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Phönix

Phönix

Titel: Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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sie aus dem Gefängnis zu holen?«
    »Wir werden morgen eine Demonstration unserer Stärke abgeben. Wir erwarten fünftausend Ostländer und Teckla, die allesamt dem Kampf verschworen sind, bis die Zwangsverpflichtung aufhört und unsere Freunde freigelassen werden. Viele von ihnen sind bereit zu kämpfen, bis das Imperium selbst von uns und für uns geführt wird. Hast du das oder soll ich es wiederholen?«
    »Ich gebe es nochmal kurz wieder: Ihr macht nichts, außer euch gegenseitig anzubrüllen, wie wütend ihr seid, und ihr hofft, die Imperatorin lacht sich vielleicht tot.«
    »Vor ein paar Wochen hat sie nicht viel gelacht, als sie die Truppen aus Süd-Adrilankha abgezogen hat.«
    »Sie sind aber wieder zurück.«
    »Im Moment. Aber wenn wir hier absperren müs–«
    »Sperr mal deinen Mund ab, Paresh. Ich bin hergekommen, weil ich herausfinden wollte, ob ihr irgendwelche Pläne zur Befreiung meiner Frau aus den Imperialen Kerkern habt. Anscheinend nicht. Mehr wollte ich nicht wissen. Guten Tag.«
    Als ich mich abwandte, sagte er: »Baronet Taltos«, und legte so viel Abscheu in den Titel, daß ich ihn um ein Haar auf der Stelle fertiggemacht hätte. Habe ich nicht, aber ich bin stehengeblieben und habe mich zu ihm umgedreht. Er sagte: »Denk darüber nach, wie deine Frau reagieren wird, wenn dir irgendwas einfällt, sie aus dem Gefängnis zu yendigen, während die anderen dableiben. Denk darüber nach.«
    Ich spürte, wie ein Hohnlachen sich auf meinem Gesicht breitmachen wollte, gab ihm aber nicht die Genugtuung, es zu sehen. Ich ging hinaus und lief zurück in meinen Teil der Stadt, wo man mich aus Gründen haßte, die mir lieber waren.
     
     
    Na gut, auf die konnte ich also nicht zählen. Hatte ich auch nicht wirklich vermutet, aber fragen mußte ich sie immerhin. Wo stand ich nun? Wahrscheinlich nirgendwo. Ich blieb lange genug dort, um mit Kragar in Kontakt zu treten.
    »Was gibt’s Neues?«
    »Diese Sängerknaben kriegen echt was mit, Vlad. Die sind besser als die Bordsteinschwalben. Sie spielen am Hof, und sie hören zu, und sie tratschen. Das war eine tolle Idee.«
    »Spar dir die Lobhudelei, Kragar. Haben wir was herausgefunden?«
    »Aber sicher. Die große Verhaftung der Ostländer war – ähm. Ich weiß nicht recht, ob dir das gefallen wird.«
    »Raus damit.«
    »Na gut. Sie geschah auf Bitten von und aufgrund von Informationen des Imperialen Gesandten des Hauses Jhereg.«
    Ich atmete tief durch, und aus Gründen, die mir nicht klar waren, machte ich automatisch die Handbewegungen, mit denen ich immer überprüfe, ob sich meine diversen verborgenen Waffen an ihrem Platz befanden.
    »In Ordnung, Kragar. Danke. Sonst noch was?«
    »Nichts Außergewöhnliches.«
    »Ich melde mich.«
    Ich hatte meinen gewohnten Umhang an, aber er war sauber. Die graue Tunika, die ich angezogen hatte, war gebügelt, und meine Hose war, wenn auch bei Hof nicht wirklich angemessen, nicht schlecht. Die Stiefel waren etwas angestoßen und schmutzig, also hielt ich auf dragaeranischem Gebiet kurz an und ließ sie von einem Teckla putzen und polieren, wofür ich ihm ein ordentliches Trinkgeld überließ. Dann teleportierte ich mich, damit sie sauber blieben, in die Nähe des Imperialen Palastes.
    Ich stützte mich an der nächsten Wand ab und zählte Spaziergänger, bis es meinem Magen wieder besserging, dann machte ich mich auf zum Jhereg-Flügel. Draußen standen zwei alte Männer und taten so, als wären sie Wachposten (wer würde schon allen Ernstes in den Jhereg-Flügel einbrechen?), und ich nickte ihnen im Vorbeigehen zu. Drinnen saß ein fröhlicher junger Mann in grau und schwarz hinter einem kurzen Eichentisch. Er fragte nach meinem Begehr.
    »Graf Soffta«, sagte ich.
    »Habt Ihr einen Termin, mein Lord?«
    »Selbstverständlich.«
    »Sehr schön. Die Tür dort, die Treppe hoch, bis ganz nach hinten durch.«
    »Klar.«
    »Einen angenehmen Nachmittag noch, mein Lord.«
    »Ja.«
    Jede Handbreit Edelmann, so bin ich. Pah. Der eineiige Zwilling des fröhlichen jungen Mannes saß hinter dem eineiigen Zwilling des Tisches. Er fragte nach meinem Begehr. Der Tisch blieb stumm.
    »Graf Soffta«, sagte ich.
    »Habt Ihr einen Termin, mein Lord?«
    »Nein.«
    »Welchen Namen darf ich melden?«
    »Baronet Taltos.«
    Ein kleines Zucken lief durch seine Brauen, als hätte er den Namen schon einmal irgendwo gehört, aber das war alles. »Einen Augenblick, wenn ich bitten darf«, dann schwieg er ein paar Herzschläge lang. Danach

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