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Piesberg in Flammen

Piesberg in Flammen

Titel: Piesberg in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich-Stefan Noelke
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recht, weißt du. Ich bin sehr glücklich. Es gibt mir Halt, dass ich mich um sie kümmern kann. Verstehst du das?«
    Er sah an sich herunter und betrachtete seinen geschundenen Körper. Den Dreck auf seiner Haut, das schlaffe Geschlecht. Er hielt die riesigen Hände vor sein Gesicht, als könnte er darin lesen. »Ich sollte mich waschen«, sagte er und roch unter seinen Achseln, blieb aber sitzen. »Sie mögen es, wenn ich sauber bin.«
    Dann, mit plötzlichem Entschluss, stürzte er sich ins eiskalte Wasser. Der Hund nahm Reißaus und schüttelte sich. Pieter schrie im Schock. Ein wanderndes Pärchen kam vorbei und wunderte sich. Der weibliche Teil empörte sich, aber der männliche sah zu, dass sie weiterkamen.
    Er wusch sich hastig den Dreck von der Haut und trat von einem Fuß auf den anderen, bis er sich an die Kälte gewöhnt hatte. Das Bachbett war glitschig und gab seinen Füßen kaum Halt. Schließlich fiel er der Länge nach ins Wasser. Lachend, auf allen vieren kriechend, wusch er sich die Achseln, die Haare und die intimen Stellen. Er schlabberte wie Carlsson das eisenhaltige Wasser und rief ihn prustend, damit er zusah.
    Dann griff er nach einer Wurzel und zog sich wieder zum Mundloch hoch. Sein Körper war wund und rot, voller winziger Schnitte. Zitternd streifte er sich die Kleider über die nasse Haut und griff sich das Rad. »Schnell«, presste er zwischen klappernden Zähnen hervor. »Schnell jetzt, dass uns warm wird.«
    Gut einen Kilometer führte der Weg steil bergan, dann ging es rasch bergab bis zum Kloster Oesede, sodass der Fahrtwind ihn in seiner feuchten Kleidung erneut auskühlte. Carlsson hielt kaum Schritt, aber Pieter achtete nicht darauf. Er wollte sich nur schnell umziehen und dann zu Jacqui.
    Als er bei seinem Gärtnerhaus ankam, fiel ihm ein Mann auf, der oberhalb des Hauses auf der Dachterrasse des alten Eiskellers stand. Dieser Keller ist in den Hügel hineingebaut. Ein Betonklotz ohne Eingang. Nur zu betreten durch das Kellergewölbe des Gärtnerhauses, und das ist zugemauert wie das Mundloch des Karlsstollens. Fledermäuse wohnen dort, hieß es. Die Dachterrasse ist begehbar, man erreicht sie über den Bürgerpark.
    Möglichst ohne aufzufallen, schob Pieter sein Rad auf den Weg zurück und dann den Hügel hoch. Carlsson bleckte die Zähne gegen den beige gekleideten Mann mit dem Hut auf dem Kopf, aber Pieter gelang es, ihn in seine Schranken zu verweisen.
    Â»Halt dich da raus«, rief er gepresst, gebot ihm mit einer Geste, sich zurückzuhalten, und der Hund trollte sich.
    Pieter lehnte sein Rad betont ordentlich gegen einen dicken Baum rechts von sich. Strich noch einmal über den Sattel, wie um ihn vom Straßenstaub zu reinigen. Er tat dies sehr ruhig, ließ das Rad los und hob die Hände, prüfend, ob es im Gleichgewicht blieb. Dann erst drehte er sich um und sah Hero Dyk an.
    Die Terrasse liegt gleich oberhalb des Gärtnerhauses, man könnte von dort einen Eimer Wasser vor Pieters Haustür kippen. Eine Betonplatte von fünf mal fünf Metern bildet das Dach des früheren Eiskellers, an drei Rändern von einem Eisengeländer begrenzt. Die vierte Seite liegt auf einer Ebene mit dem Bürgerpark. Eine Gruppe von Nadelhölzern wächst dort, von einem Busch umgeben. Die Ausläufer eines kleinen Beetes. Links davon führt ein Weg tiefer in den Park hinein, rechts ein anderer. Dort stand Pieter und betrachtete seinen Gegner.
    Hero Dyk war völlig überrascht von der Entschlossenheit, mit der Pieter ihm gegenübertrat. Er tat einen Schritt zur Seite. Pieter folgte ihm mit den Augen, näherte sich aber nicht. Auch der Hund blieb ruhig sitzen.
    Â»Ich wohne nicht weit von hier«, erklärte Hero Dyk. Sonst war es still. Die beiden maßen ihre Kräfte. Unten in der Stadt rollte ein Güterzug voller neuer Autos an der Hase entlang. Vom Piesberg hallte weit entfernt das Geräusch der Steinschütten. Mit der nächsten Grünphase setzte sich auf der Hansastraße eine Blechkarawane in Bewegung. Sehen konnte man das alles nicht, und es unterstrich mehr den Frieden des Parks, als dass es ihn störte. Der Stille jedoch wohnte ein Lauern inne.
    Keiner der beiden Männer wusste, was den anderen zu dieser Konfrontation bewegte. Das galt es noch zu erfahren. Hero Dyk ging auf den linken Pfad zu und vermied jede brüske Bewegung, um

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