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Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition)

Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition)

Titel: Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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»Ja, ich bin’s.
Wer sollte dich um diese Zeit sonst auf dem Mobiltelefon anrufen?«
    »Geht’s
dir gut?«, fragte ich, obwohl ich die Antwort bereits kannte.
    »Bist du
auf dem Heimweg? Ich habe bereits den ganzen Abend Wehen, es wird immer schlimmer.«
    Ich zitterte
wie vorhin dieser verrückte Friedrich. Fast wäre mir das Telefon aus den Händen
gefallen.
    »Stefanie,
ich komme auf dem schnellsten Weg heim, wie versprochen. Es dauert aber ein bisschen.
Soll ich einen Krankenwagen rufen?«
    Meine drei
zuhörenden Begleiter starrten mich entgeistert an.
    »Das könnte
ich selbst machen. So weit ist es – oh –«.
    Ich vernahm
ein verkrampftes Stöhnen. »Ist wirklich alles in Ordnung?«
    »Bitte beeile
dich«, hörte ich noch und dann war die Leitung tot.
    Ich reagierte
unmittelbar. »Herr Nönn, bei meiner Frau haben die Wehen eingesetzt. Würden Sie
mich bitte direkt daheim absetzen?«
    Fratelli
und Wolf hatten die Situation längst erkannt und saßen bereits im Fond des R4. Nönn
gab ordentlich Gas, glücklicherweise waren um diese Zeit die A 6 und die A 61 fast
autoleer. Nichts tun zu können, das war eine schlimme Erfahrung. Was, wenn es unser
Nachwuchs eilig hätte? Melanie und Paul als Geburtshelfer, das konnte nicht gut
gehen. Ich zog mein Handy aus der Tasche und rief meine Kollegin Jutta Wagner an.
Zunächst war sie über meinen späten Anruf wenig begeistert. Nachdem ich ihr von
unserer Notlage erzählt hatte, versprach sie mir, sofort zu meiner Frau zu fahren
und parallel einen Krankenwagen anzufordern, sicher sei sicher. Meinem Pulsschlag
und meiner Aufgeregtheit nutzte das nur geringfügig. Hinzu kam, dass es Nönn zu
gut meinte. Er quälte seinen R4 bis an die Grenzen von dessen physikalischer Belastbarkeit,
vermutlich ein gutes Stück darüber hinaus. Ich rechnete jeden Moment damit, dass
sich die Kotflügel und die Motorhaube selbstständig machten und davonflogen. Fratelli
und Wolf im Fond stierten mit versteinerter Miene nach vorne. Sie fühlten sich bestimmt
wie ein schutzlos ausgeliefertes Reserverad bei der Rallye Paris-Dakar. Wenn es
heute Nacht auf dieser Strecke irgendwo eine Radarkontrolle geben sollte, würde
ich größte Schwierigkeiten haben, diese Angelegenheit einigermaßen kostenneutral
wieder aus der Welt zu schaffen. Ich befürchtete, dass unsere momentane Geschwindigkeit
aus Unwahrscheinlichkeitsgründen im Bußgeldkatalog nicht enthalten sein würde. Ein
todesmutiger Blick auf den Tacho brachte mich in die Realität zurück: Nönn fuhr
gerade mal 160 Sachen. Anhand des Fahrgeräusches im Innenraum konnte man allerdings
der Meinung sein, er würde die Schallmauer durchbrechen.
    Dennoch
zog sich die Strecke fürchterlich lange hin. Minütlich blickte ich auf die Uhr,
sollte ich bei Stefanie anrufen? Was, wenn sie nicht dranging? Andersrum gefragt,
könnte ich an der Situation etwas ändern, wenn sie ans Telefon ging?
    Ab der Abfahrt
Schifferstadt lotste ich den Chefredakteur und war dabei so aufgeregt, dass ich
zweimal rechts beziehungsweise links nur mit sehr viel Mühe auseinanderhalten konnte.
Fünf Kilometer später kamen wir bei mir zuhause an. Ein Krankenwagen stand auf meinem
Stellplatz vor der Garage, daneben parkte Juttas Dienstwagen. Kurz und hektisch
verabschiedete ich mich von meinen drei Mitfahrern und rannte auf das Haus zu. Wenn
mir meine Nachbarin über den Weg gelaufen wäre, hätte ich sie über den Haufen geschossen,
wenn ich eine Waffe dabei gehabt hätte.
    Stefanie
lag auf der Couch, eine Sanitäterin maß ihr gerade den Blutdruck, ein weiterer Sanitäter
unterhielt sich mit Jutta.
    »Alles in
Ordnung?«, schrie ich viel zu laut, als ich ins Wohnzimmer stürzte.
    Die Anwesenden
schauten mich überrascht an.
    »Wie siehst
du denn aus?«, fragte Jutta spontan. Sie hatte recht, ich sah erbärmlich aus. Ich
war total verschwitzt, und ein Grauschleier überzog meine Kleidung und mein Gesicht.
Die Explosion hatte auch Auswirkungen auf mein Äußeres gehabt.
    Ich verzichtete
darauf, meiner Kollegin zu antworten. Ich bückte mich zu Stefanie, die mir im Moment
am wichtigsten war. Sie lächelte gequält.
    »Es ist
bald soweit, Reiner. Bis jetzt ist alles im grünen Bereich. Sei bitte nicht so laut,
damit Melanie nicht wach wird.«
    Auch wenn
es im Moment nebensächlich war, der letzte Satz Stefanies forderte eine Rückfrage
heraus.
    »Und was
ist mit Paul? Der ist doch hoffentlich nicht drüben bei Ackermanns?«
    »Ach was.
Der übernachtet bei einem Freund. Das

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