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Phönix

Phönix

Titel: Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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König erschlagen hatte, und er sollte morgen vor meiner Imperatorin erscheinen. Wenn er nun tatsächlich selbst ein Auftragsmörder wäre, hatte ich sie eben so elegant in die Falle gelockt, als hätte ich es geplant. Kurz überlegte ich, etwas dagegen zu tun, dann beschloß ich, daß es mich nichts anging. Mag sein, wenn er ein Attentäter war, daß ich mich aus dem Staub machen müßte, bevor sie die Verbindung zwischen Aibynn und mir aufdeckten, aber sonst, na und?
    Ich gratulierte ihm wieder und ging in mein Büro, dabei bat ich Melestav, Kragar reinzuschicken. Ich zwang mich, konzentriert auf die Tür zu schauen, und so bemerkte ich ihn, als er hereinkam. Er sah mich nur kurz an und fragte: »Wer ist das Ziel?«
    »Toronnan.«
    »Er selbst, ja? Ist er hinter uns her oder wir hinter ihm? Nicht, daß es etwas ausmachen würde.«
    »Keins von beidem, um genau zu sein. Kellys Bande ist auf seinen Befehl hin festgenommen worden. Ich will herausfinden, was er will.«
    »Klingt gut. Wie?«
    »Jemanden in seiner Organisation kaufen, ist doch klar.«
    »Oh, natürlich. Einfach so.«
    »Wenn es einfach wäre, Kragar, würde ich es selbst machen.«
    Er blinzelte. »Wie nett, daß du das laut sagst, nachdem du die ganze Zeit bloß –«
    »Schluß jetzt.«
    »Trotzdem.«
    »Hmmm?«
    »Legen wir ihn um?«
    »Ich hoffe nicht. Davon habe ich zu viel gemacht. Noch mehr, und die Leute werden allmählich unruhig – Leute, die ich nicht beunruhigen will. Übrigens habe ich augenblicklich genug mit Süd-Adrilankha zu schaffen. Mehr Territorium brauche ich nicht.«
    Er nickte. »Das habe ich auch gedacht. Gut, ich schau mal nach, ob jemand in seiner Organisation leicht zu haben ist.« Er stand auf, hielt inne und sagte: »Glaubst du, er hat jemanden bei uns gekauft?«
    »Kann man nicht wissen«, antwortete ich. »Möglich wäre es. Aber deswegen werde ich nicht in Paranoia verfallen.«
    »Bestimmt nicht.«
    »Ach, bring mir einen kompletten Waffensatz. Es ist mal wieder soweit.«
    »Klar, bin bald zurück.« Er ging und sah ungewöhnlich nachdenklich aus.
    Ein paar Stunden darauf, als ich gerade die letzten Waffen auswechselte, spazierte Melestav in mein Büro.
    »Nachricht von einem Kurier, Boß.«
    »Ach wirklich? Da ist aber jemand auf Formalitäten bedacht. Mußtest du bestätigen?«
    »Ja. Hier ist sie.«
    Ich begutachtete das einfach gefaltete und versiegelte Papier und erfuhr nichts Interessantes. Das Siegel erkannte ich nicht, aber ich glaube, ich würde eh höchstens drei oder vier wiedererkennen. Selbst bei meinem eigenen bin ich nicht sicher. Ich machte es auf, las und überlegte.
    »Was ist es, Boß?«
    »Was? Oh. Der Herr, der mich vor einigen Tagen zu sich eingeladen hat, will mich sehen, aber diesmal hat er es nicht so eilig.«
    »Toronnan?«
    »Genau der.«
    »Meinst du, es ist eine Falle?«
    »Schwer zu sagen. Er möchte, daß ich Ort und Zeit bestimme, heute oder morgen. Das wäre schwer zu erraten.«
    »Ist gut, Vlad«, sagte Kragar. »Soll ich für Schutz sorgen?«
    »Verdammt richtig.«
    »Gut. Ich kümmere mich darum. Wo?«
    »Darüber denke ich noch nach. Ich sage Melestav Bescheid.«
    Er ging Vorbereitungen treffen.
    »Was hältst du davon, Boß?«
    »Keine Ahnung. Ich hoffe, es ist nicht der Anfang von einem weiteren Krieg; ich glaube nicht, daß ich den bewältigen könnte.«
    »Wir beide nicht.«
    »Vielleicht sollte ich mich aus diesem Geschäft zurückziehen, Loiosh.«
    »Vielleicht ja.«
    Er verstummte, und ich überlegte. Vielleicht sollte ich aufhören – mit der ganzen Sache aufhören. Leute für Geld umbringen, den Lebensunterhalt von Teckla und Narren verdienen, vielleicht hatte ich genug. Vielleicht konnte ich –
    Konnte ich was? Was würde ich machen? Ich stellte mir ein Leben wie das von Morrolan oder Aliera vor, sicher auf einem Stück Land irgendwo den Teckla bei der Arbeit auf den Feldern zuzusehen – oder, was auch möglich wäre, nicht zuzusehen. Herumzusitzen, welche Kuriositäten auch meine Wege kreuzten zu genießen. Nein, das konnte ich mir nicht vorstellen. Mag sein, daß mein Dasein im großen Rahmen der Dinge sinnlos war, aber es hielt mich auf Trab.
    Ja, aber war das eine ausreichende Rechtfertigung für alles, was ich zu tun hatte, nur um am Leben und im Geschäft zu bleiben? Tja, warum verspürte ich überhaupt das Bedürfnis, mich zu rechtfertigen? Teils, vermutete ich, wegen Cawti. Sie hatte genau das erlebt, was ich ganz sicher nicht wollte, Müßiggang und Frustration,

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