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Phönix

Phönix

Titel: Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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ist, sich dabei anzupassen und die Energie zu nutzen, sei es währenddessen oder über die Jahrtausende, die darauf folgten.«
    »Ein paar«, fügte Aliera hinzu, »sind einfach Zauberer, die unsterblich geworden sind und die Macht erworben haben, auf mehr als einem Gleiter gleichzeitig zu existieren.«
    »Tja«, sagte ich, »wie unterscheiden sie sich denn dann von den Dämonen?«
    »Lediglich eine Frage der Interpretation«, antwortete Morrolan. »Dämonen lassen sich herbeirufen und kontrollieren, Götter nicht.«
    »Auch nicht von anderen Göttern?«
    »Korrekt.«
    »Wenn also ein Gott einen anderen kontrollierte, würde jener Gott zu einem Dämon?«
    »Auch das trifft zu. Sollten wir davon erfahren, würden wir diesen Gott fortan als Dämon bezeichnen.«
    »Scheint mir ziemlich willkürlich.«
    »Ist es auch«, sagte Aliera. »Aber trotzdem ist es von Bedeutung. Wenn ein Gott nichts weiter als eine Macht mit einer Persönlichkeit ist, ist es doch entscheidend, ob man diese kontrollieren kann, findest du nicht?«
    »Was ist mit den Göttern des Jüngsten Gerichts?«
    »Was soll mit ihnen sein?«
    »Wie kommen die dahin?«
    »Krieg«, antwortete Morrolan, »oder Bestechung oder durch die Freundschaft zu anderen Göttern.«
    »Und warum wollen sie das?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte Morrolan. »Du, Aliera?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Warum die ganzen Fragen?«
    »Ich wollte nur mal plaudern«, log ich.
    »Möchtest du ein Gott werden?« fragte Morrolan.
    »Eigentlich nicht«, sagte ich. »Und du?«
    »Nein. Auf die Verantwortung kann ich verzichten.«
    Ich schnaufte abfällig. »Wem gegenüber sind sie denn verantwortlich?«
    »Sich selbst, einander.«
    »Eure Dämonengöttin scheint mir nicht gerade verantwortlich zu handeln.«
    Aliera sprang auf und griff fast schon nach Wegfinder. Ich wiegelte ab. »Entschuldigung«, sagte ich. »Ich dachte nicht, daß du es so persönlich nehmen würdest.«
    Sie funkelte mich eine Weile an, dann zuckte sie nur mit den Schultern. Morrolan sah Aliera an, wandte sich dann zu mir und sagte: »Sie ist aber wirklich verantwortlich. Zwar ist sie auch unberechenbar und launenhaft, doch belohnt sie Loyalität, und sie wird einem Untertan keine Handlung aufzwingen, die ihm schaden kann.«
    »Was, wenn sie sich irrt?«
    Er blickte mich durchdringend an. »Diese Gefahr besteht natürlich immer.«
    Ich sagte nichts mehr, dachte aber über diese Informationen nach. Es war ein klein wenig skandalös, so über meine Schutzpatronin zu sprechen, als wäre sie eine gemeinsame Bekannte, über deren charakterliche Stärken und Schwächen man zum Spaß tratschen dürfte. Wenn aber stimmte, was man mir erzählte, dann führte sie etwas im Schilde, bei dem am Ende, vielleicht nur durch Zufall, alles gut würde, oder irgendwo, sagen wir auf einer höheren Ebene, war etwas vollkommen schiefgelaufen.
    Oder aber Morrolan und Aliera irrten sich.
    Lady Teldra erschien in der Tür und kündigte die Prinzessin Norathar an: Herzogin von Neunfels, Gräfin von Harwind, und so weiter, und so weiter, und Thronerbin der Dragon. Nicht so groß wie Morrolan, nicht so stark aussehend wie Sethra, aber dennoch bewegte sie sich immer anmutig.
    Ehemalige Attentäterin war von der Liste gestrichen, aber als solche hatte sie mit Cawti zusammen eine der gesuchtesten Partnerschaften von Mördern im Jhereg dargestellt, so schwer das heute auch zu glauben ist, wenn man eine der beiden sprechen hört. Ich kannte ihre kämpferischen Fähigkeiten; sie hat mich einmal umgebracht.
    Norathar ging zu dem Tablett mit den harten Getränken hinüber, fand ein bräunliches, das ihr zusagte, und goß sich ein Glas voll. Nachdem sie ein gutes Drittel ausgetrunken hatte, stellte sie sich uns. Sie sagte: »Die Imperatorin hat in die Freilassung der Lady Taltos eingewilligt. Die Lady Taltos hat abgelehnt.« Dann setzte sie sich hin und trank noch mehr. Loiosh krallte sich in meine rechte Schulter.
    »Abgelehnt?« brachte ich schließlich mit, wie ich fand, fester Stimme heraus.
    »Ja«, erwiderte Norathar. »Sie hat verlauten lassen, daß sie bei ihren Kameraden warten wolle, bis sie alle frei seien.« Jetzt konnte ich die Anspannung in ihrer Stimme hören, als sie klar und ruhig zu sprechen versuchte. Sie war von Kopf bis Fuß Dragon wie Morrolan und Aliera, und seit sie zur Erbin gemacht worden war, hatte sie sich verändert, so daß sie heutzutage kontrollierter wirkte als beide zusammen. Aber im Augenblick war diese Kontrolle

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