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Picasso kann jeder

Picasso kann jeder

Titel: Picasso kann jeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schuster
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einerseits früh, für sich selbst zu sorgen, und werden selbständiger als andere Kinder, andererseits wollen sie eventuell später einen früh empfundenen Mangel ausgleichen. Vielleicht hatten sie aber auch, vor allem dann, wenn der Vater fehlte, wie bei den Brüdern Lilienthal, mehr Freiheiten. Die Mutter musste sich um den Unterhalt für die Familie kümmern, und die Kinder waren mehr oder weniger sich selbst überlassen.
    Möglicherweise machten die Kinder die Erfahrung, dass für sie nicht so gut gesorgt wird. Es lohnte sich in ihrer Rolle nicht, lieb und brav zu sein und Normen und Gebote zu beachten. Sie lernten gegebenenfalls, Gebote zu übertreten, um auf ihre Kosten zu kommen. Jedenfalls wird so früh ein Keim zur Unkonventionalität gelegt, der im ungünstigen Fall natürlich auch in abweichendes Verhalten und Kriminalität münden kann.
Anregungen suchen
    Die Kreativen aller Domänen suchen nach möglichst vielen Anregungen. Viele Dichter und Maler unternehmen große Reisen. Dabei sehen sie nicht nur etwa die Farben des Mittelmeers oder das Licht des Orients, sie sehen und hören Zeugnisse der Kunst der fremden Kulturen. Gerade Italiens Kunstschätze gehören nach der Reise zum Ideen-Fundus der wieder Heimgekehrten, wofür Goethes Italienreise ein herausragendes Beispiel ist.
    Wie sehr Reisen in fremde Landschaften und ferne Kulturen das Werk von Künstlern anregen, belegt die Tunisreise im Frühjahr 1914 von August Macke (1887 – 1914), Paul Klee (1879 – 1940) und Louis Moilliet (1880 – 1962). Max Ernst kam – auch durch die Wirren der Weltpolitik – vom beschaulichen Städtchen Brühl bis nach Arizona, wo er sich interessiert den Geisterpuppen der Zuni-Indianer, den Katchinas, zuwandte und deren Formensprache in sein Werk integrierte.
    Der Lesestoff der Künstler ist leider nur schlecht dokumentiert, aber aus den Biografien vieler sehr berühmter Künstler wird deutlich, wie begierig sie darauf waren, die neuesten geistigen Entwicklungen ihrer Zeit zu erfahren. Dalí empfahl es seinen Kollegen geradezu, den Scientific American zu lesen. Picasso erfuhr aus der Bildungszeitschrift Mercure de France von der Idee einer vierdimensionalen Welt, die bei ihm zur Entwicklung der kubistischen Malerei führte. Sie lesen also, das muss hervorgehoben werden, nicht allein Fachzeitschriften des Kunst- und Literaturbetriebs, sondern ihre Leseinteressen gehen weit über ihren eigenen Fachhorizont hinaus.
    Genauso ist es bei den Entdeckern und Erfindern der Domäne Wissenschaft. Auch da treffen wir auf exzessive, weit über die Grenzen der Fachgebiete hinausgehende Leseinteressen und Lesegewohnheiten (Simonton 2004). Konrad Zuse, der Erfinder des Computers, las als Student Lebensläufe von Erfindern, von Henry Ford, Texte von Rilke, aber auch das Kapital von Karl Marx. Seine Idee nannte er einen »Seitensprung« der Technik. Er glaubte selbst, dass gerade aus der Vielseitigkeit die besondere Idee entspringt.
    Verschiedene Forschungsprojekte, die parallel betrieben werden, sorgen für unterschiedliche Anregungen und ergänzen einander. Die herausragenden Forscher haben neben ihrem kreativen Projekt viele Hobbys, die sie geradezu professionell ausüben und aus denen sie ebenfalls wieder Anregungen gewinnen. Manchmal kommt noch ein umfangreicher Austausch und Briefwechsel mit Fachkollegen hinzu. So sammeln sie einen breiten »Wissensschatz« an, dessen Bereiche sich gegenseitig befruchten können.
    Beispiele für hervorragende Künstler, Wissenschaftler und Erfinder und ihre fast professionell ausgeübten Hobbys sind:
Johann Wolfgang von Goethe: Dichtung und Malerei, Mineralogie, Botanik, Physiologie, Farbenlehre;
Albert Einstein: Geigenspiel;
Konrad Zuse: Schauspiel, Malerei (geben Sie seinen Namen oder sein Pseudonym »Kuno See« bei »Bildersuche« im Internet ein, und Sie können einige seiner Bilder bewundern);
Otto Lilienthal: musiziert, ist Schauspieler und fliegt – neben seinem Beruf als Fabrikdirektor;
William Blake: in erster Linie Dichter und in zweiter Maler;
Oskar Kokoschka: hauptsächlich Maler und zweitens Dichter;
Wilhelm Busch: Maler, Dichter.

    So kommt es, dass ganz herausragenden Köpfen eben auch Erfindungen und Entdeckungen in ganz verschiedenen Disziplinen gelangen. Goethe war Dichter und hat gleichzeitig eine Farbenlehre ausgearbeitet. Der weltberühmte Maler Leonardo da Vinci erfand auch Flugzeuge und Kriegsmaschinen.
Die Gruppe, die Freunde, die Brüder
und die Ehegatten
    An abwertender

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