Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Phönix

Phönix

Titel: Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
Vom Netzwerk:
sagte er: »Ihr möchtet eintreten, mein Lord.«
    »Danke.«
    Ein Sprichwort lautet: »Nur die Issola leben im Palast«, und vielleicht trifft es zu. Will sagen, wenn ein Jhereg wie ein Issola aussehen kann, dann Soffta. Er war ein wenig brustlastig gebaut, das Gesicht ebenmäßig, schmale Stirn und spitzer Haarschopf, und seine Bewegungen waren geschmeidig und langsam, wie einstudiert. Nein, eigentlich sah er nicht wie ein Issola aus, aber doch so sehr, wie ein Jhereg es nur konnte. In seinem Büro standen vier bequem aussehende Sessel, und man überblickte den Innenhof. Bei jedem Sessel stand ein dreibeiniger, runder Tisch, auf dem der Gast sein Getränk absetzen konnte, das an der Bar am anderen Ende des Zimmers gemixt wurde. Alles schön sauber und unbedrohlich. Wirklich.
    Er bot mir einen Sessel an. »Baronet Taltos«, sagte er. »Ist mir ein Vergnügen. Was zu trinken? Ich habe fenarianischen Wein.«
    Issola. »Das wäre nett«, sagte ich. Ich sah die Flasche und merkte, daß er Branntwein meinte. »Klar und sauber«, sagte ich. Der Sessel war so weich wie er aussah. Nicht sonderlich geeignet, wenn man eilig aufstehen wollte. Ich fragte mich, ob das Absicht war. Hätte ich das Zimmer eingerichtet, wäre es so.
    Er goß mir etwas ein, dann das gleiche für sich. Ich fragte mich, ob ihm wirklich etwas daran gelegen war, ob er ihn wenigstens richtig servierte, oder ob er bloß höflich war. Wahrscheinlich würde ich es nie erfahren. Es war Tazviz, wohl der meistverfügbare fenarianische Branntwein; gut, wenn auch nicht bemerkenswert. Wenigstens konnte ich Pfirsiche herausschmecken.
    Als wir beide saßen und uns am Feuer auf unseren Zungen erfreuten, fragte er: »Wie kann ich Euch helfen, Baronet?«
    »Das Imperium hat irrtümlich meine Frau festgenommen, als es ostländisches Gesocks aus Süd-Adrilankha entfernte. Ich würde gerne ihre Freilassung erreichen.«
    Er nickte mitfühlend. »Ich verstehe. Höchst unglücklich. Ihr Name?«
    »Die Lady Cawti. Taltos natürlich. Sie ist Gräfin von, mal überlegen … Achtlos Kluft, glaube ich.«
    »Ja. Geduldet Euch einen Augenblick, genießt den Wein. Ich schaue mal, was ich tun kann.«
    »Sehr wohl.«
    Er verließ den Raum. Ich erhob mich und starrte aus dem Fenster. An der Seite konnte ich gerade noch die riesige Halle des Iorich-Flügels ausmachen, unter dem die Kerker lagen. Sie war komplett ummauert, dunkel und nüchtern, ihre Fahne flatterte darüber, und Dragonlords im goldenen Umhang der Phönixwachen patrouillierten auf den Mauern. Nein, so gesehen wäre es verflucht schwer, sie da rauszuholen.
    Direkt unter mir lag ein Steingarten in blau und weiß und Streifen akkurat gemähten Rasens mit vereinzelten, beschnittenen Bäumen. Direkt vor mir flatterte auf einem hohen, einsamen Fahnenmast das Banner des Hauses, ein stilisierter Jhereg, finster, mit ausgebreiteten Flügeln, ausgestreckten Klauen, schwarz auf grauem Grund. Es erfüllte mich mit überhaupt keinem Gefühl.
    Da kehrte Soffta zurück und setzte sich wieder hinter seinen Tisch. Er schaute wirklich ernst drein. »Es scheint«, begann er, »als habe bereits jemand im Namen der Lady Cawti interveniert, und sie hat die Freilassung verweigert. Wißt Ihr etwas davon?«
    »Hmmm«, machte ich. »Was wäre nötig, ihre Freilassung trotz dieser Weigerung zu erzielen?«
    »Nun, ich bin mir nicht sicher, Lord Taltos. Eine solche Weigerung ist wohl noch nie dagewesen, und eine Freilassung zu erzwingen, nun, ich stelle mir vor, der Befehl der Imperatorin würde reichen.«
    »Zweifellos, zweifellos«, sagte ich. Ich stand auf und spazierte wieder zum Fenster rüber und schaute hinaus. Ich lief ein wenig auf und ab, und dieses Laufen brachte mich hinter Sofftas Stuhl. Er ließ mich hinter sich kommen, aber ich konnte die Anspannung in seinen Nackenmuskeln sehen. Hofgesandter hin oder her, er war ein Jhereg, kein Issola. »Eine schwierige Lage«, sagte ich. »Vielleicht kann man gar nichts tun.«
    »Vielleicht«, sagte er, immer noch ohne mich anzusehen. »Wenngleich ich gewiß bereit bin, wo ich kann zu helfen.«
    »Gut, gut«, sagte ich. »Vielleicht könnt Ihr mir dann etwas sagen.« Während ich sprach, legte ich ihm beiläufig eine Hand auf die Schulter. Auch die war nun angespannt, doch seine Hände waren locker, gut sichtbar auf dem Tisch. Wir waren drei Schritte von der Tür entfernt. »Nur so aus Neugierde, wie lange ist es her, seit hier Blut vergossen wurde, hier, im Jhereg-Flügel?«
    »Nicht mehr seit dem

Weitere Kostenlose Bücher