Phön - Tränen der Götter (Die Phön Saga) (German Edition)
dachte Azhad und seufzte.
»Azhad...«, das Bild flackerte. »…Wir landen sofort. Steuere die freie Fläche vor dem Eingang zur Tempelstätte an.« Während das Bild langsam wieder verschwand, vernahm Azhad noch ein leises Kichern.
Was nun? Der schwarzhaarige Junge lief hin und her und wusste nicht, was er tun sollte. Damals war es eine ganze Meute, die sich dem Magier Mandragon entgegenstellte. Dieses Mal war es nur eine Handvoll. Er hoffte nur, dass die Amulette stark genug waren, den Bischof aufzuhalten. Nach einem kurzen Stoßgebet zog er an einem Hebel und begann den Landeanflug.
Gordongdschungel
Allen Beteiligten lief ein kalter Schauer über den Rücken, als sie die ersten Stufen der gewaltigen Treppe empor stiegen, die zum Eingang der Stätte führte. Die uralten Stufen waren teilweise zerbrochen und von Moos und seltsamen Pflanzen überwuchert. Kleine lebendige Wurzeln schlängelten sich wie Würmer durch die Gesteinsritzen, sodass man aufpassen musste, um sich nicht in ihnen zu verfangen. Picardo hüpfte verspielt auf den Treppen hin und her und pfiff vor sich hin, er hatte noch immer nicht begriffen, was vor sich ging. Oder er nahm es wie immer einfach auf die leichte Schulter.
Lea blickte sich immer wieder um. Sie war sich nicht sicher, ob das, was sie hier taten richtig war. Schließlich hätte der Bischof die Tempelstätte doch niemals entdeckt, wenn Cora und Picardo die magischen Worte nicht gesprochen hätten, um sie erscheinen zu lassen. Cora bemerkte, dass Lea etwas zurückfiel. Sie sah die Zweifel in ihren smaragdgrünen Augen.
»Prinzessin Zalea...«, rief Cora, die einige Stufen weiter oben stand und sich zur Prinzessin umdrehte. »Ich weiß, was in dir vorgeht.« Cora lief ihr entgegen.
»Es ist nur...«, begann Lea und senkte den Kopf.
»Ich weiß wir kennen uns nicht, Zalea. Aber du musst mir vertrauen«, unterbrach Cora. Lea nickte stumm. Sagte nichts. »Du fragst dich, warum wir die Stätte haben erscheinen lassen?« Ein weiteres Nicken. »Das Zepter hätte einen Weg gefunden, den Weg zu offenbaren, glaub mir. Das haben wir schon einmal schmerzhaft erfahren müssen.« Cora legte ihre Hände auf Leas Schultern. »Und wir müssen um jeden Preis vor Kahn am Brunnen der Elemente sein, um die Amulette mit Kraft zu versorgen und so dem Hass der Göttin entgegenwirken zu können!« Cora hatte Probleme damit, den Namen des Bischofs auszusprechen, verband sie doch so viel Leid und Pein mit ihm.
»Ist schon gut«, sagte Lea und ging langsam die Stufen hinauf, drehte sich nach wenigen Schritten aber wieder zu Cora um. »Ich vertraue dir, aber« Lea stockte und blickte die Stufen hinauf. Ein ungutes Gefühl durchfuhr ihre Sinne. »irgendetwas ist seltsam.«
»Ja«, bestätigte sie Cora kurz, die nun auch weiter ging. »Ich weiß!«
»Du kannst mich übrigens Lea nennen«, sagte die Prinzessin noch und folgte ihr. Cora lächelte ihr zu. Es war jedoch ein besorgtes Lächeln.
Erst oben bemerkte Munzheim, dass die Prinzessin zurückgefallen war und wartete nun am Ende der Treppen. Lea wurde mit einem mürrischen Gesichtsausdruck begrüßt:
»Ich sagte, bleibt hinter mir, Prinzessin!«
»Ich gebe acht, dass sie nicht stolpert!«, spottete Cora im Vorbeigehen und grinste. Lea schüttelte nur den Kopf, aber sie war die Fürsorge des Generals ja gewohnt. Picardo durchschritt als Erster den riesigen Torbogen. Kurz dahinter blieb er jedoch plötzlich stehen und erblickte ein Areal, das ihm einerseits vertraut, andererseits so fremd wie nie etwas zuvor erschien. Vor ihm erstreckte sich ein riesiger Platz, der mit Kopfsteinpflaster überzogen war. In dessen Mitte stand eine riesige, mit Kletterpflanzen überwucherte Statue, die einen muskulösen Mann mit einem breiten Schwert und Ohren, wie sie auch Picardo hatte, zeigte. Links und rechts, vor den riesigen Tempelmauern standen mehrere Häuser, Hallen und hohe turmartige Gebilde. Möglicherweise waren es früher Wohnhäuser, Bibliotheken oder ähnliches gewesen. Bei den meisten Gebäuden fehlte die Eingangstür. Einige waren zerfallen, während andere völlig intakt schienen. Vor allem die steinernen gewölbten Dächer der großen Hallen zeigten wenige Mängel. Hinter dem riesigen Platz erstreckte sich das größte Gebäude: Eine mächtige Zitadelle. Sie war u-förmig gebaut, sodass die Flügel noch teilweise in den Platz hineinragten. An beiden Seiten ragten riesige Türme in den Himmel. Sie waren gekrümmt, geradezu in sich selbst gedreht. Aber
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