Phön - Tränen der Götter (Die Phön Saga) (German Edition)
Bündel an sich. Sie war kreidebleich und verstand die Bedeutung der Worte ihres Vaters nicht. Noch nicht.
Das salzige Wasser und ihre eigenen Tränen hatten ihre Augen rot gefärbt. Als sich eine gewaltige, schwarze Welle vor ihnen auftat, nahm der Mann seine Kinder das letzte Mal in die Arme. Dann wurde das Boot zerschmettert.
Tag 13, Jahresanfang 346 n. E.
Küste nahe der Hafenstadt Belgis
Cato war ein einfacher Händler. Er war stets darauf bedacht seine Waren an den Mann zu bekommen, den, ihm auferlegten, Konventionen zu gehorchen und immerzu einen gesunden Blutalkoholwert von einem Promille in sich zu tragen. An diesem Morgen jedoch kam alles, außer dem Promillewert, anders. Es schlenderte über den feuchten Steg am Wasser entlang, als ihm etwas Seltsames auffiel: Bretter und Reste von einem Segel wurden unter ihm an den Steg gespült. Immer wieder klopften die Holzstücke an die Wellenbrecher . Cato hatte eine durchzechte Nacht mit viel Calypso-Rum hinter sich, also konnte er eine Halluzination nicht ausschließen. Plötzlich hörte er ein leises Wimmern. Er drehte sich im Kreis und versuchte zu deuten, aus welcher Richtung die Stimme zu ihm drang. Schließlich fiel sein Blick auf einige Fässer, die fein säuberlich aufgetürmt waren. Als er die Fässer umrundete, wurde das Wimmern lauter und wurde zu einem regelrechten Geschrei.
Ein Baby ? Er konnte es nicht fassen, beugte sich herunter und zog zwischen zwei Fässern ein schreiendes Bündel heraus. Das Kind war noch ein Säugling und in eine hellblaue Decke gewickelt. Als er das Baby genauer betrachtete, bekam er einen Schreck: Es hatte zwei winzige Ohren, wie die eines Waschbären! Er rieb sich die schnapsgetränkten Augen. Doch die Ohren waren noch immer da.
Ohje Ohje... Ruckartig drehte er sich hin und her, um sicher zu gehen, dass ihn niemand beobachtete. Dann nahm er das Baby, packte es unter seine Jacke und ging schnellen Schrittes in Richtung Docks. Was der Händler nicht sah, war ein kleines Mädchen, das unter dem Steg auf einigen Holzbalken verharrte.
Bitte sorge dich um ihn! Das Mädchen war blass und hatte seit mindestens zwei Tagen nichts zu essen bekommen. Ihr Bruder war kurz vor dem Verhungern und so war es ihre letzte Chance, ihn abzugeben. Sie suchte sich dafür nicht irgendjemanden, nein sie wählte bewusst diesen alten Seebären, der ihr vertrauenswürdiger erschien, als das restliche Gesindel, das hier sein Unwesen trieb.Langsam stieg sie die Bretter zum Steg empor und schaute den beiden nach.Sie wischte sich eine Träne aus dem Gesicht und schaute nach hinten Richtung Meer. Dann zog Cora ihr Amulett unter ihren nassen Kleidern hervor und drehte es zwischen den Fingern hin und her.
Vater... Mutter... Sie vermutete, dass ihre Eltern es nicht geschafft hatten. Irgendwo auf dem Ozean hatte sie sie aus den Augen verloren. Sie hatten ihr nie richtig erklären können, warum sie geflohen waren, warum sie die Heimat hinter sich gelassen hatten.
Cora blickte zum Horizont. Die Sonnen waren gerade aufgegangen und wärmten ihr Gesicht. Da berührte plötzlich eine Hand ihre Schultern.Cora zuckte zusammen.»Keine Angst!«, beteuerte eine ruhige Stimme hinter ihr.»Mein Name ist Feghnom, und deiner, mein Kind?«
Kapitel 14
Wo Schatten geworfen werden,
ist stets eine Lichtquelle zu finden.
Tag 5, Elium 358 n. E.
Engelssegler
Azhad blickte nach unten und konnte es kaum fassen.
Wieso ließen sie die Tempelstätte erscheinen... sie müssen die Tränen haben. Er erinnerte sich an alte Schriften, die er einst las: Sie handelten von den Tränen der Götter, dem Volk der Thohawk und deren Bestimmung, die Tore der Elemente unter allen Umständen zu verteidigen. Wenn nötig mit ihrem Leben. Azhad kehrte in sich. Die Öffnung, die sich unter ihnen im Urwald aufgetan hatte, war groß genug, um den Engelssegler direkt vor der Stätte zu landen, deren gewaltigste Türme und Mauern nun sogar die höchsten Baumwipfel überragten. Man konnte aus dieser Höhe zwar keine Personen ausmachen, aber Azhad war sich sicher, dass die Gesuchten direkt unter ihnen waren. Kein Gerät sagte ihm das. Sein Gefühl verriet es ihm. Ganz nebenbei vertraute er diesen neuen Technologien sowieso nicht.
Ein kleiner Sphärograph neben dem Radar fing plötzlich an zu piepen und zu rauschen. Das bläuliche Bild war erst verzerrt, wurde dann immer klarer, bis schließlich das Antlitz des Bischofs darauf zu erkennen war.
Er ist doch nur zwei Korridore weiter in seinem Zimmer,
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