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Phönix

Phönix

Titel: Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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Karten es vorhergesagt hätten, wenn ich daran gedacht hätte, sie zu legen.«
    »Ich glaube nicht, daß ein Ausbruch angebracht ist«, sagte ich.
    Aliera sah mich mit blauen Augen an. »Warum nicht?«
    »Wenn Cawti keinen imperialen Gnadenerlaß anerkennt, warum glaubst du, sie würde eine gewaltsame Befreiung hinnehmen?«
    Aliera zuckte die Achseln. »Wir werden halt den ganzen Haufen mitnehmen müssen, mehr nicht.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, daß sie mitkämen. Ich glaube, sie wollen im Gefängnis bleiben, bis sie alle gemeinsam freigelassen werden.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Ich habe mit denen geredet. So denken die.«
    »Die sind bekloppt«, sagte Aliera.
    »Wie recht du damit hast«, sagte ich. »Oder auch nicht.«
    »Was also«, fragte Morrolan, der bei der Vorstellung, in die Imperialen Kerker einzudringen, nie ganz glücklich ausgesehen hatte, »schlägst du nun vor?«
    »Ich bin nicht sicher. Darüber muß ich nachdenken. Aber ich weiß, was ich zuerst machen werde: herausfinden, was genau, beim Blut auf Verras Fußboden, in Süd-Adrilankha vorgeht.«
    »Blut auf Verras Fußboden?« wiederholte Morrolan. »Ich glaube nicht, daß ich diese Formel schon gehört habe.«
    »Nein«, stimmte ich zu. »Wahrscheinlich nicht.«
     
     
    Der nächste Tag würde kurz werden. Das heißt, es war der Tag vor dem Fest zum Neujahr, deshalb hörten die meisten Leute gegen Mittag zu arbeiten auf. Ich ließ meine weitermachen, denn Feiertage sind unsere besten, aber jeder bekam Zuschläge. Ich hatte keine Ahnung, ob die Leute, die ich sehen wollte, den ganzen Tag arbeiteten, nur einen Teil oder überhaupt nicht, deshalb wachte ich wesentlich früher als gewöhnlich auf. Ich frühstückte und warf eine Weile Sachen in die Luft, damit meine Jheregs was zum Spielen hatten.
    »Loiosh, Rocza sieht komisch aus. Ist sie schwanger?«
    »Hä? Nee, Boß. Glaube ich wenigstens nicht. Ich meine, so wie das funktioniert –«
    »Ist auch egal. Was ist es dann?«
    »Na ja, du weißt ja, sie stand Cawti etwas näher als ich, also denke ich –«
    »Ach, ich verstehe. Alles klar.«
    Ich stürzte meinen Klava hinunter, zog mich an, nahm Loiosh und Rocza und machte mich an meine erste Aufgabe. Aibynn war im blauen Zimmer und regte sich nicht. Darum beneidete ich ihn.
    Kellys Gruppe war zweimal umgezogen, seit ich das letzte Mal in ihrem Hauptquartier gewesen war, und der aktuelle Ort war vollkommen anders als die anderen. Bisher hatten sie sich immer in einer Wohnung getroffen, in der zwei oder drei von ihnen wohnten, aber kürzlich fanden sie ein leerstehendes Ladenlokal nicht weit entfernt von den Bauernmärkten, die unregelmäßig über Süd-Adrilankha verteilt lagen. Jedes Fenster, das einmal dort gewesen war, war mit Latten verschlossen worden, entweder als rührend unzureichende Verteidigungsgeste oder weil sie sich kein Ölpapier oder Fensterglas leisten konnten. Ich überlegte eine Weile. Wie immer, wenn ich den ostländischen Teil der Stadt aufsuchte, spürte ich, wie die Anspannung ein wenig nachließ, aber diesmal war davon kaum etwas zu merken, als ich das niedrige Holzgebäude betrachtete.
    Es war ziemlich augenfällig, wenn man näher kam, sowohl wegen des Schildes mit der Aufschrift »Preßpatrouillen raus!« als auch wegen der Truppe Phönixwachen, die still und ominös auf der anderen Straßenseite stand und die bösen Blicke der Passanten ignorierte. Wie Cawti gesagt hatte, waren sie anscheinend allesamt Dragonlords und Dzur. Soll heißen, es waren Professionelle, keine verpflichteten Teckla, was bedeutete, daß man mit ihnen nicht verhandeln konnte und daß sie gut kämpften.
    Aber egal. Ich sah sie mir von einer Straßenecke aus an, wo ich die Phönixwachen und auch jeden, der durch die Tür kam, beobachten konnte. Schließlich ging jemand, den ich erkannte, hinein. Ich verließ meinen Standort, winkte den Goldmänteln fröhlich zu und folgte ihm.
    Er begrüßte mich mit der ganzen Wärme, die ich aus unseren früheren Begegnungen kannte. »Du!« sagte er.
    »Mein lieber Paresh«, erwiderte ich. »Wie kommt es, daß sie dich nicht auch festgenommen haben? Nein, nein, laß mich raten. Sie haben bloß die Ostländer abgeholt. Entweder fanden sie, daß ein Dragaeraner, wenn auch bloß ein Teckla, das Gefängnis nicht verdient, oder sie fanden, daß ein Teckla, selbst wenn er Dragaeraner ist, harmlos sein muß. Habe ich recht?«
    »Was willst du?«
    »Meine Frau wiederhaben. Was schlägst du vor, um

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