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Phönix

Phönix

Titel: Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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Stunden damit zu, mich an frühere Einkerkerungen zu erinnern. Da hatte es mal eine besonders lange in den Verliesen des Imperialen Palastes gegeben, die zu jener Affäre gehörte, welche mir meine herausragende Stellung im Jhereg und meiner Freundin Aliera zum erstenmal die Aufmerksamkeit der Imperatorin eingebracht hatte. Damals hatte es ein paar Wochen gedauert, und am schlimmsten war die Langeweile. Der war ich hauptsächlich mit körperlicher Ertüchtigung begegnet und mit der Entwicklung eines Kommunikationssystems zu meinen Mitgefangenen, damit wir böse Bemerkungen über unsere diversen Wachen austauschen konnten. Diesmal war ich nicht in der Verfassung, mich körperlich zu betätigen, und ich wußte nicht, wo die anderen Gefangenen, wenn es welche gab, saßen. Ich hatte mich gerade entschlossen, daß ein paar vorsichtige Übungen nicht schaden konnten, da öffnete sich die Tür wieder.
    »Aibynn«, sagte ich. »Bist du gekommen, um meinen armen, geschlagenen Körper zu pflegen? Oder mir die letzte Ölung zu verpassen?«
    Er setzte sich auf die andere Pritsche und wirkte leicht überrascht, mich zu sehen. »He«, sagte er. »Ich nehme an, du bist Traumgras nicht gewöhnt.«
    »Ich war geschwächt«, erklärte ich. »Versuch’s ein anderes Mal.«
    Er nickte bedächtig und sagte: »Ich dachte nicht, daß du am Leben bist. Ich dachte, sie würden dich, du weißt schon –« Er machte eine Hackbewegung gegen seinen Hals.
    »Machen sie wohl noch«, sagte ich.
    »Jep. Mich auch.« Er lehnte sich zurück, ohne im geringsten beunruhigt zu scheinen. Ich hatte den Eindruck, er würde es mit dem Fatalismus etwas zu weit treiben. Natürlich war es durchaus möglich, daß er für sie arbeitete. Ebenso das Gegenteil, daß er hierher verlegt worden war, damit wir uns unterhielten und sie uns belauschen konnten. Das würde dem Maß an Schläue entsprechen, das ich diesen Leuten zutraute.
    Ich fragte: »Hattest du was Gutes zu essen?«
    Er überlegte sorgfältig. »Eigentlich nicht, nein.«
    »Ich auch nicht.«
    »Ich hätte nichts dagegen –«, er brach ab und starrte zum Fenster hoch. Ich folgte seinem Blick, konnte aber nichts Besonderes erkennen. Also schaute ich wieder ihn an.
    »Was denn?«
    »Da sind Gitter in dem Fenster«, sagte er.
    »Ja?«
    »In der Zelle, wo ich war, gab es kein Fenster.«
    »Und jetzt?«
    Er nahm sich den Holzlöffel aus den Überresten meiner letzten Mahlzeit, ging zum Fenster und schlug auf eine der Querstreben.
    Ich fragte: »Meinst du, du kannst sie losschlagen?«
    »Hä? Ach, nein, nichts dergleichen. Aber hör mal.« Er schlug erneut darauf. Es entstand das übliche Geräusch eines auf Eisenstangen schlagenden Holzgegenstands. »Klingt das nicht toll?«
    Ich versuchte herauszufinden, ob er Witze machte. »Ähmmm, ich glaube, es müßte mal gestimmt werden«, sagte ich.
    »Wohl wahr. Ich frage mich, ob es etwas bringt, wenn man einen Streifen Stoff um ein Ende wickelt.«
    Seufzend lehnte ich mich auf dem Bett zurück und hoffte, daß die Wachen tatsächlich zuhörten. Einige Stunden später ging die Tür auf. Ein paar Wachen hielten die Kurzspeere, als wüßten sie damit umzugehen. Mein Freund, der Königliche Sonstwas, stand hinter ihnen. Er nickte mir zu und sagte: »Komm bitte mit mir.«
    Ich nickte Aibynn zu und sagte: »Trommle für mich.«
    »Das werde ich«, gab er zurück.
    Zu Buschbraue sagte ich: »Ich weiß nicht, ob ich so weit laufen kann.«
    »Wir können dich tragen, wenn es sein muß.«
    »Dann versuch ich es selbst«, sagte ich. Und tat es auch. Ich war noch ein bißchen wacklig auf den Beinen, und der Rücken tat mir weh, aber es ging. Nur so aus Prinzip eierte ich ein wenig mehr als nötig herum, es konnte ja nicht schaden, wenn sie glaubten, daß es mir schlechter ging. Wir liefen sowieso nur ein paar Schritte den Gang hinunter zu einem Zimmer mit zwei niedrigen Hockern und mehreren Fenstern. Er nahm einen Hocker, ich ließ mich auf dem anderen nieder, was nicht angenehm war.
    Er sagte: »Es haben beträchtliche Diskussionen darüber stattgefunden, wie mit euch beiden zu verfahren ist. Einige sprachen sich dafür aus, die alten Gesetze gegen die Folter außer Kraft zu setzen. Andere würden es befürworten, wenn ihr auf der Stelle exekutiert werdet, was den Aufruhr unterdrücken würde, der sich anscheinend zusammenbraut.«
    Hier machte er eine Pause, um zu sehen, ob ich etwas dazu sagen wollte. Da ich aber nicht glaubte, er wolle etwas über meine Rückenschmerzen

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