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Phönix

Phönix

Titel: Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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verbuchen konnte; aber er spielte seine Rolle und würdigte uns keines Blickes.
    Mein Magen, der sich bei jedem Teleport umdrehte, beruhigte sich soweit, daß ich mich ärgern konnte, weil Loiosh zu weit entfernt gewesen war, als wir teleportiert wurden. Andererseits, was konnte er machen? Wir erreichten eine Tür aus hellem Holz am Ende des Ganges, und einer meiner Begleiter klopfte.
    »Nur herein«, ertönte es gedämpft von drinnen, und er öffnete. Toronnan war mein Boß, wenn ihr so wollt. Das bedeutet, mein Gebiet lag innerhalb von seinem, und er bekam einen Anteil von jedem meiner Gewinne. Als Gegenleistung dafür wurde ich selten von jemandem behelligt, der sich in meinem Gebiet breitmachen wollte, und ich profitierte von den Jhereg-Verbindungen im Imperialen Palast. Sein Büro war weder sonderlich beeindruckend, noch gab es viel preis. Er hatte keine Zielscheibe fürs Messerwerfen wie ich, keine Psidrucke von seiner Familie oder malerischen Hügellandschaften mit fröhlichen Teckla bei der Feldarbeit. Nur einen Bücherschrank mit ein paar ordentlich einsortierten Ordnern, einen Holztisch mit weicher Oberfläche und einer ansehnlichen Reihe Federstifte auf der einen, Tintenlöscher, Papier und Faß auf der anderen Seite, ein Tablett mit Süßigkeiten rechts in der Ecke, daneben ein Krug Wasser mit einem halbvollen Glas, daneben eine Branntweinkaraffe mit sechs Gläsern. Es gab nur einen freien Sessel, obwohl Platz genug für mehr gewesen wäre. Keine Fenster, doch das war kaum überraschend. Die Praktiken des Jhereg verbieten Morde im oder am Wohnhaus, vom Arbeitsplatz ist da aber nicht die Rede.
    Toronnan selbst war ein kleiner, nervös wirkender Mann mit nahezu unsichtbaren Augenbrauen und schmalen Lippen. Sein Gebaren konnte einem den Eindruck vermitteln, er sei schwach und harmlos, was nicht stimmte. Als ich eintrat, stand er auf, schob einen Ordner neben sich ins Regal und wies mir den Sessel zu. Ich setzte mich, er ebenfalls, dann nickte er meiner Eskorte zu. Sie schlossen die Tür hinter sich. Es gefiel mir, daß er seine Arbeit weglegte; manchmal zeigen die Leute gern ihre Macht, indem sie einen erstmal links liegenlassen. Ich sagte: »Wißt Ihr, Ihr könntet Rollen unter den Stuhl montieren lassen, dann müßtet Ihr nicht mehr aufstehen, sondern könntet zum Bücherschrank rübergleiten. Ich mach das so. Zeitsparend, wißt Ihr?«
    Er sagte: »Nein, sonst hätte ich dieser Tage gar keine Ertüchtigung mehr.« Seine Stimme war weich, wie die eines Spielmannes, und tief. Irgendwie wollte ich ihn immer singen hören.
    »Ich verstehe«, sagte ich.
    Er ließ mich nicht aus den Augen. Unangenehmerweise saß ich mit dem Rücken zur Tür. Gewöhnlich störte es mich nicht, weil Loiosh meistens dabei war.
    Nach einer Weile schüttelte er den Kopf. »Wie lange ist es jetzt her, Baronet? Drei Jahre arbeitet Ihr nun für mich?«
    »Ungefähr«, gab ich zurück.
    Er nickte. »Ihr habt recht gut verdient, seid immer sauber geblieben und habt niemandem in die Suppe gespuckt. In der Organisation hat es Leute gegeben, die nervös waren, weil ein Ostländer ein eigenes Gebiet leiten wollte, aber ich habe ihnen gesagt: ›Gebt dem Jungen eine Chance, sehen wir, was er draus macht‹, und Ihr habt es gut gemacht.«
    Das schien keine Antwort zu erfordern, also wartete ich.
    »Gewiß«, sprach er weiter, »es hat von Zeit zu Zeit ein wenig Ärger gegeben, aber soweit ich es überblicken kann, habt nie Ihr ihn angefangen. Ihr wart nicht zu gierig, und Ihr habt Euch von niemand herumschubsen lassen. Das Geld ist stetig geflossen, und Eure Bücher haben gestimmt. Das gefällt mir.«
    Er machte eine erneute Pause, ich wartete wieder.
    »Aber jetzt«, sagte er, »höre ich Dinge, die mir nicht so gut gefallen. Habt Ihr eine Vorstellung, was?«
    »Ihr habt gehört, daß ich künstliche Blumen auf meinen Eßtisch stelle? Das stimmt nicht, Boß. Ich –«
    »Laßt die Witze, klar? Ich habe gehört, daß Ihr Euch mit einer Gruppe Ostländer abgebt, die die nächste Regierungszeit der Teckla vorziehen will oder vielleicht auch nur den gesamten Zyklus umstoßen oder etwas dergleichen. Die Einzelheiten interessieren mich nicht. Aber diese Leute und ihre Interessen stimmen nicht mit unseren überein. Versteht Ihr mich?«
    Ich starrte an die Decke und versuchte, mir einen Reim darauf zu machen. Eigentlich hatte ich gar nichts mit denen zu tun, außer, daß meine Frau zufällig dazugehörte. Aber andererseits war mir nicht danach, mich

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