Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Phönix

Phönix

Titel: Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
Vom Netzwerk:
verändern, bis ich wieder den Gang erkannte, durch den ich im Nebel und einer schwarzen Katze folgend gelaufen war. Auf dem Boden waren ein paar Blutstropfen.
    Ich trat durchs Fenster.
    Der gleiche Gang, die gleiche Verwirrung über Entfernung und Ausmaße in diesem konturlosen Weiß. Nur gab es diesmal keine schwarze Katze, die mich führte. Ich fragte mich, wohin ich gehen sollte, und ich fragte mich auch, ob es von Bedeutung war. Hinter mir gab es kein Fenster. Loiosh regte sich auf meiner Schulter und sagte: »Hier lang fühlt sich gut an, Boß.« Als ich darüber nachdachte, fand ich das auch, also steckte ich den Dolch weg und lief los.
    Der Nebel war auch nicht da, also wurde vielleicht alles zu meinen Gunsten so arrangiert; die Dämonengöttin schien ein Händchen fürs Theatralische zu haben. Kein Nebel, keine Katze, keine Geräusche, aber dafür kamen die Türen viel schneller als letztesmal. Irgendwie wäre es am seltsamsten, wenn dieser Korridor wirklich nur ein Korridor wäre, mit fester Länge, und wie lange man laufen mußte, hing einfach davon ab, wo man auftauchte.
    Als ich diesmal vor den Türen stand, sah ich mir die Schnitzereien ein wenig genauer an. Auf den ersten Blick wirkten sie wie abstrakte Entwürfe, doch als ich näher hinsah, konnte ich Formen erkennen, wenigstens glaubte ich das. Bäume, ein Berg, ein paar Räder, etwas, das aussah wie ein Mann mit einem Loch im Kinn, was anderes, das vielleicht ein phantasievolles, vierbeiniges Tier sein mochte, mit Tentakeln anstelle einer Nase und ein paar Hörnern, die aus dem Maul wuchsen, möglicherweise ein Meer unter dem, was ich für einen Berg gehalten hatte, das jetzt aber mehr wie ein Stock unter einem runden Ballon aussah.
    Ich schüttelte den Kopf, sah erneut hin, und da waren wieder nur abstrakte Gebilde. Wer weiß, wieviel wirklich da war und wieviel ich mir eingebildet hatte?
    Weil mir sonst nichts einfiel, klopfte ich an die Türen und wartete eine sehr, sehr lange Minute. Ich klopfte erneut und wartete wieder. Ich hatte noch Verbindung zum Gestirn, und ich dachte darüber nach, ob ich versuchen sollte, die Türen aufzusprengen oder so was, aber dann überlegte ich es mir anders.
    »Gut so, Boß.«
    »Schnauze, Loiosh. Hast du irgendwelche tollen Ideen?«
    »Ja. Hau mit der Faust dagegen, wie man es von einem Ostländer erwartet.«
    »Und wenn es da abwehrende Zaubereien gibt, die jeden vernichten, der die Dinger anfaßt?«
    »Guter Einwand. Aber Bannbrecher ist doch auch da.«
    Ich nickte. Das war eine Idee. Ich stand etwas länger wie ein Trottel da, dann ließ ich mir die goldene Kette seufzend in die Hand fallen. Erst wirbelte ich sie herum, dann hörte ich wieder auf. »Vielleicht ist es doch kein so guter Einfall.«
    »Irgendwas mußt du aber machen, Boß. Wenn dir Abwehrzauber Sorgen machen, hau mit Bannbrecher dagegen. Wenn nicht, klopf entweder an oder guck einfach nach, ob sie so aufgeht.«
    Ich überlegte ein Weilchen, dann wurde ich auf mich selbst wütend, weil ich wie ein Trottel dastand. Bevor ich klar denken konnte, wirbelte ich die Kette herum und hieb gegen die Tür. Sie schlug, Metall auf Holz, dagegen, und das Geräusch verstummte sofort. Kein Gefühl, ich spürte keinen Zauber, und zum Glück hinterließ Bannbrecher keine Kratzer in der Tür.
    Also stieß ich gegen die rechte Tür, die ein bißchen knarzte, sich aber kaum bewegte. Als sie jedoch wieder zuging, entstand zwischen beiden Flügeln eine Lücke, in die ich mit den Fingern paßte. Ich zog an der Tür, die so schwer war wie sie aussah, und langsam öffnete sie sich so weit, daß ich hindurchschlüpfen konnte.
    Als ich voranging, sah ich das Schimmern und Funkeln in der Luft, das ich schon kannte, wenn Verra erschien oder verschwand. Vielleicht würde ein Zuschauer mich auch so sehen, wenn ich in ihr Reich trat.
    In der Zeit, die ich für diese Gedanken brauchte, war sie angekommen. Sie folgte mir mit den Blicken, als ich mich ihrem Thron näherte, und als ich fast da war, sprang die Katze, die ich in den Falten ihres weißen Umhangs erst nicht gesehen hatte, herunter und begutachtete mich. Loiosh erstarrte auf meiner Schulter.
    »Irgendwas ist mit dieser Katze, Boß …«
    »Das würde mich nicht im geringsten überraschen, Loiosh.«
    Ich blieb in angemessener Entfernung zum Thron stehen und wartete, ob sie zuerst etwas sagen wollte. Gerade, als ich dachte, da kommt wohl nichts mehr, sagte sie: »Du machst Blutflecken auf meinem Fußboden.«
    Ich schaute

Weitere Kostenlose Bücher