Picasso kann jeder
Auslösemechanismus der Kamera eines Reporters erschien es in einem Zeitungsbericht, als male Pollock in einer wilden Bewegung (in Wirklichkeit trug er die Farbe eher meditativ auf). Das wiederum wurde von der Action-verliebten amerikanischen Gesellschaft mit Begeisterung aufgenommen.
Oft ist es sicherlich so, dass ein bestimmtes Fachwissen den richtigen und gewünschten Einfall erleichtert. Dann sollte man solche Fachleute suchen. Heute findet man diese in Internetforen (wer-weiss-was.de). Wer sein Problem dort einstellt, hat eine ganze Schar von Fachleuten erreicht, denen es Freude macht, an dieser Sache mitzuarbeiten. Auch im Erreichen der richtigen Ratgeber kann man wieder einfallsreich sein: Man kann entsprechende Kurse besuchen oder auch in die Sprechstunde von Universitätsprofessoren gehen.
Man kann Einfälle in Gruppen sammeln
Man kann Gruppen befragen, mit denen man zusammenkommt. In der Gruppe ist fast immer einer, der einen passenden Einfall hat.
Für eine Methode zum leichteren Erlernen von Fremdsprachen (Ersatzwortmethode) suchte ich deutsche Wörter, die so ähnlich wie bestimmte italienische Vokabeln klingen. Ich hatte auch schon manches gefunden, nur für das Wort »portacenere« (deutsch: Aschenbecher) wollte mir nichts einfallen. Also fragte ich eine Gruppe von etwa 50 Studenten. Der Einfall ließ nicht lange auf sich warten. Ein Vorschlag war »Portalscharnier«. Der ist nicht schlecht, legt aber eine falsche Betonung nahe. Kein Problem. Der zweite Einfall eines anderen Studierenden nämlich, »Porta scheene«, war optimal geeignet. Heute steht diese Lösung in einem meiner Bücher, und ich denke, es war trotz der Hilfe insgesamt mein kreatives Werk. Ich hatte das Problem, und ich präsentiere die Lösung; die Gruppe war mein Werkzeug der Ideenfindung.
Der erfindungsreiche Künstler René Magritte sagte in einem Brief an Colette (zit. n. Roegers 2005, S. 73): »Das Genie besteht nicht darin, die großartige Idee zu haben, sondern darin, dass man erkennt, wenn man selber oder ein anderer eine großartige Idee hat.«
Wer Magrittes surrealistische Kunstwerke einmal gesehen hat, staunt sicher über die tiefsinnigen Titel der Bilder und rätselt, welche Aussage der Künstler über eine – seinem Genie zugängliche – metaphysische Realität treffen wollte. Ich war nicht wenig überrascht zu erfahren, dass die Titel
der Bilder oft in der Gruppe der Freunde gefunden wurden. Der beste Einfall, der meist gar nicht vom Künstler selbst stammte, wurde genommen. Eine »verstehbare« Beziehung zwischen Titel und Werk scheint es also gar nicht zu geben!
Gruppen haben aber tatsächlich nicht mehr oder bessere Einfälle, als sie die gleiche Zahl von Einzelpersonen in der gleichen Zeit hat, obwohl am Anfang aller Kreativitätstechniken ein Vorgehen stand, das Einfälle in der Gruppe sammelte, das sogenannte »Brainstorming« von Alex F. Osborne (1888 – 1966). Es hat vier einfache Regeln:
Alle Einfälle, auch verrückte, sollen genannt und aufgeschrieben werden. Wenn keine verrückten Ideen aufkommen, ist das ein Zeichen, dass der »innere Kritiker« nicht ganz ausgeschaltet ist.
Es wird zunächst keine Bewertung vorgenommen oder Kritik geübt.
Jeder kann an den Einfällen eines anderen Gruppenmitgliedes weiterarbeiten.
Erst in einer zweiten Phase wird ausgewählt, welche Einfälle brauchbar sind.
Das Brainstorming ist eine praktische Methode zur Ideengewinnung. Zunächst ist es oftmals lustig und macht Spaß. Die Einfälle von vielen Einzelpersonen einzusammeln und auszuwerten würde viel Zeit kosten. So hat man in der Gruppe auf jeden Fall eine große Zahl von Einfällen in kurzer Zeit gesammelt. Möglicherweise führt man kleine Regeländerungen ein, die das Brainstorming noch effizienter werden lassen. Beispiel: Die Gruppenmitglieder suchen sich nach ihrer Eignung selbst Rollen für sich aus, wie etwa den verrückten Erfinder, den Realisten, den Gruppenmotivator.
Schuler und Görlich (2007, S. 95) nennen weitere Bedingungen, unter denen das Brainstorming effektiv sein kann:
In einer ersten Phase entwickelt jede Person für sich Ideen, die in die Gruppe eingebracht werden.
Es gibt eine klare Problemvorgabe.
Wichtig ist eine vertrauensvolle Gruppenatmosphäre.
Eher kleine Gruppen (4 – 12 Personen).
Ideen werden in Stichworten aufgeschrieben, damit die weitere Ideenproduktion nicht verzögert wird.
Mit einer Gruppe von 20 Studenten habe ich in den Wochen des Protestes gegen die
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