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Picasso kann jeder

Picasso kann jeder

Titel: Picasso kann jeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schuster
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es nur von Vorteil, wohlmeinende Zeitgenossen zur Mitarbeit zu motivieren. Unter Kollegen gibt es wohl später leicht Streit über Urheberschaften. Je enger aber die Beziehung zwischen Menschen ist, also unter Verwandten, unter Geschwistern oder Eheleuten, desto leichter gönnt man dem Partner das Glück des Erfolgs.
Freizeit und Freiheit
    Archimedes (3. Jh. v. Chr.) kam auf seine berühmte Idee, als er in die Badewanne stieg, also nicht beim angestrengten Nachdenken über das Problem. Bei der Entdeckung der Doppelhelix-Struktur der DNA (Watson und Crick) gab es Phasen angestrengter Arbeit, aber auch viele Freizeitaktivitäten; man spielte z.B. gemeinsam Tennis. Phasen von Entspannung und einer gewissen Distanz zum Problem – vielleicht mit Anregungen aus anderen Domänen – begünstigen das Aufkommen der Idee. Verwirklichung und Ausarbeitung erfordern wiederum Freizeit. Manchmal ist es sogar Firmenstrategie, dass ein Forscher eine Idee in der ihm großzügig zugestandenen Freizeit weiterverfolgen soll. Ein zeitraubender Beruf hätte eine Ausarbeitung der Idee nicht erlaubt. Die adligen Engländer des 19. Jahrhunderts hatten neben anderen Grundbedingungen für Kreativität – einer guten Ausbildung und finanziellen Ressourcen – auch viel Freizeit. Sir Francis Galton (ein Halbcousin von Charles Darwin) und andere konnten der menschlichen Kultur viele Entdeckungen hinzufügen. Der Minnesänger und Dichter Walther von der Vogelweide (ca. 1170 – ca. 1230) hatte offensichtlich genug Freizeit, um ein lyrisches Werk zu schaffen.
    Freizeit allein reicht natürlich nicht. Der Innovator braucht auch die Freiheit, machen zu können, was er will. Diese Freiheit wird zumeist mangels Geld beschränkt. Das Beschaffen der nötigen Finanzmittel, um eine Erfindung weiterverfolgen zu können, ist im Leben vieler Erfinder eine kritische, schwierige und zeitaufwendige Aufgabe.
    Firmen, die auf Innovation angewiesen sind, geben ihren Mitarbeitern häufig Freizeit, um sich mit neuen Ideen zu beschäftigen, sowie die Freiheit, Ideen nach eigener Wahl zu verfolgen. Die Firma Google erlaubt ihren Mitarbeitern, in 20 Prozent der Arbeitszeit an eigenen Ideen zu arbeiten.

    Die idealen Bedingungen bietet natürlich die Universität, die dem Forscher sowohl Freizeit als auch Freiheit gewährt. Politische Kräfte, die den Wert dieser »Grundausstattung« nicht verstehen, fordern leider mehr »Fleiß« von den Universitäten und bürden ihnen immer mehr Lehr- und Verwaltungsaufgaben auf.

    Was bedeutet das zuletzt Gesagte für jeden von uns und für die Alltagskreativität?
Es geht darum, im Leben vielfältige Anregungen (Lesen, Hobby, neue Erfahrungen) zu suchen. Man soll nicht alle Hobbys fallen lassen und nur für ein einziges Projekt Zeit haben.
Von einem gewissen Starrsinn kann man profitieren: Dinge denken, die andere für verrückt halten!
Die Unterstützung durch gleichgesinnte Freunde und Verwandte ist äußerst wertvoll.

    Fazit: Aus den Bedingungen, die das kreative Werk begünstigen, lernen wir etwas über die Wurzeln der Kreativität. Wir können daraus auch Hinweise für eine Lebensführung gewinnen, die ein kreatives Werk und auch die Alltagskreativität begünstigt.

7. Eigenschaften, die Kreativität
begünstigen
    Manche Verhaltensweisen oder Eigenschaften treten im Umfeld von Kreativität auf und begünstigen sie mitunter, sind aber allein noch nicht Kreativität.
Variabilität des Verhaltens
    Man kann eine häufige Handlung, etwa den Weg von der Arbeit nach Hause, immer auf die gleiche Weise erledigen oder variieren. Man kann immer wieder zum selben Urlaubsort fahren oder in jedem Jahr ein neues Ziel suchen. Ein Musikfan hört immer die gleichen CDs, ein anderer bemüht sich, die Klangscheiben mit Freunden auszutauschen, um auch mal neue Stücke kennenzulernen.
    Die ganze Lebensgestaltung oder auch nur das Verhalten in einigen Bereichen kann also unterschiedlich »variabel« sein. Wenn es variabel ist, werden Gewohnheiten immer wieder aufgebrochen. Das ist eine wichtige Grundlage für die Kreativität. Es ist dann leichter, ganz neue Wege zu
gehen.
    Mihaly Csikszentmihalyi (1997), der bekannte Flow- und Kreativitätsforscher, empfiehlt: »Versuchen Sie, mindestens einen Menschen pro Tag in Erstaunen zu versetzen.« Das kann mit einer Frage geschehen, mit dem Äußern einer Ansicht oder mit dem Vorschlag zu einer ungewohnten Aktivität.
    Unter Umständen wird man mal »ein ganz anderer«: Wenn man sich manchmal selbst für

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