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Pilger des Zorns

Pilger des Zorns

Titel: Pilger des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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wollte natürlich ›Chlotilde‹ sagen! –, so durch und durch persönlich, dass Ihr mitten in der Nacht an die Tür der Frauenkajüte klopft, Frau Chlotilde aus dem Schlaf reißt und sie mir nichts, dir nichts zur Komplizin macht?«
    »Denkt meinetwegen, was Ihr wollt.«
    »Zu gütig.« Ein Lächeln im übernächtigten Gesicht, deutete Bruder Hilpert eine Verbeugung an. »Um ehrlich zu sein, gibt es an diesem Fall nicht mehr viel herumzurätseln.«
    »Oho! Dann wäre die Prozedur somit zu Ende?«
    »Noch nicht ganz, Hlavá č ek.«
    »Und wieso nicht?«
    »Weil das letzte Mosaiksteinchen noch fehlt, Frau Raab.«
    »So, und welches?«
    Bruder Hilperts Lächeln erstarb auf der Stelle. »An Eurer Stelle, Herr Visitator, würde ich das Katz-und-Maus-Spiel sein lassen. Bezüglich der Frage, worin Euer eigentliches Motiv besteht, bin ich mir längst im Klaren.«
    »Nur keine falsche Rücksichtnahme. Von Euch bin ich inzwischen einiges gewohnt.«
    »Verbindlichen Dank.« Bruder Hilpert ächzte resigniert. »Bezeichnend, dass Ihr nicht den Mut dazu habt.«
    Coelestinus ließ den Blick zwischen seinen Sandalen hin- und herpendeln. »Wozu denn?«
    Bruder Hilpert nickte Berengar zu. Der Vogt hatte verstanden, auch ohne Worte. »Was mein Freund Hilpert sagen will, ist: Rückt endlich mit der Wahrheit heraus. Der ganzen, wohlgemerkt.«
    »Die Wahrheit hat viele Väter, Herr Vogt.«
    »Apropos – was ist eigentlich mit dem Eurigen?«
    »Tot.«
    »Seit wann?«
    »Mein Problem.«
    »Treffend formuliert.«
    Kaum war Berengar dem Blick seines Kontrahenten begegnet, wandte Coelestinus ihn ab.
    »Vaterstelle zu übernehmen ist nicht leicht, oder?«, fragte Berengar, seinem Widersacher nunmehr ganz nahe. Der Visitator roch nach Schweiß, und das nicht zu knapp.
    »Woher wollt ausgerechnet Ihr das wissen?«
    »Stimmt. Wenn es jemand wissen muss, dann Ihr.«
    »Und aus welchem Grund?«
    Berengar kniff die Augen zusammen. »Weil Ihr, Herr Visitator vom Orden des heiligen Dominikus«, spie er die Worte nur so hervor, »nicht darüber hinweggekommen seid, dass Eure Schwester Caelina von ihrem eigenen Oheim geschändet worden ist. Und es Euch deshalb zum Ziel gesetzt habt, Malachias zur Strecke zu bringen.«
    »Q. e. d. [26] «
    »Schluss mit dem Geplänkel!«, fuhr Berengar Coelestinus an, wirbelte herum und knöpfte sich die Matrone vor. »Wann genau hat Euer Sohn davon erfahren, Frau Raab? Raus mit der Sprache, bevor ich mich vergesse!«
    »Schert Euch zum Teufel, Vogt.«
    »Nach Euch, edle Frau! Und wenn wir gerade dabei sind: Wer sagt mir, dass nicht Ihr es wart, welche die Fäden gezogen hat?«
    »Ich?« Die Matrone spuckte Gift und Galle. »Wieso ich? Und überhaupt: Woher wollt Ihr eigentlich wissen, dass Coelestinus mein …«
    »Wie heißt es doch so schön – nomen est omen [27] «, ließ Bruder Hilpert sie nicht zum Zuge kommen. »Caelina – die Himmlische. Coelestinus – der Himmlische. So einfach kann das Leben mitunter sein.«
    »Bruder Zufall«, warf Coelestinus höhnisch ein.
    Hilpert geriet ins Schwitzen. Ganz so unrecht hatte der Visitator nicht. Viel mehr als diese Hypothese hatte er nicht zu bieten. Ergo [28] : Er musste sich etwas einfallen lassen.
    »Recht so!«, trumpfte die Matrone auf. »Das müsst Ihr uns erst mal beweisen. Genauso wie die Behauptung, ich sei die Drahtzieherin gewesen. Eine Frechheit, mir so etwas anhängen zu wollen.«
    »Aber die Wahrheit.« Bruder Hilpert spielte ein riskantes Spiel. Doch es gab kein Zurück. Jetzt nicht mehr. »Trifft es zu, Frau Raab –«, ergriff er die Flucht nach vorn, »dass sich Euer Sohn …«
    »Bruder Coelestinus.«
    »… gleich mehrfach … also gut! Bruder Coelestinus – wobei eins das andere nicht ausschließt!« Bruder Hilpert verzog keine Miene. »Trifft es also zu, hochverehrte Frau Raab, dass jener Mann, der es so trefflich versteht, seine Mitmenschen hinters Licht zu führen, gleich mehrfach zu Gast in Eurer Kajüte gewesen ist? Zuletzt am gestrigen Abend?«
    »Etwas dagegen?«
    »Solange kein Mordkomplott geschmiedet wird – nein.«
    »Hirngespinste, sonst nichts.«
    »Zum letzten Mal: Gesteht Ihr, Mutter eines gewissen Coelestinus, ihn zum Mord an Bruder Malachias angestiftet, gedrängt oder möglicherweise sogar genötigt zu haben? Ja oder nein?«
    »Gegenfrage: Könnt Ihr mir das beweisen?« Die Tuchhändlerwitwe lachte Bruder Hilpert höhnisch ins Gesicht. »Sag ich doch – könnt Ihr nicht. Und auch keiner von diesen kreuzdämlichen

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