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Phönix

Phönix

Titel: Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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mein eigener Herzschlag. »Besorge mir genaueste Pläne der Kerker im Imperialen Palast.«
    »Was?«
    »Sie liegen unter dem Iorich-Flügel.«
    »Was ist los?«
    »Cawti ist verhaftet worden.«
    Ein Bruch in unserer Unterhaltung, der bis zum Horizont reichte, unendlich, zeitlos.
    »Du willst doch nicht ernsthaft –«
    »Besorge sie.«
    »Vlad –«
    »Mach es!«
    »Nein.«
    Ich machte die Augen auf, setzte mich aufrecht und sah ihn an. »Was?«
    »Ich habe nein gesagt.«
    Ich wartete, daß er weitersprach. Er sagte: »Vor einigen Wochen hast du die Kontrolle verloren und dich fast umbringen lassen. Wenn es wieder passiert, bist du alleine.«
    »Ich habe dich nicht gebeten –«
    »Aber ich werde nicht das Holz für deine Barke fällen.«
    Ich musterte ihn genau, meine Gedanken rasten, auch wenn ich den Inhalt nicht mehr wußte. Schließlich sagte ich: »Raus hier.«
    Er ging ohne ein weiteres Wort.

    Ich kann mich weder an ein Gefühl von Übelkeit nach dem Teleport ins Schwarze Schloß erinnern, noch weiß ich, wie Lady Teldra mich begrüßt hat, als ich durch das Portal trat. Morrolan und Aliera fand ich im Vorzimmer der Bibliothek, wo die Sessel am bequemsten sind und er am liebsten sitzt. Dieses Zimmer ist das größte, doch stehen darin weniger Bücher, und es ist mehr Platz zum Stöbern, Sitzen und Herumlaufen als in den anderen.
    Morrolan saß, Aliera stand, ich lief herum.
    »Was ist denn, Vlad?« fragte Morrolan, nachdem ich ein paarmal an ihm vorbeigekommen war.
    »Cawti ist verhaftet worden. Ich möchte, daß du mir hilfst, sie rauszuholen.«
    Er steckte ein Stück goldverziertes Elfenbein an die Stelle im Buch, wo er zu lesen aufgehört hatte, und legte es fort. »Daß sie verhaftet wurde, tut mir leid«, sagte er. »Wessen klagt man sie an?«
    »Verschwörung.«
    »Verschwörung gegen was?«
    »Das wurde nicht genau gesagt.«
    »Ich verstehe. Möchtest du etwas Wein?«
    »Nein, danke. Hilfst du mir?«
    »Was meinst du damit, sie rauszuholen?«
    »Wonach hört es sich denn an?«
    »Es hört sich ganz nach dem an, was wir getan haben, um dich von Grünewehr zu holen.«
    »Stimmt.«
    »Warum möchtest du das denn?«
    Ich hielt mit dem Auf- und Ablaufen gerade so lange inne, um nachzusehen, ob sein Gesicht einen scherzhaften Ausdruck hatte. Ich fand keinen. »Sie hat mich rausgeholt«, antwortete ich.
    »Das war die einzige Möglichkeit, dich zu befreien.«
    »Und?«
    »Ich würde vorschlagen, daß wir beim Imperium zunächst andere Methoden probieren. Ihre ehemalige Partnerin ist schließlich Thronerbin.«
    Ich blieb stehen. Daran hatte ich nicht gedacht. Ich ließ mir von Morrolan Wein einschenken, den ich trank, ohne ihn zu schmecken. Dann sagte ich: »Und?«
    »Was, und?« fragte Morrolan zurück, doch Aliera verstand und entschuldigte sich kurz. Ich setzte mich und wartete. Bis Aliera ungefähr zehn Minuten später zurückkehrte, sprachen wir kein Wort.
    »Norathar«, sagte sie, »wird tun, was sie kann.«
    »Und das wäre?« fragte ich.
    »Hoffentlich genug.«
    »Hat sie es gewußt?«
    »Daß Cawti verhaftet wurde? Nein. Anscheinend hat es aber ziemlichen Ärger im Ostländerviertel gegeben, und diese Gruppe, zu der sie gehört, war wohl mittendrin.«
    »Ich weiß.«
    »Es gibt übrigens in ganz Süd-Adrilankha solche Gruppierungen, und die Imperatorin sorgt sich um mögliche Zerstörungen.«
    »Ja.«
    »Aber Norathar besitzt gewissen Einfluß. Wir werden sehen.«
    »Ja.«
    Ich brütete ein Weilchen vor mich hin und starrte auf meine Füße, bis Loiosh sagte: »Paß auf, Boß«, während Aliera gleichzeitig fragte: »Wer ist ›sie‹ und wer ist ›er‹?«
    »Hä?«
    »Du hast eben gesagt, warum wollte sie, daß er getötet wird.«
    »Oh. Ich hatte nicht bemerkt, daß ich laut spreche.«
    »Hast du auch nicht, aber deine Gedanken waren so kräftig, daß es den gleichen Effekt hatte.«
    »Ich glaube, ich bin durcheinander.«
    »Und, wer ist sie?«
    Ich schüttelte den Kopf und brütete weiter, diesmal etwas vorsichtiger. Morrolan las, Aliera streichelte eine graue Katze, die sich in der Bibliothek niedergelassen hatte. Ich leerte mein Weinglas und ließ mir nicht nachschenken.
    »Erzählt mir«, sagte ich laut, »woher die Götter kommen.«
    Morrolan und Aliera sahen erst mich, dann einander an. Dann räusperte er sich und sagte: »Das ist unterschiedlich. Manche sind tatsächlich Jenoine, die die Erschaffung des Großen Meeres des Chaos überlebt haben. Andere sind ihre Diener, denen es gelungen

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