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Piesberg in Flammen

Piesberg in Flammen

Titel: Piesberg in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich-Stefan Noelke
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konnte sich nicht sattsehen. Die Menschen waren nach einem langen Winter aus ihren Häusern gekommen und staunten. Sie freuten sich, nicht länger allein zu sein.
    Pieter hatte den Nachmittag frei und wollte im »Trota« eine Rast einlegen, um Feli zu sehen. Die Kneipe mit südländischem Flair liegt sehr zentral am Nikolaiort. Man serviert spanische Tapas, und der Koch ist in der Lage, ein kreatives Essen herzurichten, ohne seine Gäste zu verschrecken. Pieter setzte sich an einen hohen Tisch draußen vor dem Eingang. Er genoss die frische Luft und das Treiben auf dem Platz. Carlsson saß neben ihm. Pieter beugte sich zu dem Hund hinunter und sagte: »Hörst du mein Herz schlagen? Es schlägt wie verrückt.«
    Gegenüber saß eine Mutter mit ihrer Tochter, das Mädchen war vielleicht zehn Jahre alt. Es kam und bat, dem Hund einen Keks geben zu dürfen.
    Pieter nickte und spürte überraschend eine unbestimmte Angst in sich aufsteigen. Er sah sich verstohlen um. Gegenüber vom Lokal hing ein Plakat im Schaufenster eines Bekleidungshauses. Zwei junge Leute lachten geradewegs in die Kamera, er hinter ihr, einen Arm um ihren Hals gelegt. Die Direktheit der Blicke, die Frechheit darin, wirkte aggressiv und provozierend auf Pieter. Man weiß, dass es sich um Fotomodelle handelt, die dafür bezahlt werden, so zu schauen. Die Blicke waren nicht echt, und vielleicht war es genau das, was die Bedrohung ausmachte. Er trinkt womöglich, und sie ist depressiv, aber das sieht man nicht. Das Bild war voller sexueller Versprechen. Dazu drang eine sehr avantgardistische Musik, ein monotoner Technorhythmus aus dem Lokal, der ebenfalls eine stark bedrohliche Wirkung auf Pieter hatte. Jemand legte eine Hand auf seinen Arm, und er schrak zusammen.
    Feli lachte hell, und Pieters Angst verflog. Wie Fransen hingen ihr ein paar Haare in die Augen. Erst jetzt fiel Pieter ein tiefes Grübchen auf der rechten Wange auf.
    Â»Mein Held«, rief sie und drehte sich zum Publikum. »Er hat mich aus dem Feuer gerettet.« Sie hob einen Arm hoch über ihren Kopf und wies von oben auf Pieter, sodass jeder es sah. Dann beugte sie sich zu ihm hinunter, gab ihm einen Kuss auf die Wange und errötete leicht. »Was bist du so schreckhaft?«, fragte sie leise. »Wie süß!« Sie freute sich an seiner Nervosität, den großen Händen, mit denen er nichts anzufangen wusste, und bezog das alles auf sich.
    Â»Wirke ich schreckhaft?« Pieter freute sich an ihrer hellblauen Bluse und dem langen schwarzen Rock.
    Â»Schreckhaft nicht«, sagte sie. »Nur erschreckt.«
    Er lachte souverän und maß mit der offenen rechten Hand anerkennend ihre Gestalt von oben bis unten, zögerte dann jedoch, als ihm einfiel, dass er dazu etwas sagen sollte. »Ein … eine hübsche Bluse«, verhaspelte er sich.
    Â»Das ist meine Arbeitskleidung«, sagte sie, legte ihre kleine Hand auf seine Pranke und sah ihn direkt an. »Was darf ich dir bringen? Der Koch hat was Leckeres mit Couscous gemacht. Hähnchenbrust gibt’s dazu. Ein Bier vielleicht?«
    Pieter nickte und grinste breit. Solange Feli bediente, gelang es ihm, sich zu entspannen.
    Â»Dann will ich mal für dich bestellen«, plapperte sie. »Sonst fällst du mir noch vom Fleisch. Und der Chefin passt es sicher nicht, wenn ich nur mit dir flirte. Ich soll mit allen gleich viel flirten, sagt sie. Nur das sei gut fürs Geschäft. Für mich klingt das nach emotionaler Ausbeutung, wenn du mich fragst.« Es schien sie jedoch nicht sehr zu bekümmern.
    Das Essen stand bald auf dem Tisch. Er schlang es hinunter, als müsste er anderen zuvorkommen.
    Â»Iss doch langsam«, sagte Feli sanft, als sie einmal an ihm vorbeiging. »Niemand nimmt es dir weg.«
    Pieter atmete tief durch, als er gegessen hatte, und bestellte einen Espresso.
    Als sie ihn brachte, blieb Feli noch einen Augenblick bei ihm stehen. Sie nahm seine Hand. »Hast du heute Abend Zeit? Sollen wir zusammen ins Kino gehen?«
    Â»Sie braucht mich«, sagte Pieter. »Jacqui meine ich. Ich soll später noch einmal kommen, hat sie gesagt. Ich weiß nicht, wann ich fertig bin. Ich bin da, wenn sie mich braucht. Das ist mein Job. Sie bezahlt mich dafür.«
    Â»Ja«, sagte Feli. »Das ist schade. Sie ist eine alte Frau. Ich dagegen bin jung.« Sie drehte sich kokett, damit er sie betrachte.
    Pieter streichelte ihre

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