Piesberg in Flammen
und Vater nannte.
»Mensch, Lilly«, rief Hero Dyk. »Wie geht es dir?«
Sie berichtete aus dem Krankenhaus und wie leid sie es gewesen sei, vor allem die Besuche ihrer Mutter. Alle lachten herzlich mit ihr.
Dann unterbrach Doña Francisca das fröhliche Treiben. Sie war ganz aufgeregt. »Da ist noch etwas«, sagte sie. »Ich habe ein Geschenk für dich.«
Alle folgten ihr nach drauÃen in den Hof.
Dort stand ein nagelneues eBike. Gleich neben dem ausgebrannten Schreibhaus. In Orange, wie das, was Hero Dyk im Steinbruch verloren hatte.
»Deines ist doch kaputt gegangen«, sagte Doña Francisca und wusste von Hero Dyks heldenhafter Flucht vor dem Land Rover zu erzählen, als sei sie dabei gewesen.
Als sie zum Ende kam, klingelte es an der Haustür. Jemand hatte ein Taxi bestellt. Erst jetzt fielen Hero Dyk die Koffer auf, die im Flur standen. Seine Mutter und Lilly verabschiedeten sich hastig. »Es ist besser«, sagte sie, »wenn ich dich noch ein paar weitere Tage allein lasse. Ich reise noch einmal an den Dümmer, dort hat es mir ganz gut gefallen. Und Lilly begleitet mich, die soll da ein wenig mit dem Fahrrad fahren, das tut uns allen gut.«
Lilly verdrehte die Augen, aber sie lächelte dabei. Das Mädchen verstand sich sehr gut mit der GroÃmutter.
Hero Dyk bedauerte ihre Abreise gebührend, konnte sich ein glückliches Lächeln jedoch nicht verkneifen. Ein paar Tage allein! Gleich ganze Tage!
Kaum schloss sich die Tür, war die Freude nicht mehr zu bändigen. »Zu dir oder zu mir?«, wollte er wissen, und Svetlana nahm kreischend ReiÃaus. Sie lieà sich durch das ganze Haus jagen, treppauf, treppab, bevor sie sich geschlagen gab. Er stellte sie schlieÃlich in ihrem eigenen Schlafzimmer und riss ihr die Kleider vom Leib. Später gingen sie zu ihm eine Etage tiefer.
Gegen Abend hörten sie lautes Gepolter aus der Gasse zwischen ihrem Haus und dem von Pretorius. Albern lachend schlichen sie sich in die oberste Etage, dort hatten sie einen Blick von oben in diese Richtung.
Eine Fahne der amerikanischen Konföderierten hing an der Hauswand und hatte die mit dem Hakenkreuz abgelöst. Sie sahen Pretorius, der schwer zu tragen hatte. Er warf Möbel aus dem Fenster. Den Grund dafür kannten sie nicht, es schien eine Laune zu sein. Warum auch nicht, man würde ihm neue schenken. Unten im Gang lag schon alles voll, da schleppte er einen Fernseher an. Das Gerät machte einen fürchterlichen Lärm, als die Röhre implodierte. »Tschakka!«, rief er dem Geräusch hinterher, es klang ziemlich müde.
»Wir sollten die Polizei rufen«, sagte Svetlana. Sie war splitternackt und ein wenig verschwitzt von ihren Spielchen. »Er verletzt sich noch.«
»Nein«, sagte Hero Dyk, der ähnlich gekleidet war. »Lass ihn randalieren. Niemand kümmert sich darum. Das soll seine Strafe sein. Aber weiÃt du was? Ich werde diesen Leuten Unterhosen schenken.«
»Unterhosen?«
»Ja, Unterhosen. Das tut sonst niemand, weiÃt du? Reiner Hundt hat mir das gesagt. Das ist der von der Tageswohnung für die Obdachlosen. Man spendet sonst alles, was man nicht mehr braucht, aber niemand gibt seine alten Unterhosen her. Deshalb fehlt es eigentlich immer daran. Ich werde viele Unterhosen kaufen. Neue. Und ich werde sie verschenken.«
Svetlana nickte. Sie gingen nach unten, um das Abendessen vorzubereiten. Hero Dyk fand die Zeitung vom Morgen und las darin. Niemand störte ihn dabei. Am nächsten Tag nahm er sich die Zeit, all seine Notizen zu sichten. Sie würden eine neue Geschichte ergeben. Er saà im Arbeitszimmer seiner Mutter. Unten im Hof war der Dachdecker dabei, sein Schreibhaus neu zu decken.
ENDE
Mein besonderer Dank gilt:
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â¢Â   Liesel Fischer für ihre Ãbersetzung des Textes vom Fischer und seiner Frau ins Osnabrücker Platt
â¢Â   Heinrich Halbrügge für die Führung durch den Piesberg. Anzumerken ist, dass die Stollen, die es am Piesberg gibt, nicht zugänglich sind. Die von mir beschriebene Mine fand ich im Sauerland.
â¢Â   Kriminalhauptkommissar Uwe Hollmann von der Polizeidirektion Osnabrück für seine Schilderung der räumlichen Gegebenheiten nach einem Brand sowie anderer Zusammenhänge
â¢Â   Den Herren Thomas Kater und Alfons Weglager von der Tageswohnung Osnabrück der Soziale Dienste SKM G mb
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