Phön - Tränen der Götter (Die Phön Saga) (German Edition)
verbrannter Haut lag in der Luft. Mit einer Wucht, die Steine hätte spalten können, zog der riesige Mann das Schwert seinem Diener durch das Gesicht. Der junge Mann fiel zu Boden und schrie laut auf. Dunkles Blut spritzte auf die Schuhe des großen Mannes. Die magische, glühende Klinge hatte eine riesige Wunde hinterlassen. Die sengende Hitze hatte die Verletzung jedoch auf der Stelle verödet, sodass der Blutstrom sofort gestoppt wurde. Der junge Mann lag am Boden und hielt sich sein vor Schmerz brennendes Gesicht.
»Meister?!«, schrie er panisch.
»Ich kann es mir nicht erlauben - irgendetwas dem Zufall - zu überlassen!« Er rang kurz nach Luft. »Diese Narbe soll dich immer daran erinnern, - was deine - Mission ist!« Die gequälte Stimme des Meisters hallte an den kahlen Wänden wieder. »Solltest du deine Aufgabe nicht - erfüllen! Wird dir diese Verletzung deine Seele zerreißen - und deinen Leib innerlich spalten!« Er schnaufte angestrengt. »Solltest du je dein Leben etwas anderem widmen - als mir zu dienen!« Sein Brustkorb pulsierte.
»Und was ist ihr Begehr Meister?« Der Diener ignorierte den Schmerz der pochenden Wunde.
»Sobald ich meine Mission abgeschlossen habe - komm zu mir und bring mir das Amulett! Ich bin mir sicher, dass - die Thohawk es - wegschaffen werden! Ich bin mir sicher - sie unterschätzen das - finstere Zepter!« Er hustete schwer und ermutigte seinen Diener aufzustehen. »Durchsuche, wenn nötig die ganze Welt - durchsuche jeden Winkel - jedes von den Göttern verlassenen Ödlandes!«
»J... Jawohl!«, stotterte der junge Mann und erhob sich. Noch immer hielt er sich sein entstelltes Gesicht.
Das schwarze Amulett. Die Träne der Finsternis. Dies war nun seine Bestimmung.
Tag 4, Jahresanfang 346 n. E.
Tempelstätte der Thohawk
Als die Familie die Tempelstätte verließ, war allen etwas mulmig zumute. Ob sie das Richtige taten, war lange nicht gewiss. Die Mutter und Cora, die ihren Bruder im Arm hielt, warteten am Fuße der großen Treppen, als ihr Vater zu ihnen trat. Er schaute seiner Tochter in die Augen und murmelte seltsame Worte. Okura na Okumei de Levia, on Grimbasia... Alsbald er diese Worte aussprach, verschwand die Tempelstätte hinter ihnen. Coras Zuhause war mit einem Schlag wie vom Erdboden verschwunden.
»Vater?!«
»Vergiss diese Worte nie, mein Kind!«, sagte er zu ihr.
»Aber du hast...«
»Keine Sorge Cora, die Tempelstätte ist nicht verschwunden. Sie verbirgt sich lediglich vor jenen, die sie niemals finden dürfen!«
Cora wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. Aber ihr Vater hatte in den letzten Tagen mit vielen der Oberhäupter der Thohawk Gespräche geführt. Er wird wissen was er tut... Was jedoch niemand wusste, war, dass alle die Macht des Zepters und des dunklen Magiers unterschätzten und, dass ein Funken Hoffnung für das Volk der Thohawk gerade seinen Weg hinaus aus dem Dschungel antrat.
Einige Tage später erreichte die Familie die Küste. Nicht weit entfernt von der imposanten Stadt Goldhafen lag ein kleines Boot an einem Steg. Der Himmel war blau und die See ruhig. Der ewige Ozean lag wie ein blaues Seidentuch vor Cora und ihrer Familie.
»Seht ihr?«, sagte ihr Vater. »Kein Grund zur Sorge!« Langsam stieg er auf das kleine Schiff, das außer ein paar Segeln und einer winzigen Kabine in der Mitte eher einer Nussschale glich. Cora, die noch immer ihren Bruder auf dem Arm hielt, zögerte. Nach einigen aufmunternden Worten des Vaters jedoch, stieg auch sie vom Steg aus auf das Boot, gefolgt von ihrer Mutter.
»Die Götter und Phönix werden uns leiten!«, sagte ihr Vater leise und legte die Leinen los.
Tag 11, Jahresanfang 346 n. E.
Der ewige Ozean
Es blitzte und krachte. Der Himmel sah aus, als wolle er die See in sich verschlingen. Mit letzter Kraft übergab Coras Vater ihr das zweite Amulett, das ebenfalls die Form einer Träne hatte. Das Erste hatte er bereits zuvor um den Hals seines Sohnes Aeris gelegt, den Cora auf dem Arm trug.
»Die Lehren des Göttervogels!« Seine Worte wurden fast von dem tobenden Sturm verschluckt. Rings um sie herum war es schwarz. Nur einige Blitze erhellten ab und an die wabernden, todbringenden Wassermassen um sie herum, die immer wieder wie Dampfhämmer auf das kleine Boot einschlugen. Mit Inbrunst zog der Mann seine Tochter an sich heran. »Die Wahrheit liegt verborgen hinter dem Sonnenmond!«, brüllte er, um nicht im Sturm unterzugehen. Das junge Mädchen presste das kleine, schreiende
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