Piesberg in Flammen
kalten Umgang miteinander.
»Ein sehr begabter Junge«, plapperte Jacqui.
»Ich erinnere mich«, sagte Hero Dyk, »wie voll die Zeitungen davon waren, als Sie ihn adoptierten. Sie hatten eine sehr gute Presse.«
»Du«, sagte Jacqui lächelnd. Hero Dyk stimmte zu und trank sein Glas Wasser in einem Zug leer. Sie prostete ihm zu und sprach ein wenig von den alten Zeiten.
»Ist Pieter nicht hier? Der junge Mann, der für dich arbeitet?«, fragte Hero Dyk.
»Bist du seinetwegen hier? Ich dachte, du ständest auf der heterosexuellen Seite.« Erstmals wirkte Jacqui hellwach. Sie lachte schrill. »Ich hatte gehofft, du seiest wegen mir gekommen.«
Hero Dyk stimmte verlegen in das Lachen ein und errötete leicht. »Oh, nein. Das ist es nicht. Oder doch. Was rede ich nur? WeiÃt du, er scheint sich für Feli zu interessieren. Das Mädchen, das er aus dem Feuer gerettet hat. Sie ist die Tochter von Freunden. Wo wohnt er denn? Pieter meine ich. Wohnt er hier bei dir?«
»Was ist mit dem Mädchen? Hat er sie wirklich aus dem Feuer gerettet? Ich dachte, er hätte sie nur aufgefangen. Mit dir zusammen, oder nicht?« Jacqui verlor schon wieder das Interesse. »Pieter wohnt nicht hier. Was willst du denn von ihm?«
Hero Dyk starrte auf seine Hände. »Nichts. Nur so. Ich möchte mich bei ihm bedanken«, sagte er und lächelte. »Und ⦠Felis Mutter hat mich gebeten, das herauszufinden. Sie hofft wohl, dass der junge Mann keine eigene Wohnung hat. Das wäre sicherer für Feli. Du weiÃt, wie Mütter sind.«
Jacqui lachte amüsiert. »Das Herz einer Mutter. Ja, das kenne ich. Pieter wohnt mitten im Bürgerpark, oben auf dem Gertrudenberg. Es gibt dort ein altes Gärtnerhaus. Das hat er vom Studentenwerk gemietet. Jedenfalls gab er das an, als ich ihn einstellte. Kontrolliert habe ich es nicht. Ich denke, die Bude ist ziemlich sturmfrei, was die Gefahr für Feli erhöht. Aber wir waren doch alle einmal jung, oder nicht?«
Sie rekelte sich am Tisch, reckte und streckte sich, bis es Hero Dyk ganz warm wurde. Er konnte sich kaum sattsehen.
»Danke«, sagte er schlieÃlich. »Für die Auskunft.« Er müsse jetzt gehen, fügte er hinzu.
»Feigling«, spottete Jacqui, aber sie erhob sich und führte ihn zur Tür. »Komm wieder«, sagte sie lockend. »Morgen Abend vielleicht? Bring genug Zeit mit und etwas Wein. Versprichst du das? Um acht? Wir wollen ein wenig Spaà haben. Ich schaue, dass wir allein sind«, raunte sie ihm mit einem Seitenblick auf Simon zu.
Hero Dyk bedankte sich und sagte zu, als sich von oben, von der LandstraÃe her, mit hoher Geschwindigkeit ein Radfahrer näherte.
»Da ist Pieter«, sagte Jacqui. »Er hilft mir, ein paar Briefe zu schreiben. Nach Afrika.«
Pieter bremste scharf in einer Wolke aus Staub und kleinen Steinen. Sein Schnaufen brachte Leben in die Stille. Neben ihm hechelte Carlsson. Hero Dyk sah Trush-Orbeek vor seinem Haus stehen und grüÃte ihn mit erhobener Hand.
Pieter sah sehr männlich aus mit den kurzen weiÃblonden Haaren und seiner sportlichen Kleidung. Er war ganz auÃer Atem. Während der Staub sich legte, betrachtete er Hero Dyk. »Sie schon wieder«, raunzte er. »Was wollen Sie von ihr?«
»Sei lieb«, sagte Jacqui und wandte sich an Hero Dyk. »Er beschützt mich«, sagte sie nicht ohne Stolz. Sie beugte sich kokett vor und gab Pieter einen Kuss auf die Wange.
Simon war ihnen gefolgt und stand in der Tür. »Ich kann dir die Briefe schreiben, Maman«, meinte er.
Hero Dyk hörte Jacqui noch kreischend lachen, als er schon auf seinem Rad saà und die Siedlung verlieÃ. Am Nachmittag würde er sich im Bürgerpark umsehen, einem englischen Garten mit herrlichem Baumbestand, nicht weit von dort gelegen, wo er selbst wohnte.
FÃNF
Ãber dem Norden Deutschlands hatte sich ein Hoch festgesetzt, wie es Anfang April oft geschieht. Osnabrück verfügt über eine hübsche Altstadt und eine ergiebige Einkaufsmeile, wo man das schöne Wetter genieÃen kann. Die Tische der Bars und Kneipen hatten in diesem Jahr bereits sehr früh auf der StraÃe gestanden. Die Bürger erfreuten sich an der Wärme, und die Kleidung änderte sich fast ansatzlos. Gestern noch mit Mantel, liefen sie heute schon im Trägerkleidchen und mit kurzen Hosen. Man trotzte dem frischen Wind und
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