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Pilger des Zorns

Pilger des Zorns

Titel: Pilger des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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ausnahmsweise einmal recht«, erwiderte Bruder Hilpert in sarkastischem Ton. »Was am Tathergang nicht das Geringste ändert.«
    »Tatsächlich?«
    »Nein.« Bruder Hilpert setzte eine entschlossene Miene auf. »Mit der Absicht, dem Euch verhassten Sakristan den Garaus zu machen, seid Ihr unmittelbar nach Eurem Plauderstündchen mit Frau Raab wieder ins Schlafzelt zurückgekehrt. Das Corpus Delicti, mit dem Ihr ihn zu töten beabsichtigtet, im Gepäck.«
    »Und dann?«
    »Ist Euch der Zufall zu Hilfe gekommen.«
    »Inwiefern?«
    »Dadurch, dass mein Freund Berengar von Eurem Komplizen Pavel außer Gefecht gesetzt worden ist.«
    »Na und?«
    »Von wegen ›na und‹. Ihr habt die Chance, die sich Euch bot, gnadenlos genutzt. Will heißen: Unmittelbar nach dem Beginn Eurer Wache, also gut eine Stunde vor Mitternacht, habt Ihr Malachias mithilfe besagter Haarnadel erstochen. Vor unliebsamen Zeugen, so steht zu vermuten, absolut sicher.«
    »Weshalb denn?«
    »Weil Ihr auf die Idee gekommen seid, den Herrn Komtur auf die gleiche Art und Weise schachmatt zu setzen wie der Kapitän einen gewissen Hilpert von Maulbronn am Abend zuvor.«
    »Und warum hätte ich so etwas tun sollen?«, fragte Hlavá č ek gereizt.
    »Mir Schlafmohn einflößen? Damit Ihr Euren Gesinnungsgenossen in aller Ruhe an Bord bringen könnt.« Bruder Hilpert legte die Stirn in Falten und warf Coelestinus einen prüfenden Seitenblick zu. »Wo seid Ihr eigentlich an Bord gegangen?«
    »In Schweinfurt!«, blaffte der Visitator Bruder Hilpert an.
    »Und weshalb gerade dort?«
    »Weil es Grund zur Annahme gab, dass Malachias dort untergetaucht war. Oder zumindest in der Nähe. Leider war mir bezüglich seiner Ergreifung kein Glück beschieden. Weshalb ich mich entschloss, an Bord dieses Schiffes zu gehen – um mir den Rückweg ins Kloster Heilig Kreuz zu Köln so angenehm wie möglich zu machen.«
    »Wie heißt es doch so schön: ›Die Wege des Herrn sind unergründlich.‹ Wer hätte gedacht, dass Euch das Schicksal einen derartigen Trumpf zuspielen würde.«
    »Das heißt aber noch lange nicht, dass …«
    »Doch, heißt es!«, meldete sich Markward von Henneberg zu Wort. »Sonst hättet Ihr mich wohl kaum außer Gefecht gesetzt.« Der Komtur bebte vor Zorn. »›Schlummertrunk‹! Und ich Jammerlappen falle auch noch drauf rein.«
    »Um es kurz zu machen –«, fuhr Bruder Hilpert zielstrebig fort, »nachdem Ihr, Coelestinus, Euch des Herrn von Henneberg in bewährter Manier entledigt habt, seid Ihr darangegangen, Euer Vorhaben mittels besagter Haarnadel in die Tat umzusetzen. Um unmittelbar danach die Spuren Eurer Tat zu verwischen. Was bedeutet, dass Ihr das Corpus Delicti verschwinden lasst, den vermeintlichen Schmied in Gestalt des Herrn Komtur in aller Eile unter der Persenning deponiert und die Leiche von Malachias auf das Vorderdeck schleift.«
    »So weit, so gut. Und wie soll ich ihn Eminenz zufolge in die Höhe gewuchtet haben? Könnt Ihr mir das verraten?«
    »Stimmt!«, antwortete Bruder Hilpert verschmitzt. »Ohne Komplizen geht so etwas nicht. Und da Pavel der Einzige war, der diese Kajüte vor dem Morgengrauen verlassen hat, bleiben nicht mehr allzu viele Möglichkeiten offen.«
    Aller Augen waren jetzt auf die Matrone gerichtet. Außerstande, etwas zu erwidern, schlug die Tuchhändlerwitwe die Hand vor den Mund und starrte die übrigen Passagiere an. Ihre Augen, welche denjenigen von Malachias auf fatale Weise glichen, sprangen fast aus den Höhlen, und ihre Haube saß bedenklich schief. »Warum … warum schaut Ihr mich alle so an?«, stammelte sie, während ihr Blick in der Kajüte hin und her irrte und an Bruder Hilpert haften blieb. »Heißt das etwa, ich stehe unter Verdacht?«
    »Was Eure Beteiligung an der Zurschaustellung des Leichnams und dessen Schändung betrifft – ja.«
    »Schändung?«
    »Als was würdet Ihr die Tatsache, dass das Geschlecht des Ermordeten abgetrennt wurde, denn bezeichnen?«
    »Abtrennen? Ich? Und womit?«
    »Damit!«, verkündete Berengar, der urplötzlich im Türrahmen stand. Dann betrat er die Kajüte, warf der Matrone einen einschüchternden Blick zu und drückte Bruder Hilpert ein Küchenmesser samt Etui in die Hand.
    »Wo hast du es gefunden?«, fragte dieser überrascht.
    »Unter einer Taurolle.«
    »Interessant.« Bruder Hilperts Blick flog zwischen der Matrone und Coelestinus hin und her. Dann zog er das blutbefleckte Messer aus dem Etui, begutachtete es von allen Seiten und gab es dem Vogt

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