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Picasso kann jeder

Picasso kann jeder

Titel: Picasso kann jeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schuster
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normal leben. Sie weisen mehr oder weniger ausgeprägt die folgenden Besonderheiten auf:
soziale Isolation; wenig Empathie mit anderen; kein Wunsch nach Sozialkontakt; Schwierigkeiten, nonverbale Kommunikationen zu verstehen; wenig humorvoll. Andy Warhol war im Umgang mit anderen Menschen ganz und gar ungewöhnlich und unbeholfen. Lewis Carroll (1832 – 1898) lebte zurückgezogen. Er wollte persönlich unbekannt bleiben. Van Gogh bekam leicht Streit, sehnte sich zwar nach Gesellschaft, fand sie aber nur selten. Sir Conan Doyle (1859 – 1930) war schnell verletzend. Er bemerkte die tödliche Erkrankung seiner Frau praktisch nicht. George Orwell konnte extrem taktlos sein;
eingegrenzte, sehr spezielle, manchmal abstrakte Interessen;
zwanghaftes Verhalten und Abhängigkeit von Routinen: speziell Immanuel Kant (1724 – 1804): Alle Veränderungen ängstigten ihn. Jonathan Swift (1667 – 1745) quälten Reinlichkeitsprobleme. Lewis Carroll schrieb alles auf und war zwanghaft;
motorische Ungelenkigkeit (können nicht tanzen, bewegen sich unharmonisch);
Sprech- und Sprachprobleme, verzögerte Sprachentwicklung: Einige der genannten Kreativen sprachen unrhythmisch und unharmonisch. Ludwig van Beethoven (1770 – 1827) hatte Sprachprobleme, bewegte sich unharmonisch und verschüttete oft seine Tinte im Klavier.

    Viele weitere Künstler und auch einige Philosophen ließen sich an dieser Stelle einordnen, so etwa der Schriftsteller George Orwell, der Philosoph Baruch Spinoza, der Musiker Wolfgang Amadeus Mozart (vgl. Fitzgerald 2005). Alle waren im Umgang mit anderen Menschen sehr schwierig, wollten oder konnten mit ihnen nicht viel anfangen. Überwiegend sahen sie sich nicht in der Lage, eine Ehe zu schließen, mit einem Partner zusammenzuleben. Unter diesen Bedingungen wird aber eine besondere Konzentration auf ein künstlerisches Werk möglich.
Die Außenseiter
    Menschen, die nicht genauso aufwachsen wie die Mehrheit ihrer Zeitgenossen, haben häufiger bedeutende Werke abgeliefert (man spricht in der Literatur von der »marginalen Persönlichkeit«). Sie können ethnischen (die Einwanderer in Amerika) oder auch religiösen Minderheiten angehören, wie die Juden. Bei diesen Gruppen könnte die intellektuelle Orientierung und Erziehung in den Ursprungsfamilien eine Rolle spielen. Der amerikanischen Trappergesellschaft des 19. Jahrhunderts fehlte für wichtige Innovationen einfach oft der Kontakt zum Wissen der Kultur.
    Es kann aber auch sein, dass diese Menschen einen »Gewohnheitsbruch« erfahren. Vieles wird in ihren Familien anders gemacht als außerhalb. Die Welt ist ihnen weniger selbstverständlich als anderen Personen, die sich innerhalb der Mehrheitsgewohnheiten erleben. Auch Homosexuelle erleben ein solches Außenseitertum. Zu den berühmtesten homosexuellen Kreativen gehört Leonardo da Vinci.
    Eine andere Form des Außenseitertums ist der frühe Verlust eines oder beider Elternteile. Von 699 herausragenden historischen Personen der Geschichte haben 45 Prozent einen Elternteil oder beide Eltern verloren, bevor sie 21 Jahre alt waren (Simonton 1999). Hier seien nur einige der vielen Beispiele genannt:
Wissenschaftler, die früh (vor dem zehnten Lebensjahr) einen oder zwei Elternteile verloren haben: Paracelsus, Descartes, Isaac Newton, Gottfried Wilhelm Leibniz, Voltaire, Jean-Jacques Rousseau, Alexander von Humboldt, Charles Darwin, James Clerk Maxwell, Jean-Paul Sartre,. Alexander Fleming.
Schriftsteller, die früh einen oder zwei Elternteile verloren haben: Charles-Pierre Baudelaire, George Gordon Byron, Joseph Conrad, Alexandre Dumas, die Brüder Grimm, Friedrich Hölderlin, John Keats, Molière, Edgar Allen Poe, Stendhal, Jonathan Swift.
Bildende Künstler, die einen oder zwei Elternteile verloren haben: Ferdinand Victor Eugene Delacroix, Leonardo da Vinci, Fra Lippi, Michelangelo, Edvard Munch, Raffael, Peter Paul Rubens.
Komponisten, die früh einen oder zwei Elternteile verloren haben: Johann Sebastian Bach, Arcangelo Corelli, Giacomo Puccini, Jan Sibelius, Richard Wagner.

    Auch bei Unternehmern ließe sich eine solche Liste aufstellen. Steve Jobs, Mitgründer von Apple, wurde kurz nach seiner Geburt zur Adoption freigegeben.
    Als Ursachen für die kreative Höchstleistung dieser Personen kommt mehreres in Betracht. Sie wachsen nicht unter »normalen« Verhältnissen auf. So kommt es zu dem oben erwähnten Bruch mit oder von Gewohnheiten. Vielleicht haben sie es schwerer als andere Kinder: Sie lernen

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