Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Piesberg in Flammen

Piesberg in Flammen

Titel: Piesberg in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich-Stefan Noelke
Vom Netzwerk:
jeden Winkel in der Gegend. Sie selbst hatte dazu beigetragen, sie unsicher zu machen. Dann waren sie zurückgekehrt und hatten sich vor das »Erdbeerblau« gesetzt, jemand hatte zwei Stühle neben den Eingang gestellt. Lilly nestelte an ihren Pulswärmern. Die beiden waren für die Party sehr knapp angezogen und trugen Schuhe mit Absätzen.
    Sie sahen einem Mann zu, der betrunken nach Hause kam. Lilly erkannte den mit der Pilzfrisur. Prinz Eisenherz hatte ihr Vater ihn genannt. Er trug einen langen Mantel, und einmal stürzte er schwer, bevor er die Haustür erreichte, die weit offen stand, um ihn gefahrlos aufzunehmen.
    Â»Wollen wir ihm nach?«, schlug Feli vor. »Gucken, wie er wohnt?«
    Lilly zuckte desinteressiert die Schultern, erhob sich aber. So schlichen die Mädchen dem Mann hinterher.
    Gleich, als sie das Haus betraten, fiel ihnen die Wärme auf, die in dem kahlen Flur herrschte. Die Wände hatte man mit einer Schmutz abweisenden Farbe lindgrün gestrichen, die Fliesen auf dem Fußboden waren alt und abgestoßen. Drei unbrauchbare Fahrräder standen in einer Ecke, davor mehrere Müllsäcke in Blau und Gelb, einige davon aufgeplatzt. Der Inhalt lag im ganzen Flur verstreut. Hinten führte eine Treppe in die oberen Etagen, darunter befand sich eine Besenkammer. Oben im ersten Stock hörten sie Prinz Eisenherz. Er schloss eine Tür auf. Links gelangte man über zwei Stufen zu der Wohnung im Erdgeschoss, dort stand die Tür offen. Jetzt war Lillys Interesse geweckt. Sie winkte ihre Freundin hinter sich her, nachsehen.
    Ein Mann lag auf einem Sofa, er trug nur Unterwäsche und schnarchte laut. Zwischen all der schmutzigen Wäsche, die in dem Raum verstreut lag, fiel er kaum auf.
    Â»Wie das stinkt«, flüsterte Feli.
    Sie zogen sich zurück.
    Â»Und wie warm das ist«, sagte Lilly.
    Feli nickte. »Lass uns oben nachsehen«, sagte sie und sah Lilly bittend an, die sich gab, als ob sie in ihrem Leben schon weit mehr erlebt hatte, was wohl auch zutraf.
    Das Licht im Treppenhaus brannte noch, aber Feli drückte auf den Lichtschalter, damit es nicht überraschend ausging. Ein Relais tickte laut die Zeit runter. Als sie die Treppe hochgingen, schien es noch wärmer zu werden. Im ersten Stock war die Tür verschlossen, und sie wandten sich wieder der Treppe zu. Es gab jeweils eine Wohnung pro Etage. Feli wollte umkehren, doch nun drängte Lilly weiter. Die Mädchen stiegen die Treppe ein paar Stufen höher und erschraken zu Tode, als laute Marschmusik die Tür, an der sie gerade noch gehorcht hatten, schier zu sprengen drohte.
    Â»Lass uns gehen«, sagte Feli kleinlaut, und endlich stimmte Lilly zu.
    Das Relais schloss sich mit einem lauten Schlag, und das Licht erlosch, während sie noch mitten auf der Treppe standen.
    Â»Was riecht hier so?«, flüsterte Feli. »Was brennt mir so in den Augen?«
    Â»Schau mal da unten«, sagte Lilly.
    Deutlich war jetzt im Treppenhaus der flackernde Widerschein einer offenen Flamme zu sehen, er kam aus der Besenkammer unter der Treppe, die sie vorher passiert hatten. Dichter schwarzer Rauch drang jetzt heraus, verdeckte die Sicht und stieg weiter nach oben. Dann gab es einen Schlag, und die Tür flog aus den Angeln. Der Müll, der daneben stand, geriet sofort in Brand.
    Â»Feuer«, schrie Lilly, als sie begriff. »Feuer!« Sie zerrte Feli nach unten in die erste Etage, sie bekamen kaum noch Luft. Tiefer konnten sie nicht mehr, die Hitze im Treppenhaus war unerträglich. Sie warf sich gegen die Tür im ersten Stock und gegen die Marschmusik. »Mach die Tür zu«, schrie Lilly Feli zu, als sie drinnen standen. »Und mach die Musik aus!«
    Es gab in der Wohnung je ein Fenster an beiden Außenseiten, eines davon mit Blick auf das »Erdbeerblau« und den Hof zwischen den Gebäuden. Dort sammelten sich gerade die Leute von der Feier. Lilly riss das Fenster auf und hörte die Sirenen.
    Feli sah im Nebenzimmer nach. »Hier liegt einer«, rief sie und versuchte, den betrunkenen Mann in seinem Bett wach zu rütteln. Es war Prinz Eisenherz.
    Lilly half ihr. Sie riefen und fluchten und zerrten an ihm.
    Â»Wir müssen hier weg!«, schrie Lilly. »Lass ihn. Wir kriegen ihn nicht wach.«
    Plötzlich schnellte der Betrunkene hoch und griff nach Felis Arm. Im gleichen Moment übergab er sich geräuschvoll, ohne zu ahnen, in welcher Gefahr er

Weitere Kostenlose Bücher