soprafelder
Die Fusion der Abendsonnen erzeugte ein rötliches Licht, das die weitläufige Steppe, einige Kilometer vor den Toren Archadis', unter sich begrub. Die mehrere Hektar großen, gelben Soprafelder wirkten wie gesponnenes Gold, glänzten und glitzerten im Schein der Sonnen. Der laue Wind pfiff durch die dürren Stauden und erzeugte ein durchdringendes Rascheln, das aus allen Himmelsrichtungen zu kommen schien. Sopra war für viele hier ein Grundnahrungsmittel, denn man konnte daraus fast alles herstellen: Sopramehl, Soprasaft und, falls eine Staude nicht austrieb, konnte man die Knollen ausgraben und kochen. Aufgrund ihres Aussehens, nannte man diese auch gerne 'Popoknollen'. Andere brauten aus Sopra aber auch feinstes Bier, die Spezialität des Landes.
Außer einem kleinen Feldweg, einigen Bauernhäusern und Silos, gab es hier auf den Feldern jedoch nichts. Die großen Brauereien waren entweder in Archadis oder in einigen unabhängigen Klöstern hinter Birgund, nahe dem Mhyra Kliff angesiedelt.
Ein klappernder Wagen und die quietschenden Hamstalons eines alten Händlers störten plötzlich diese friedliche Atmosphäre. Er stoppte mitten auf dem Weg und der Alte stieg aus seinem Wagen. Er schob seine Schulterblätter nach hinten, ließ seine alten Knochen laut knacken und stöhnte kurz auf. Anstatt zur Ladeluke zu gehen, bewegte er sich auf die Seite des Wagens und klopfte einige Male gegen das morsche Holz, horchte kurz und trat einen Schritt zurück. Kleine Funken zischten durch die Luft und schraubten sich spiralförmig nach oben, erst langsam, dann immer schneller. Wie kleine betrunkene Feen, schwirrten die bunten Funken durcheinander. Die Luft schien zu verschwimmen, ein Geräusch, wie von tausend aufgescheuchten Schlangen erfüllte die Umgebung; und plötzlich löste sich die Holzwand des Wagens in einem glitzernden Funkenmeer auf. Blauer, feiner Rauch stieg in die Luft und wurde vom Wind fortgetragen. Hinter der verschwundenen Wand war ein kleiner, von außen nicht zu erkennender Magusraum, in dem exakt drei Leute Platz fanden.
Magusräume wurden schon in der Ära der Magier häufig verwendet, um den eigenen Kleiderschrank auf Kosten einer anderen Welt zu vergrößern. Wird ein Magusraum
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