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Phönix

Phönix

Titel: Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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Eile.«
    »Aber wenn wir in einen Sturm fahren –«
    »Ich habe beschlossen, daß dies nicht geschehen wird.«
    »Ach. Dann ist es egal.«
    Ich ging wieder unter Deck, fand das Essen und behandelte es angemessen.

    Als der nächste Tag anbrach und sein orangefarbenes Schimmern rechts von uns auf die See ergoß, lugte die Stadt Adrilankha von den Hügeln der Grafschaft Wellenkrone herab und breitete Hafen und Anleger wie einen geöffneten Schoß vor uns aus. Die Seeleute bedachten uns, besonders Morrolan, mit finsteren Blicken, weil sie wußten, daß er den Wind gebändigt hatte, der uns so rasch nach Hause brachte, und Orca glauben, wie ich erfahren habe, daß die Natur, wenn jemand günstige Winde beschwört, sobald sie kann mit einem Sturm antworten wird. Vielleicht haben sie recht. Aber Adrilankha, das auf uns herabstarrte wie ein großer weißer Vogel, die Klippen als Flügel und als Kopf das große Anwesen der Lyorn Daro, der Gräfin von Wellenkrone, schien es nicht zu kümmern. Und mich übrigens auch nicht.
    Als wir am Bakenfelsen vorbeifuhren, holte die Mannschaft einen Eimer Meerwasser ein und verschüttete ihn übers Deck, ein Ritual, über das ich mich schon immer gewundert habe, weil mir gesagt worden war, daß es ausschließlich in Adrilankha durchgeführt wird. Sie taten es mechanisch, danach bereiteten sie die Taue vor und machten andere Dinge, die ich auch nicht besser begriff als beim letzten Mal.
    Aber ich schaute auch nicht richtig zu. Aliera stand neben mir, Morrolan neben ihr, auf der anderen Seite Aibynn und Cawti weiter hinten. Loiosh hockte mir auf der rechten Schulter. Ich fragte mich, was ihnen wohl durch den Kopf ging, während die Stadt vor uns wuchs, Bauwerk um Bauwerk: das Alte Schloß, wo die Drei Barone während einer Regierungszeit der Athyra vor einigen Zyklen ihre seltsame Magie praktizierten; Bei Michaagu, abgesehen von dem von Valabar wahrscheinlich das beste Gasthaus des Imperiums; die Weinbörse, fett und braun, aus Steinen erbaut, die tief in den Hügel reichten.
    Und dahinter die Stadt. Oder besser, die Städte, denn jeder von uns hatte seine eigene: Aliera und Morrolan, die nicht dort wohnten, kannten den Imperialen Palast und die umgebenden Großen Häuser; einen ewig beschnittenen Garten unterhalb der Hänge der Sattelhügel. Aibynn sah vielleicht einen so fremden und wilden und ungewohnten Ort wie ich, als ich seine Insel betreten hatte. Cawti würde Süd-Adrilankha sehen, das Ostländerghetto, mit seinen Elendsvierteln und dem Gestank und den offenen Märkten und den Ostländern, die immer auf dem Sprung waren, bereit, vor Phönixwachen abzuhauen oder gelegentlich vor einem Abenteurer der Dzur oder vor so gut wie jedem sonst. Ich sah eine Stadt, in der mein besonderer Ort entlang dem Unteren Weg des Kieron war, wo sich die Bitterkeit der Gewalt mit der Süße des Luxus mischte und man mit offenen Augen lief, entweder um eine zufällige Gelegenheit zu ergreifen oder sich davor zu bewahren, selbst zu einer zu werden.
    Diese Städte ragten vor uns auf, eine und viele, und wuchsen höher und klarer, während wir zusahen; meine Augen wurden davon gebannt und gehalten, als der Hafenmeister unserem Schiff mit schwarzen und gelben Flaggen sichere Einfahrt signalisierte und uns hereinlotste.
    Ich war heimgekehrt, und ich hatte Angst, und ich wußte nicht, warum.

 
     
GESCHÄFTLICHE ÜBERLEGUNGEN
     
     

 
     
LEKTION
WIE MAN MIT MITTELSMÄNNERN UMGEHT I
     
     
    »Die Leute fangen langsam an, Fragen über dich zu stellen, Vlad«, sagte Kragar, zwei Minuten bevor uns die Tür um die Ohren flog.
    Ich war seit drei Tagen aus Grünewehr zurück. Cawti war wieder unterwegs mit ihrem alten Freund Kelly und seiner Bande lustiger Vollidioten, und ich versuchte gerade, meine Geschäfte zu leiten und Süd-Adrilankha aufzuräumen, ohne daß ich hinterher Schuldscheine ans Imperium ausstellen müßte. (Das war ein Witz; das Imperium würde nie Schuldscheine von Jhereg akzeptieren. Ich dachte, das sollte ich kurz klarstellen.)
    An allen Fronten gab es völligen Stillstand. Soll heißen, Cawti und ich versuchten weiter, miteinander zu reden, und wir drehten uns im Kreis. Ich hatte immer noch kein Büro in Süd-Adrilankha, und zuverlässige Berichte bekam ich auch nicht. Ich hatte bisher nichts von Verra gehört. Ich wußte nicht, was Aibynn von Adrilankha hielt, weil er nicht viel redete; eigentlich war er auch nicht so oft da. Ich fragte mich nach wie vor, ob er ein Spion war. Kragar,

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