Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Picasso kann jeder

Picasso kann jeder

Titel: Picasso kann jeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schuster
Vom Netzwerk:
Bachelor-Masterstudiengänge ein Brainstorming zum Thema »Verbesserung der Lehre« durchgeführt. Zunächst kamen einige wenig originelle Vorschläge wie die Abschaffung der Bachelor-Masterstudiengänge oder verlängerte Öffnungszeiten der Bibliotheken. Daraus entwickelten sich dann Vorschläge zur Verbesserung der Studienbedingungen (was eigentlich nicht das Thema war) wie z.B. freie Sauna in der Uni, Ruheräume, ein Gehalt für Studierende oder ein Arbeitszimmer in der Uni für jeden Studenten. Dann wurde das Thema mehr auf die Lehre bezogen, es wurde nämlich ein Berater (Tutor im englischsprachigen Raum) für jeden Studenten vorgeschlagen.
    Der Einsatz der Professoren in der Lehre war Gegenstand mehrerer Ideen. Die Professoren sollten am besten 80 Prozent ihrer Arbeitszeit für die Lehre aufwenden, es sollten weniger Referate gehalten werden, und die Professoren sollten die Veranstaltungen mehr selbst gestalten. Gleichzeitig wurde aber auch gewünscht, dass sich die Studenten mehr beteiligen können. Die Professoren sollten von den Studenten eingestellt und bewertet werden.
    Insgesamt waren die Prüfungen Gegenstand der Sorge: Es sollte nicht Wissen, sondern Engagement abgefragt werden, Prüfungen sollten abgeschafft werden.
    Verschiedene Vorschläge betrafen auch die Themen der Lehre. Im Lehramtsstudium sollten auch therapeutische Kompetenzen gelehrt werden. Es sollte eine bessere Einbindung der Praxis geben, vielleicht eine Schule in der Universität.
    Ein Vorschlag galt der Literaturgrundlage. Es sollte in jeder Lehrveranstaltung Skripte für die Studenten geben.
    In der anschließenden Bewertungsphase wurden die Vorschläge »ein Berater für jeden Studenten« und »Skripte« auf ihre Ausführbarkeit hin überprüft. Vielleicht könnten die älteren Studenten Berater sein, oder ein Berater könnte für mehrere Studenten zuständig sein. Es wurde überlegt, dass die Fachschaften die Erstellung und Verteilung von Skripten organisieren könnten.
    Das Brainstorming war für alle Teilnehmer aufschlussreich. Es hatte nahezu therapeutische Funktion, einmal ohne Kritik und Gegenargumentation eigene Verbesserungsvorschläge einbringen zu können. Es kamen Vorschläge, die so nicht in den Forderungskatalogen der Studentenvertreter stehen, aber sehr sinnvoll sind, wie etwa die Verbesserung der individuellen Beratung. Und aus der Sicht des leitenden Professors wurde deutlich, wie wenig die Studenten über die Institution Universität wissen.
Der Zufall kommt mit einer Anregung zu Hilfe
    Der Einfall kommt plötzlich in den Sinn. Das könnte zwei Gründe haben: Die Gedanken haben sich plötzlich und im Unbewussten, ohne äußere Anregung, zu einem neuen Ergebnis »vorgearbeitet« (s. o.), oder eine aktuelle Anregung passt genau zu der offenen Frage, und der – jetzt naheliegende – Einfall meldet sich unversehens. Das Letztere ist auf jeden Fall die plausiblere Annahme. Muss man aber dann nicht erst die Anregung bemerken, um sie bewusst verarbeiten zu können?
    Ein geniales Experiment von Maier (1930) hilft, diese Frage eindeutig zu beantworten, und belegt die Rolle der zufälligen Anregung:

    Die Versuchspersonen sollten zwei von der Decke hängende Seile gleichzeitig in beide Hände nehmen. Allerdings hingen sie so weit auseinander, dass das nicht ohne weiteres möglich war. Die meisten Versuchspersonen kamen schnell darauf, dass man ein Seil erfassen muss und damit so weit wie möglich auf das andere Seil zugeht, welches man zuvor in Schwingung versetzt hat. Jetzt konnte man leicht beide Seile gleichzeitig ergreifen. Einige Versuchspersonen kamen aber nicht sofort auf diese Lösung. Diese erhielten nun einen »Richtungshinweis« vom Versuchsleiter: Dieser stieß ein Seil wie zufällig an und versetzte es so in Schwingung. Nun kamen alle Versuchspersonen sogleich auf die richtige Lösung. Haben sie aber die Anregung bemerkt, die sie bekommen haben? Überraschenderweise nicht. Befragt, wie sie auf die Lösung kamen, sagten sie z.B.: »Ich hatte gerade an Palmen gedacht, die im Wind schwingen, dadurch kam mir der Einfall.« Was tatsächlich zu einem Einfall führt, bleibt also oft ganz unbewusst.

    Viele große und kleine Innovationen kamen durch einen zufälligen Anstoß zustande:

    John Walker (1781 – 1859) wollte 1826 den Holzboden seiner Apotheke reinigen, als plötzlich Flammen aufloderten. So entdeckte er, dass sich die Stoffe Kaliumchlorat, Antimonsulfid, Gummi und Stärke, die sich zufällig auf dem Boden

Weitere Kostenlose Bücher