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Physiologie der Ehe (German Edition)

Physiologie der Ehe (German Edition)

Titel: Physiologie der Ehe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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ihre Gesellschaft nicht wegen ihrer Liebenswürdigkeit gesucht wird, so packt sie die Langeweile; sie verlegen sich auf Frömmigkeit, Katzen, Hündchen und andere Liebhabereien, die sie nur vor Gott zu verantworten haben.
    Die vom Statistischen Amt angestellten Berechnungen der Bevölkerung berechtigen uns, von der Gesamtzahl ferner zwei Millionen kleiner Mädchen abzuziehen; sie sind zum Anbeißen hübsch, aber sie stehen noch beim Abc des Lebens und spielen in aller Unschuld mit andern Kindern, ohne eine Ahnung zu haben, daß sie über diese kleinen ›Mannis‹, über die sie jetzt lachen, eines Tages weinen werden.
    So bleiben also zwei Millionen Frauen. Welcher vernünftige Mensch wird uns nicht zugeben, daß hiervon hunderttausend arme Mädchen abzuziehen sind: Häßliche, Bucklige, Hysterische, Rachitische, Kranke, Blinde, Verkrüppelte, Arme? Sie alle sind Mädchen von guter Erziehung, aber sie alle bleiben Mädchen und können infolgedessen gegen die heiligen Gesetze der Ehe nicht verstoßen.
    Wird man uns hunderttausend andere Mädchen abstreiten: Schwestern der heiligen Camilla, barmherzige Schwestern, Nonnen, Lehrerinnen, Gesellschaftsfräuleins usw.? In die fromme Nachbarschaft dieser Mädchen wollen wir die ziemlich schwer zu bestimmende Zahl von solchen stellen, die zu groß sind, um noch mit kleinen Jungen zu spielen, und noch zu jung, um schon ihre Orangeblütenkränze entblättern zu lassen.
    Endlich wollen wir von den fünfzehnhunderttausend Frauen, die wir in unserm Probiertiegel haben, noch fünfhunderttausend abziehen: die Töchter Baals, an denen die wenig zartfühlenden Männer ihr Vergnügen haben. Wir wollen sogar – ohne zu befürchten, daß sie sich gegenseitig etwas zuleide tun könnten – zu ihnen noch hinzurechnen: die ausgehaltenen Frauen, die Modistinnen, Laden- und Geschäftsmädchen, Schauspielerinnen, Sängerinnen, Tänzerinnen, Statistinnen, Haushälterinnen, Dienstmädchen usw. Die meisten von diesen Geschöpfen wissen auch ihre Leidenschaften zu erregen, aber sie finden es unanständig, für den Tag und Augenblick, wo sie sich ihrem Liebhaber ergeben, einen Notar, einen Bürgermeister, einen Geistlichen und eine ganze Schar lachlustiger Menschen vorher zu bestellen. Ihr System, das von einer neugierigen Gesellschaft mit Recht verdammt wird, bietet den Vorteil, sie gegen die Männer, gegen den Herrn Bürgermeister, gegen die hohe Justiz zu nichts zu verpflichten. Da sie nun in keiner Weise gegen einen von der Behörde vorgeschriebenen Eid verstoßen, so haben diese Frauen nichts mit einem Werk zu schaffen, das ausschließlich den legitimen Ehen geweiht ist.
    Man wird vielleicht sagen, auf diese Weise beschränkten wir uns auf ein recht kleines Stoffgebiet für das Thema, das dieser Betrachtung zugrunde liegt – dafür wird aber dieses Kapitel einen Ausgleich bilden für andere, die nach der Meinung von Liebhabern zu sehr anschwellen könnten. Sollte jemand eine reiche Witwe, die er liebt, gerne zu der verbleibenden Million gerechnet wissen wollen, so kann er sie auf das Kapitel der Barmherzigen Schwestern, der Ballettmädchen oder Buckligen anrechnen. Endlich müssen wir darauf aufmerksam machen, daß wir für unsere letzte Kategorie nur fünfhunderttausend in Anspruch genommen haben, weil es oftmals vorkommt – wie wir bereits oben gezeigt haben –, daß die neun Millionen Bäuerinnen sie um eine beträchtliche Anzahl vermehren. Aus demselben Grunde haben wir die arbeitende Klasse und den kleinen Bürgerstand nicht berücksichtigt: die Frauen dieser beiden Gesellschaftsstände sind das Produkt der Anstrengungen, die die neun Millionen weiblicher Zweihänder machen, um sich zu den hohen Regionen der Zivilisation zu erheben. Wenn wir nicht diese peinliche Genauigkeit übten, würden viele Leute diese statistische Betrachtung als einen Scherz ansehen.
    Wir hatten auch daran gedacht, eine kleine Sonderabteilung von hunderttausend Frauen zu bilden, eine Art Amortisationskasse der Frauenrasse, ein Asyl für Frauen, die man als eine Art Zwitterwesen betrachten muß, wie z. B. die Witwen; aber wir haben es vorgezogen, nur mit runden Summen zu rechnen.
    Die Richtigkeit unserer Analyse läßt sich leicht nachweisen; es genügt dazu eine einzige Überlegung:
    Das Leben der Frau zerlegt sich in drei genau abgegrenzte Zeitabschnitte: der erste beginnt mit der Wiege und schließt mit der Erreichung des Alters der Heiratsfähigkeit; der zweite umfaßt die Zeit, während welcher eine Frau

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