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Phönix

Phönix

Titel: Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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eines völligen Umsturzes nach einem Großen Zyklus reden oder über die eine, wahre, endgültige Bedeutung der Wiedergeburt der Phönix.«
    »Klingt langweilig.«
    »Ist es auch, größtenteils. Ein paar sind gut. Da ist ein Athyra namens Broinn, der behauptet, die Anstrengung, während des Interregnums Zauberei zu betreiben, als es fast unmöglich war, habe die Zauberer dazu gebracht, die Fähigkeiten zu entwickeln, die heutzutage so mächtig sind.«
    »Interessant. Und meint er, das Gestirn hat sich bei seinem Gang durch die Hallen des Jüngsten Gerichts verändert?«
    Ich nickte. »Eine recht attraktive Theorie.«
    »Ja, wirklich. Komisch, daß sie mir nie eingefallen ist.«
    »Oder mir«, sagte ich. »Hast du unseren Hausgast gesehen?«
    »Nicht in letzter Zeit. Wahrscheinlich geht es ihm gut.«
    »Denke ich auch. Er ist nicht so einer, der sich in Schwierigkeiten bringt. Ich frage mich bis heute, ob er ein Spion ist.«
    »Wäre es dir wichtig?«
    »Wenn er mich zum Narren gehalten hat, ja. Ansonsten nicht. Ich verspüre keine große Loyalität zum Imperium, wenn du das meinst.«
    Sie nickte und reckte sich wieder mit über den Kopf gestreckten Armen. Ihre Haare, lang und dunkelbraun und in den Spitzen eine Spur gelockt, hingen ihr hübsch zerzaust ins schmale Gesicht. Ihre warmen Augen wirkten immer ein wenig zu groß, und ihr dunkler Teint ließ es immer so aussehen, als stehe sie im Schatten. Ich verzehrte mich nach ihr, aber daran gewöhnte ich mich allmählich. Vielleicht werde ich mich auch daran gewöhnen, dieses leichte Zucken im Mundwinkel nicht mehr zu sehen, wenn sie eine ironische Bemerkung macht, oder wie sie mit schiefgelegtem Kopf an die Decke starrt, zusammengekauert und mit auf dem Schoß gekreuzten Handgelenken, wenn sie wirklich angestrengt über etwas nachdenkt. Vielleicht gewöhne ich mich auch daran. Vielleicht aber auch nicht.
    Sie schaute mich mit großen, fragenden Augen an, und ich überlegte, ob sie erraten hatte, was ich dachte. Ich fragte: »Habt ihr Leute irgendwas vor, wovon du mir erzählen kannst?«
    Mit unverändertem Gesichtsausdruck antwortete sie: »Wieso?«
    »Ich bin heute einberufen worden. Die Strippenzieher wollten, daß ich ihnen zusichere, daß ich nicht mit Kelly zusammenarbeite. Ich glaube, im Imperium geht etwas vor, und die Organisation denkt, in Süd-Adrilankha geht etwas vor.«
    Sie hielt meinem Blick stand. »Nichts, wovon ich dir erzählen kann.«
    »Also habt ihr Leute wirklich was vor.«
    Sie schaute mich leer an, ein Blick, der besagte, daß sie über etwas nachdachte – vermutlich darüber, wieviel sie mir sagen sollte – und nicht wollte, daß ihre Gedanken sich in ihrem Gesicht breitmachten. Schließlich sagte sie: »Nicht das, was du meinst. Ja, wir organisieren uns. Wir wachsen. Wahrscheinlich hast du schon was in deinem eigenen Gebiet gesehen.«
    »Ein bißchen«, gab ich zu. »Aber ich kann nicht sagen, wie ernsthaft es ist, und das muß ich wissen.«
    »Wir glauben, die Dinge überschlagen sich bald. Ich kann dir die Einzelheiten nicht –«
    »Wie bald?«
    »Wie bald, was? Ein Aufstand? Nein, nichts in der Art. Vlad, ist dir klar, wie leicht das Imperium herausfinden kann, was wir machen?«
    »Spione?«
    »Nein, obwohl das auch möglich ist. Ich meine, die Zaubersprüche, um durch Mauern zu lauschen, sind dem Imperium weitaus schneller verfügbar als die Zaubersprüche dagegen für uns.«
    »Da ist wohl was dran.« Daß ich Schwierigkeiten hatte zu glauben, das Imperium würde sich ihretwegen solche Mühe machen, sagte ich nicht; es wäre nicht gut rübergekommen. Und wenn ich so nachdachte, etwa an die Phönixwachen überall, es wäre vielleicht auch nicht zutreffend.
    »Siehst du«, sprach sie weiter. »Das heißt, was wir tun, kann eigentlich kein Geheimnis sein. Also ist es keins. Wenn wir Pläne schmieden, gehen wir davon aus, daß das Imperium im gleichen Augenblick darüber Bescheid wissen kann. Also verstecken wir gar nichts. Eine Frage wie: ›Wie bald?‹ ist sinnlos, weil wir uns lediglich vorbereiten. Wer weiß? Morgen? Nächstes Jahr? Wir machen uns bereit. Die Zustände dort –«
    »Ich kenne die Zustände dort.«
    »Ja«, sagte sie. »Tust du.«
    Ich starrte sie eine Weile an und versuchte, mir eine Erwiderung einfallen zu lassen. Es gelang mir nicht, also grunzte ich, nahm mir mein Buch und tat so, als würde ich lesen.
    Etwa eine Stunde darauf klopfte Aibynn an und trat ein. Er duckte sich wie ein Teckla, lächelte zaghaft und

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