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Piesberg in Flammen

Piesberg in Flammen

Titel: Piesberg in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich-Stefan Noelke
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Wange. »Das ist was anderes.«
    Â»Du hast mein Leben gerettet«, sagte sie mit nettem Augenaufschlag und streichelte seine Schläfen. »Jetzt bist du verantwortlich für mich. Bis zu meinem Tod.« Sie lachte über den Gedanken.
    Â»Bedienung!«, rief ein Gast und hob den Arm, damit man ihn nicht übersah. Ein junger Geschäftsmann, der beachtet werden wollte und der wusste, was er verlangen durfte.
    Â»Seien Sie still«, rief Pieter unbeherrscht. »Sehen Sie nicht, dass wir uns unterhalten?« Er stand auf zur Konfrontation.
    Â»Lass das«, sagte Feli streng. »Das ist mein Job, und ich möchte ihn behalten. So wie du den deinen.«
    Sie drehte sich ab und bediente den Gast. Pieter zählte das Geld ab und warf es auf den Tisch. Wütend geworden, nahm er sein Fahrrad und machte sich auf den Weg, aber die Wut verrauchte schnell, als er durch den Frühling fuhr.
    * * *
    Der Karlsstollen am Limberg liegt nur zwanzig Meter vom Wanderweg entfernt, aber ohne das Hinweisschild würde er kaum auffallen. Sein Mundloch versteckt sich unter einer mächtigen Fichte und weist zum Waldrand. Man sieht es kaum. Bis zu zweihundert Menschen förderten vor gut einhundert Jahren in der Zeche Hilterberg minderwertige Kohle für das Stahlwerk der Georgsmarienhütte, das nur ein paar Kilometer entfernt noch heute produziert. Der ehemalige Aushub ist nun dicht bewaldet, das Loch ist zugemauert. Gleich unterhalb durchzieht ein Quellbach die Niederung, der reichlich Wasser führt. Der hohe Eisengehalt hat die Steine und Pflanzen ockergelb gefärbt. Das kühle Rauschen in der Luft macht schwindelig, die Feuchtigkeit hat etwas Fruchtbares, stark Erotisches. Zwei Wurzeln der Fichte wachsen vor dem Mundloch und bilden kräftige Schamlippen, in die man sich setzen kann. Der Waldboden mit all den Fichtennadeln fühlt sich ganz weich an und lädt ein, sich darauf niederzulegen. Die Vögel singen laut dazu. Selten kommt ein Wanderer vorbei, von diesem Loch nichts ahnend. Auf der Lichtung vor dem Wald werden die ehemaligen Wirtschaftsgebäude zu Wohnzwecken genutzt. Manchmal spielen Kinder dort. Noch nie hatte Pieter sie angesprochen, aber er versteckte sich gern und sah zu.
    Er lag nackt vor dem Stollenloch und hatte sich tief in die Fichtennadeln gewühlt. Die Nadeln stachen ihm ins Fleisch, ihr Harz vermischte sich mit seinem Schweiß und brannte auf der Haut. Die Insekten waren zu dieser Jahreszeit noch nicht sehr aktiv und ließen ihn in Ruhe. So wälzte er sich unablässig, bis es ihm wehtat. Dann erst beruhigte er sich. Wie erleichtert stand er auf und setzte sich nackt zwischen die Wurzeln. Seine Haut war ganz rot, und ein kalter Wind machte ihn zittern. Er sah Carlsson zu, der von dem gelben Wasser trank, und er lachte, als das Tier hineinsprang. Es musste durstig sein.
    Â»Du bist ein dummer Hund«, sagte er schließlich erschöpft. Seine Hose, das Hemd, Schuhe, das Rad, alles lag ordentlich unter einem Baum. Knapp zwanzig Kilometer war er in hohem Tempo durch die Hügel geradelt, die Osnabrück umgeben, den Hund immer an seinem Hinterrad. Bissendorf, Borgloh, schließlich der Limberg. Er fuhr, um sich zu beruhigen. Er kannte hier jeden Weg. Die Straßen sind oft eng, sodass sich zwei Autos nur zögernd begegnen. Das Getreide stand noch nicht hoch, so sah man sehr weit. Mit dem Rad hatte er sich bergauf gequält, um sich sogleich zurück in grüne Täler zu stürzen, wo er sich vor dem Gegenverkehr in Acht nehmen musste, so eng ging es zu. Endlich hatte er vor Freude geschrien und war immer weiter gefahren.
    Hier beim Stollen hatte er sich versteckt, solange er denken konnte. Etwas tiefer im Wald verborgen hatte er sich aus Brettern eine Holzhütte gebaut, die von der Form her einem Zelt glich, aber er nannte es Haus. Seit Jahren hielt er es instand. Als Student war er endlich bei seiner Mutter ausgezogen, nur war er nicht sehr weit gekommen. Er hatte nie das Meer gesehen, nie die wirklichen Berge. Das Holzhaus war ein Halt für ihn, das Rad sein ganzer Stolz.
    Â»Ich muss mich um Jacqui sorgen«, sagte er, als wäre es ihm gerade eingefallen und der Gedanke recht angenehm. Als würde es ihm Erleichterung verschaffen, ähnlich wie Jacqui das Bad in Essig. »Und nun auch um Feli.«
    Carlsson betrachtete ihn stumm und schlabberte mehr Wasser in sich hinein. Pieter warf mit einem Zapfen nach ihm.
    Â»Es ist mir

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