Piesberg in Flammen
entstand mit einem Mal Bewegung im Eingang des Hauses. Aus den hellen Flammen heraus torkelte jemand auf den Hof. Er brannte lichterloh. Ein Schrei ging durch die Reihen der Umstehenden, einige rannten auf die lebende Fackel zu und rissen sich im Laufen die Jacken und Mäntel vom Körper, um die Flammen zu ersticken.
Der brennende Mensch lief gegen die Stützen eines Werbeplakates, das im Hof aufgestellt war, fiel um und wand sich auf dem kalten Asphalt. Er gab keinen Laut von sich. Ein Wunder, dass er in seinem Zustand bis hierher gekommen war. Heeger war zuerst bei ihm und erstickte die Flammen mit seiner Jacke, Pieter half ihm dabei. Das war das Ende des lila Sakkos.
»Sieh nicht hin«, sagte Hero Dyk, aber Lilly lieà sich nicht die Augen bedecken.
»Er dampft«, sagte sie ungläubig. »Er ist ganz schwarz. Meinst du, dass er tot ist?«
Die Feuerwehr räumte jetzt den Platz, sie mussten rangieren können, um die Leitern auszufahren. Ein Sanitäter kümmerte sich um das Brandopfer und bedeckte es mit einer Folie, um es danach zu bergen.
»Was für Menschen wohnen in dem Haus?«, fragte Hero Dyk einen der Anwohner, der in seiner Nähe stand.
»Tagediebe«, sagte der Mann. »Obdachlose, denen vom Sozialamt eine Unterkunft zugewiesen wurde. Meist gibt es Ãrger wegen Alkohol, und dann stehen sie wieder auf der StraÃe. Manchmal passiert auch so etwas.« Der Mann wies auf das brennende Haus. »Einer hat mal mit dem Campinggaskocher gekocht. Auf dem HolzfuÃboden. Der Müll, den sie sammeln, brennt wie Zunder. Für die Nachbarn wird das sehr gefährlich.«
Erneut ging ein Schrei durch die Menge.
»Da! Am Fenster«, rief Feli und wies nach oben. »Da ist er wieder!«
Der Prinz erschien erneut am Fenster im ersten Stock. Hinter ihm drang der Rauch in so dicken Schwaden aus dem Haus, dass man sich nicht gewundert hätte, wäre die Gestalt gleich mit gen Himmel gerissen worden. Der Mann gab erstickte Laute von sich, wegen der Anstrengung und weil ihm die Luft fehlte. Er versuchte, auf das Fensterbrett zu klettern, aber der viele Alkohol und die Hast lieÃen das nicht zu.
»Das ist er«, rief Feli, als sie seine halb verkohlten schwarzen Haare sah. »Das ist dieser Prinz Eisenherz.«
»Halten Sie durch«, rief ein Feuerwehrmann. »Dort kommt das Sprungtuch.«
Aber der Mann hielt nicht durch. Betrunken, wie er war, stürzte er sich durch das Fenster kopfüber in die Tiefe. Sein Körper zerplatzte mit einem trockenen Geräusch.
Felis Gesicht war rot im Schein der Flammen. Sie schrie auf, als sie den Mann fallen sah. Pieter hielt sie fest, und sie barg ihr Gesicht an seiner Schulter. Lena zog sie von dem jungen Mann fort. Feli versicherte ständig, dass der Mann sich nicht habe helfen lassen wollen.
Vom Feuer kam nun ein Brüllen, das das Fauchen des Rauches übertönte. Innen fielen die ersten Stützen prasselnd in sich zusammen. Der Brand fand noch mehr Nahrung, aber nun standen die Feuerwehrleute bereit, und sie wussten, sich zu wehren.
Jacqui rief nach Pieter, sie brauche seine Hilfe. Jetzt sofort. »Bring mich nach Hause«, schrie sie. Sie schien ihm seine barsche Reaktion von vorhin nicht nachzutragen. Oder sie hatte es schon wieder vergessen. Feli riss sich von ihrer Mutter los, lief zu Pieter und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Lena rief nach ihr, aber das Mädchen wollte sich bedanken.
»Du weiÃt, ich arbeite im âºTrotaâ¹Â«, sagte sie. »Besuch mich dort.«
Auch Heeger bedankte sich hastig bei dem jungen Mann und eilte dann weiter, um anderen zu helfen.
Ein Krankenwagen nahm Lilly mit. Hero Dyk rief Hannah an. Sie wohnte in der Nähe und lieà sich nicht beruhigen, als sie von dem Brand erfuhr. Sie machte ihm Vorhaltungen und verbat es sich, dass er seine Tochter ins Krankenhaus begleitete.
Hero Dyks Jacke hing noch im »Erdbeerblau«, und das eBike stand an einen Pfeiler gekettet. All seine Habe war völlig unversehrt.
*Â *Â *
Das Haus, in dem Hero Dyk mit seiner Mutter und Svetlana lebte, stand nicht weit vom Osnabrücker Bürgerpark entfernt zwischen den Vierteln Sonnenhügel und Gartlage. Es grenzte sich durch einen Vorgarten und eine steinerne Mauer von der StraÃe ab, die Eingangstür lag gut drei Meter höher als die StraÃe.
Als er seinen Mantel aufhängte, hörte er den Ton vom Fernseher und trat ins Wohnzimmer. Ein Sofa
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