Piesberg in Flammen
schwebte.
Lilly riss ihre Freundin zu sich und drängte sie zum Fenster. Der Prinz fiel aus seinem Bett und blieb liegen. »Schnell«, rief Lilly, während der Qualm schon unter der Tür durchdrang. »Er ist wach und kann sich selbst helfen. Setz dich auf die Fensterbank und lass die FüÃe baumeln. Du drehst dich um, hältst dich mit den Händen am Sims fest und lässt dich hängen. Dann loslassen, es kann nicht sehr tief sein. Wir sind im ersten Stock.« Lilly zeigte eine auÃergewöhnliche Ruhe. Sie schien völlig konzentriert zu sein auf die Aufgabe, die sie zu lösen hatte.
Aber die Räume waren hoch, und Feli hatte Angst. Es dauerte, bis sie sich traute.
Heeger war zum brennenden Haus gelaufen, er rief nach seiner Tochter. Pieter stand neben ihm. »Lassen Sie mich helfen«, bat er.
Heeger sah ihn an und nickte. »Bleiben Sie hier stehen und behalten Sie die Fenster im Blick. Ich muss schauen, ob noch Menschen im Haus sind«, sagte er.
Hero Dyk hielt Lena fest, die ihrem Mann hinterherschrie, er solle zuerst seine Tochter suchen.
Pieter gab Jacqui den Schlüssel zum Golf und wies sie barsch an, den Wagen vom Hof zu fahren. Sie sträubte sich und verlangte, nach Hause gefahren zu werden. Pieter jedoch drängte sie zum Auto. Ein kurzes, energisches Wortgefecht folgte. Jacqui zögerte noch, stieg dann aber ein. Sie lieà den Wagen an, und tatsächlich war sie in der Lage, ihn aus dem Weg zu fahren, wie es auch alle anderen taten. Das schien sie selbst am meisten zu überraschen.
Als Feli am Fenster im ersten Stock erschien, ging ein Schrei durch die Menge. Das Mädchen begann herauszuklettern. Sie hielt sich verzweifelt an der Fensterbank fest. Als sie schlieÃlich auf Lillys Verlangen hin loslieÃ, drang schon dichter Rauch aus dem Fenster. Ihr Knie schlug hart gegen die Wand, aber Hero Dyk stand unten und dämpfte den Sturz. Er lieà sich gegen Pieter fallen, zur Seite, sodass alle drei zu Boden gingen und dabei genug Energie absorbierten, dass dem Mädchen nichts geschah.
Pieter half Feli auf, sie umarmten sich kurz. Hero Dyk machte sich erneut bereit, jetzt war Lilly dran. Sie bekam keine Luft mehr, sprang auf das Fensterbrett und hatte nicht die Zeit, sich hinzusetzen, um dem Sprung die Höhe zu nehmen. Sie ging in die Hocke und lieà sich fallen. Erneut versuchten Hero Dyk und Pieter, die Wucht abzufangen, nur gelang es diesmal nicht so gut. Lilly kam falsch auf und schrie vor Schmerz. Sie konnte nicht laufen, daher trug Hero Dyk seine Tochter aus dem Gefahrenbereich.
»Da war noch einer im Zimmer«, rief Feli. »Der war betrunken.«
Immer mehr Menschen strömten auf die StraÃe und taten ihr Entsetzen kund, als Prinz Eisenherz kurz am Fenster erschien. Heeger drängte die Leute zurück, er hatte drinnen niemandem helfen können. Die Flammen drangen inzwischen aus der offenen Haustür, Sauerstoff war genug vorhanden. »Warum springt er nicht? Wir brauchen eine Leiter«, rief er. »Sonst können wir ihm nicht helfen.«
»Papa, bitte!«, drängte Feli. Aber was sollte Heeger tun?
Aus den Fenstern im ersten und zweiten Stock quoll dichter, klebriger Rauch. Ein Fauchen und Rauschen lag in der Luft, das jedes andere Geräusch der Stadt zu verschlucken schien. Und wie das roch! Fensterscheiben zersprangen in der Hitze, und alle starrten erschrocken nach oben.
»Habt ihr sonst noch jemanden gesehen?«, rief Karl Heeger und schüttelte seine Tochter, die nicht verletzt war.
»Im Erdgeschoss«, heulte sie. »Und der da oben. Höher waren wir nicht. Warum kommt er denn nicht? Wir haben versucht, ihn ans Fenster zu zerren.«
Heeger holte sich ein paar Helfer, und gemeinsam konnten sie die Menschen daran hindern, sich dem Feuer zu nähern. »Hilfe ist unterwegs«, rief er. »Machen Sie Platz. Gehen Sie auf den Gehweg zurück und lassen Sie die Einsatzwagen vorbei.«
Hero Dyk kümmerte sich um Lilly. Tränen des Schmerzes liefen ihr übers Gesicht, doch sie biss die Zähne zusammen. »ScheiÃe«, sagte sie. »Ehrlich ScheiÃe.«
Die Sirenen klangen jetzt ganz nah. Der Mercedes Sprinter der Einsatzleitung bog als Erstes von der HansastraÃe in die Wachsbleiche ein, gleich danach der HTLF mit seinem Gewicht von sechzehn Tonnen. Ein Hilfeleistungs-Tanklöschfahrzeug, welches Scheren und Spreizer mit sich führt, um Menschen zu bergen.
Da
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