Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Phönix

Phönix

Titel: Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
Vom Netzwerk:
Variationen.«
    »Verstehe. Tja, jetzt weiß ich Bescheid.«
    »Ich wünschte, ich hätte meine Trommel.«
    »Das denke ich mir.«
    »Hat es geregnet, seit du hier bist? Ich hatte zuerst kein Fenster.«
    »Ich bin nicht sicher. Glaube nicht.«
    »Gut. Regen würde das Fell ruinieren.«
    Etwas später fragte er: »Warum haben wir den König denn umgebracht?«
    Ich meinte: »Wir?«
    »Nun ja, das haben sie mich gefragt.«
    »Oh. Deine Trommel hat ihm nicht gefallen.«
    »Ein guter Grund.«
    Wir verfielen in Schweigen, und wenn wir nicht redeten, konnte ich nur daran denken, wie sehr ich weiterleben wollte, was mich ziemlich deprimierte, deshalb sagte ich: »Wenn du dich so fühlst, als stündest du mit etwas im Einklang, meinst du, es könnte ein Gott sein?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. So ist es ganz und gar nicht. Es ist schwer zu beschreiben.«
    »Versuch es«, sagte ich, und er gehorchte und lenkte mich so lange ab, bis ich einschlief.
     
     
    Am frühen Nachmittag des zweiten Tages, nach dem Aibynn zu mir gekommen war, hörte ich einem spontanen Konzert von Metallstrebe (mit Handtuchfetzen gestimmt), Holzlöffel und Porzellanbecher zu, als ich plötzlich ein Zucken im Hinterkopf verspürte. Beinahe wäre ich aufgesprungen, aber ich hielt mich ruhig, entspannte mich und konzentrierte mich darauf, die Verbindung zu verstärken.
    »Hallo?«
    »Loiosh! Wo bist du?«
    »Ich … ankommen … später … kann nicht …«, und dann war er weg. Da entstand eine Verbindung mit jemand anderem, so stark, als würde mir einer ins Ohr schreien. »Hallo, Vlad. Ich hoffe, bei dir ist alles in Ordnung.«
    Ich brauchte nur einen Augenblick, um die psionische »Stimme« zu erkennen. Um ein Haar hätte ich laut seinen Namen gerufen. »Daymar!«
    »Derselbe.«
    »Wo bist du?«
    »Im Schwarzen Schloß. Wir sind eben mit dem Essen fertig.«
    »Wenn du mir jetzt von deinem Essen erzählst, dann brate ich dich.«
    »Schon klar. Wir haben von Loiosh erfahren, daß du in einer recht prekären Lage steckst.«
    »Ich finde das Wort prekär außerordentlich treffend.«
    »Ja. Er sagt, Zauberei funktioniert dort nicht.«
    »Anscheinend nicht. Wie ist er zu euch gekommen!«
    »Er ist offenbar geflogen.«
    »Geflogen? Beim Gestirn des Imperiums! Wieviele Meilen sind es denn?«
    »Das weiß ich nicht. Er wirkt allerdings etwas müde. Aber keine Sorge. Wir schauen bei dir rein, sobald wir können.«
    »Wie bald ist das? Die wollen mich hier hinrichten, mußt du wissen.«
    »Tatsächlich? Weswegen?«
    »Ein Mißverständnis um Hoheitsrechte.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Ja. Nun, ist auch egal. Wann könnt ihr hier sein?«
    »Da wir uns nicht telep –« Und weg war er. Daymar, ein Edelmann aus dem Haus der Hawk und jemand, der sehr viel Arbeit in die Entwicklung seiner psychischen Fähigkeiten gesteckt hat, konnte sehr wohl sprunghaft und unberechenbar sein, aber ich glaubte nicht, daß er eine Unterhaltung mitten im Satz abbrechen würde. Daher mußte es jemand anders gewesen sein. Daher machte ich mir Sorgen.
    Fluchend versuchte ich, die Verbindung wiederherzustellen, erreichte aber nichts. Ich versuchte es weiter, bis es dunkel war und ich Kopfschmerzen hatte, aber außer morbiden Gedanken kam gar nichts. In der Hoffnung auf Rettung und der vagen Vermutung, ich hätte alles nur geträumt, schlief ich ein. Mitten in der Nacht wachte ich auf und erinnerte mich noch halb an einen Traum, in dem ich über das Meer geflogen war, in heftigem Wind, und meine Flügel waren sehr schlapp. Ich wollte so gern Pause machen, und dann kam jedesmal ein Orca mit dem Gesicht eines Dragon aus dem Wasser und schnappte nach mir.
    Wenn ich eine halbe Minute zum Aufwachen gehabt hätte, würde ich ohne Hilfe begriffen haben, was der Traum zu bedeuten hatte, aber die halbe Minute gab es nicht, und sie war auch nicht nötig.
    »Boß! Wach auf!« Seine Stimme in meinem Kopf klang sehr laut und höchst willkommen.
    »Loiosh!«
    »Wir kommen rein, Boß. Mach dich bereit. Ist jemand bei dir?«
    »Nein. Ich meine, ja. Ein Freund. Das heißt, vielleicht ein Freund. Er könnte auch ein Feind sein. Ich weiß nicht –«
    »Das mag ich so an der Arbeit mit dir, Boß: deine Präzision.«
    »Sei kein Klugscheißer. Wer ist bei dir?«
    Aber er brauchte nicht mehr zu antworten, denn in dem Moment wurde die Mauer neben mir hellblau, drehte sich in sich und verschwand, und mir gegenüber stand meine Frau Cawti.
    Ich stand auf, als mein Mitbewohner sich regte. »Du, und

Weitere Kostenlose Bücher