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Phönix

Phönix

Titel: Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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vernünftigen Zinsen vergeben werden, daß –«
    »Wie kann das Glücksspiel für Leute gerecht sein, die sich das Spielen überhaupt nicht leisten können? Was nützt es, wenn man die Leute gut behandelt, die ihren Körper verkaufen müssen? Was ist ein vernünftiger Zinssatz für jemanden, der Schulden hat, weil er alles an einem von deinen Spieltischen verloren hat, und wie willst du bei denen eintreiben, die nicht bezahlen können?«
    Ich zuckte die Achseln. »Es wird so oder so weitergehen. Ich bin besser als jeder andere.«
    »Ich glaube, ich habe mich verständlich gemacht.«
    »Ich kann nicht alle Probleme der Welt lösen. Und dein Freund Kelly ebensowenig, auch wenn er anscheinend anders denkt.«
    »Hast du dich in letzter Zeit mal aufmerksam umgehört? Hast du es nicht gesehen?«
    »Was gesehen? Die Tecklaparaden durch die Straßen? Leute, die sich in Parks über Dinge anschreien, über die sie längst einer Meinung sind? Plakate, die sagen –«
    »Und jetzt sind da Phönixwachen und beobachten sie, Vlad. Und ich meine Phönixwachen – keine Teckla, denen man Umhänge gegeben und Speere in die Hand gedrückt hat. Das bedeutet, sie haben Angst, Vlad, und es bedeutet, sie wagen es nicht, Dienstpflichtige hinzuschicken. Meinst du, sie wissen vielleicht etwas, das du nicht weißt? Vor drei Wochen, sogar noch vor zwei, ist nichts dergleichen geschehen, außer in Süd-Adrilankha. Jetzt kann man es schon auf dem Unteren Weg des Kieron beobachten. Was ist, bei der Geschwindigkeit, in zwei Wochen? Oder zwei Monaten?«
    »Meiner Ansicht nach nicht viel.«
    »Mir ist bekannt, daß du so denkst. Aber vielleicht –«
    »Nein, ich will nicht über deine verdammte Revolution streiten.«
    Sie zuckte die Achseln. »Du hast angefangen.«
    »Können wir über uns beide reden?«
    »Ja«, sagte sie, aber ich fand, nach all dem hatte ich nichts Schlaues mehr zu sagen.
    Das Schiff tauchte in die Wellen, die um uns herum brachen und sich dann wieder neu bildeten, als hätte es uns nie gegeben. Ich wollte etwas Tiefgründiges und Philosophisches sagen, aber mir fiel nichts ein.
    »Ich lege mich schlafen«, sagte ich. »Wenn Aibynn zu trommeln anfängt, wirf ihn über Bord.« Ich paßte mich den rollenden Wellen an, bis ich die kleine Leiter fand, die in die Kammern unter Deck führte. Dort suchte ich mir einen Platz zum Ausstrecken, holte eine Decke und ließ mich vom Schiff in den Schlaf wiegen.

    Es mußten ungefähr zehn Stunden vergangen sein, als ich von diesem Wiegen aufwachte. Ich wankte die Leiter hoch, stieß mir die Schulter an einem Metallding, das irgendein Idiot an der Wand befestigt hatte (ich glaube, ein Scharnier), kratzte mir das Schienbein auf, als ich abrutschte, und gelangte schließlich an Deck. Morrolan stand noch da, wo ich ihn verlassen hatte. Der orangerote Himmel wurde von tiefhängenden grauen Wolken verdeckt, und der Wind war wirklich bösartig. Morrolans Umhang bauschte sich wild, fast romantisch, um ihn herum. Ich hatte noch die formlose Robe an, die ich während der Gefangenenzeit trug, sonst wäre ich auch romantisch gewesen. Wirklich. Ich zog mich an der Reling entlang, bis ich neben ihm stand.
    »Rauhe See«, sagte ich, das heißt, ich mußte es über das Wellen- und Windgetöse und die knarrenden Masten fast brüllen. Er nickte. Als ich mich umschaute, dachte ich plötzlich, wie winzig das Schiff war. Ich fragte: »Mit dem Wetter alles normal?«
    Er schaute mich komisch an. »Warum fragst du?«
    »Ehrlich gesagt, ich weiß nicht. Und?«
    Er nickte.
    Loiosh landete mir auf der Schulter. »Glaubst du, ein Sturm zieht auf?« fragte ich ihn.
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Ich dachte, Tiere hätten für so etwas eine Art Instinkt.«
    »Pah.«
    »Was hältst du von unserem Freund Aibynn?«
    »Keine Ahnung, Boß. Er ist seltsam.«
    »Jau.«
    Ich holte mir über meine Verbindung zum Gestirn die Uhrzeit, es war noch weit vor Mittag, aber schon lange nach der Zeit, zu der ich gewöhnlich das Fasten breche, und stellte fest, daß ich Hunger hatte. Ich wollte Morrolan nach was zu essen fragen, da wurde es mir klar. »Ich habe wieder Verbindung zum Gestirn.«
    Er nickte. Alte Plaudertasche.
    »Wann ist das passiert?«
    »Irgendwann in der Nacht.«
    »Mann, was für eine Erleichterung.«
    »Ja.«
    »Was ist mit Essen?«
    »Unten gibt es Brot und Käse und Weißfrucht und getrocknete Kethnas.«
    »Das reicht. Könnten wir uns nicht einfach von hier nach Hause teleportieren?«
    »Nur zu. Ich bin nicht in

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