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Picasso kann jeder

Picasso kann jeder

Titel: Picasso kann jeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schuster
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man die richtige Lösung schon kennt. Wenn man sie nicht kennt, wird es manchen Irrweg geben, manche Recherche, die zu nichts führt; aber im Prinzip kann man über die Verallgemeinerung zu fremden Sachgebieten finden, in denen ein wichtiger Hinweis für die Lösung des Problems verborgen liegt. Ein Grund für den plötzlichen Einfall (Aha-Erlebnis, s. o.) könnte ja sein, dass sich die Problemfrage im unbewussten Denken zu allgemeineren Oberbegriffen ausgebreitet hat und von dort die Information auf das immer halbbewusste Problem zurückbezogen wurde. Dann kann der Erfinder »Heureka!« rufen, und die Lösung ist gefunden.

    Eines der großen Menschheitsrätsel ist die Möglichkeit der Gedankenübertragung (ich glaube, dass es sie gibt und dass sie eine natürliche Ursache hat). Man kann sie ganz allgemein als eine Form der Nachrichtenübertragung ansehen. Anscheinend spielt die Entfernung keine besondere Rolle beim Zustandekommen von Gedankenübertragungen. Da müsste der Parapsychologe also Anregungen in dem ihm fremden Feld der Physik der Signalübertragungen suchen. Es fällt mir ein, dass sich Infraschallschwingungen, wie sie durch Elefantentritte ausgelöst werden, verlustfrei über große Distanzen ausbreiten (wie z.B. auch ein Tsunami). Von hier aus könnten wir weiterdenken, ob es andere Analogien zwischen der Ausbreitung von Infraschall und Gedankenübertragung gibt. Tatsächlich werden bei der Wahrnehmung von Infraschall und bei »Geistererscheinungen« vermehrt Kälteempfindungen berichtet. Es lohnte sich sicher, in dieser Richtung weiterzudenken. Wie könnten Menschen Infraschall aussenden?
Einfälle der Mitmenschen nutzen
    Der nützliche Einfall muss ja auch gar nicht im eigenen Kopf entstehen. Das kreative Werk wird es sein, das richtige Wissen auf das zur Lösung anstehende Problem anzuwenden. So ist es völlig legitim, den Freunden und Mitmenschen das Problem zu schildern und zu erfahren, ob jemand einen nützlichen Einfall hat oder ob ein Einfall der Mitmenschen die eigenen Gedanken so anregt, dass etwas Brauchbares entsteht. Das ist kein Grund zur Scham. Es kann sein, dass die Zufälle des Lebens die Erfahrungen eines Mitmenschen so geprägt haben, dass der Einfall, auf den man selbst zunächst nicht kommt, für ihn naheliegend ist. Der Einfall wird dem anderen dann auch gar nicht als besondere Leistung erscheinen, und der Freund wird sich freuen, so leicht einen Gefallen tun zu können. – Viele Fachleute haben Gruppentreffen (z.B. Supervisionsgruppen, Konferenzen), bei denen man die anstehenden Probleme schildert und die guten Einfälle der Gruppenmitglieder zur Lösung der eigenen Probleme nutzt.

    Auch berühmte Wissenschaftler wie Albert Einstein ließen sich von fremden Einfällen anregen. Wir wissen von einem Beispiel, weil Fritz Zwicky es überliefert hat (Stöckli & Müller 2008). Der Ingenieur R. W. Mandl hatte an verschiedenen Stellen auf die Möglichkeit hingewiesen, dass es im Weltall Gravitationslinsen geben könnte. Über dieses Thema hatte er auch mit Einstein gesprochen und dann Briefe gewechselt, der einen Beitrag dazu veröffentlichte, ohne aber Mandl zu nennen. Als Zwicky in einem Artikel die Galaxien als Gravitationslinse auffasste, recherchierte er den Ideengeber und erwähnte Mandl, was die Presse zu einem Artikel unter der Überschrift: »Vorschläge eines unbekannten Tellerwäschers« brachte.
    Thomas Alva Edison sagte von sich: »Ich bin ein guter Schwamm, ich sauge Ideen auf und mache sie nutzbar. Die meisten meiner Ideen gehörten ursprünglich Leuten, die sich nicht die Mühe gemacht haben, sie weiterzuentwickeln« (zit. n. Vögtle 2004).

    In der Domäne Kunst kann der Einfall ebenso von Freunden und Kollegen kommen. Nur im seltenen Fall ist das überliefert. Später berühmt geworden, wird der Künstler den entscheidenden Ratschlag nämlich kaum in seinen Memoiren überliefern. Der »Ratgeber« – für den es vielleicht nur eine ganz beiläufige Episode war – muss sich erinnern. Max Ernst erinnert sich in dem Film »Mein Vagabundieren – Meine Unruhe« von Peter Schamoni daran, Paul Jackson Pollock (1912 – 1956) den Rat gegeben zu haben, die Farbe aus einer Dose über einen Faden auf die Leinwand aufzutragen. Daraus, so sagt Max Ernst ein wenig stolz, habe sich eine ganze Kunstrichtung entwickelt, nämlich das »Action Painting«. Allerdings musste für den Erfolg des »Action Painting« auch noch ein Zufall zu Hilfe kommen. Durch einen Fehler im

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