Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition)
den Verlag gefaxt haben.«
»Es war
mir ein Vergnügen«, entgegnete ich. Dr. Alt stand die ganze Zeit stumm neben mir
und schien in Gedanken versunken.
Wir hörten,
wie sich ein Schlüssel in einem Metallschloss drehte. Sekunden später kam aus dem
Durchgang, der zur Krypta führte, Mathias Huber zum Vorschein. Er trug einen dicken
Parka, nickte uns zu und schwatzte seinen üblichen Spruch: »Alles wird gut.«
Fratelli
war verwirrt. »Was machen Sie hier, Herr Huber?«
»Fragen
wir ihn«, mischte ich mich ein, bevor Fratelli überreagierte. »Warum sind Sie gekommen,
Herr Huber?«
»Ich habe
die Nachricht gelesen und will dazu für den Pilger recherchieren«, behauptete Huber.
Ich wollte
gerade antworten, als der Aufzug ansprang, nach oben fuhr und kurz darauf wieder
zu uns nach unten kam. Die Tür öffnete sich, und Frau Knebinger und Herr Wolf entstiegen
dem Lift.
»Ein Hallo
in die Runde und frohe Ostern«, begrüßte uns der wie immer lächelnde Kanzleidirektor.
»Herr Palzki, wieso haben Sie mich nicht informiert? Ich habe von der Sache nur
über meine Vernetzung mit Frau Knebingers Terminkalender erfahren.«
»Ach, Herr
Wolf, dieses Treffen ist doch nur eine unbedeutende Nebensache. Warum sind Sie nicht
bei Ihren Nichten geblieben? Nächste Woche hätte ich Sie über diese Bagatelle informiert.«
Joachim
Wolf war mit meiner Begründung nicht zufrieden. »Herr Dr. Alt hat ausdrücklich gewünscht,
dass wir zusammen ermitteln.« Er blickte zu dem Generalvikar, der ihm gütig zunickte.
Ich ging
nicht weiter auf ihn ein.
»Guten Morgen,
Frau Knebinger«, begrüßte ich den zweiten Neuankömmling. »Mit Ihnen habe ich fast
nicht gerechnet. Wieso geben Sie uns heute so früh die Ehre?«
»Sie sind
gut, Herr Palzki. Gestern Abend erzählen Sie großspurig, dass sich heute etwas im
Dom tut, und da soll ich zuhause sitzen und abwarten? Als Leiterin der Innenrevision
will ich Bescheid wissen, was innerhalb des Bistums passiert.«
»So wie
im Planarchiv?«
»Kommen
Sie mir doch nicht mit so etwas. Früher oder später hätte ich das auch ohne Sie
herausgefunden.«
»Ist ja
auch egal«, sagte ich und schaute auf die Uhr. Es war kurz nach acht Uhr.
»Fehlt noch
jemand?«, fragte ich in die Runde und erntete Erstaunen. »Ah, ich sehe gerade, Frau
Mönch ist noch nicht da.«
»Die habe
ich vorhin im Verlag getroffen«, meldete sich Fratelli. »Sie hat etwas Wichtiges
zu erledigen, sagte sie mir.«
»Dann dürften
wir nun vollständig sein. Meine Damen und Herren, es freut mich, dass Sie meiner
Einladung gefolgt sind.«
Wolf unterbrach
mich. »Welche Einladung meinen Sie? Ich habe keine bekommen.«
»Doch, das
haben Sie. Frau Knebinger habe ich den Termin persönlich mitgeteilt und da ich wusste,
dass sie immer alles sofort in ihren Terminkalender schreibt und ich außerdem mit
Ihrer Neugier rechnete, kommt das fast einer förmlichen Einladung gleich.«
»Sie haben
mich hierhergelockt?«
»Hierhergelockt?
Aber nein, ich wollte Sie nur dabeihaben, wenn wir heute Nönns Attentäter entlarven.«
Ich wandte
mich an Fratelli und Huber. »Bei Ihnen hat ein Fax gereicht. Schade, dass Frau Mönch
nicht da ist.«
Nun sah
ich den Generalvikar an. »Um Sie brauchte ich mir keine Sorgen zu machen. Sie haben
sogar geholfen, den Täter zu identifizieren. Zumindest teilweise.«
Schweißperlen
standen auf dem Gesicht von Dr. Alt.
»Dann klären
Sie uns endlich mal auf«, polterte Fratelli. »Hier unten ist es kalt.«
»Sie haben
es wohl sehr eilig, Herr Geschäftsführer? Wie Sie meinen, dann beginnen wir mit
unserer Geschichtsstunde.«
Ich räusperte
mich und begann.
»Der Ursprung
unserer Ermittlungen liegt über 50 Jahre zurück. Damals wurde im Dom der Fußboden
des Langhauses abgesenkt. Robert Nönn, sein Gesundheitszustand ist übrigens nach
wie vor äußerst bedenklich, entdeckte in einem alten Protokoll, dass während dieser
Arbeiten wertvolle Gegenstände gefunden worden sind. Dies wurde damals noch am gleichen
Tag seinem Vorgesetzten gemeldet, doch als man am nächsten Tag nachschaute, fand
man nichts. Wenn man nun, hypothetisch betrachtet, diese Vermutung als wahr annimmt,
gibt es nur eine Möglichkeit: Die Sachen wurden in der gleichen Nacht geborgen und
innerhalb des Doms versteckt. Da der Dom während der Umbaumaßnahmen Tag und Nacht
bewacht wurde, konnten die Sachen nicht weggebracht worden sein.«
Ȇber welche
Sachen reden wir denn?«, fragte Fratelli.
»Wo sollte
man im Dom etwas verstecken
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