Picasso kann jeder
»Kompressionspumpe«. Diese Pumpe nutzte die Wärme, die bei der Kompression von Luft entsteht, um ein Papier in einem gläsernen Kolben in Brand zu setzen.
Eigentlich war das schon der ganze Dieselmotor. Das Petroleum wurde durch Verdichtung im Kolben entzündet. Der Kolben wirkte auf eine Pleuelstange (die ja schon lange erfunden war) ein, die sich darauf zunächst langsam und dann immer schneller zu bewegen begann. Als Diesel seinen Kindern seine Erfindung erklären wollte, holte er zum Zwecke der Demonstration ebenjene Kompressionspumpe aus der Schulsammlung der Augsburger Industrieschule.
Fazit: Die gute Idee muss nicht beim fleißigen Nachdenken auftauchen. Wenn man ein Problem präsent hat, kann sie unerwartet auftreten. Oft stellt sie sich in Träumen oder im Halbschlaf ein.
9. Wie erzeugt man Einfälle?
Die Geschichte der Erfindungen ist zugleich eine Geschichte genialer Menschen, die wir für ihre Ideen bewundern. Der Einfall, die Idee wird dabei geradezu selbstverständlich als erstaunliche Geistesleistung gefeiert. Das muss aber keineswegs so sein: Den Einfall für das Rezept »Coq au vin« verdanken wir dem Mutwillen des Gastgebers, der seinen Gast damit ärgern wollte, dass er den Wein ins Essen schüttete. Die Entdeckung Amerikas verdanken wir einer Fehleinschätzung über die Verteilung der Landmassen auf der Erde. Die größte Kreation unserer Welt, das Reich der Lebewesen, ist sogar ganz ohne Einfall zustande gekommen (zumindest nach Darwins Evolutionstheorie). Der Zufall bietet Lösungen an, die Bewährung liest die geeigneten Varianten aus.
Manche Probleme sind lösbar, und so kommt es eines Tages zu dem richtigen Einfall. Auf diese Weise können wir uns auch die erstaunliche Zahl von zeitgleichen »Doppelt-Erfindungen« erklären.
Menschen, die von Berufs wegen Einfälle brauchen, haben Techniken entwickelt, wie man zu einem Einfall kommt, und wir können von ihnen lernen. Natürlich ist es schön, sich für die Genialität des Einfalls feiern zu lassen, daher neigen gerade viele Künstler dazu, die Methoden der Einfallsgewinnung zu verschleiern.
Ist ein Problem des Alltags einmal gefunden, können die hier dargestellten Methoden selbstverständlich auch zur Ideengewinnung für die Lösung dieses Problems eingesetzt werden.
Es zeigt sich, dass einige Methoden, Einfälle zu erzeugen, nur in jeweils bestimmten Aufgabengebieten funktionieren. So gibt es Methoden von Malern, Bildentwürfe zu finden, die zunächst nicht auf das Gewinnen von Einfällen zur Lösung eines technischen Problems zu übertragen sind. Manchmal aber, wie bei der Nutzung des Zufalls, kann man eine Methode zum Gewinnen von Einfällen auch in ganz verschiedenen Problemgebieten einsetzen.
Den geeigneten Hinweis suchen
Zunächst wird man sich auf die Suche machen, um einen nützlichen Hinweis zur Lösung eines Problems zu finden. Man wird im Internet oder in Fachzeitschriften stöbern.
Fremde Fachgebiete hinzuziehen
Erinnern wir uns an die Erfindung der Fotografie. Die Grundlage im Bereich der Optik gab es mit der Camera obscura bereits seit einigen Jahrhunderten. Die nötigen chemischen Kenntnisse zur Verfärbung von Silberverbindungen unter Lichteinwirkung gab es ebenfalls schon seit Jahrzehnten; es gab nur niemanden, der das zusammenführte. Vielleicht musste die Welt so lange auf die Fotokamera warten, weil erst ein Zufall die beiden Sachgebiete in einem Kopf zusammenführte. Es gibt aber auch Möglichkeiten, die Suche in fremden Sachgebieten gezielter anzugehen.
Dazu dient die »Verallgemeinerungs-Spezialisierungs-Schaukel«. Nehmen wir das Beispiel der Fotografie: Ich möchte das Bild, das auf ein Papier geworfen wird, dort festhalten. Verallgemeinerung: Dazu muss sich das Papier irgendwie »verändern«. Rück-Spezialisierung auf mein Problem: Kann sich Papier unter Lichteinfluss verändern? Ja, es kann vergilben. Was ist das Vergilben, allgemein betrachtet? Eine chemische Veränderung! Gibt es andere chemische Veränderungen unter Lichteinfall? Vielleicht muss ich hier in einer mir fremden Fachliteratur recherchieren. Dann kann ich zu der Entdeckung kommen: Ja, es gibt solche Veränderungen im Bereich der Silberchemie. Die Spezialisierung auf mein Problem führt zu der Frage: Kann man mit der Silberchemie Papieroberflächen verändern? Antwort: nur wenn man eine spezielle Schicht aufträgt. Und hier haben wir schon die Lösung des Problems.
Einen solchen Gedankengang zu konstruieren ist natürlich leicht, wenn
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