Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition)

Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition)

Titel: Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
Vom Netzwerk:
der
ganzen Absperrung handelt es sich nur um einen Schlauen-Jungenstreich. Sehen Sie
nur, wie dilettantisch abgesperrt wurde. Hat sich irgendeine Organisation, und wenn
sie noch so geheim sein sollte, inzwischen dazu bekannt?«
    »Herr Palzki«,
sprach mich der Leiter des SEK an. »Ihr besonderer Ruf hat sich bis zu uns durchgesprochen.«
Ich sah deutlich, wie er ein gehässiges Lachen unterdrückte. »Da Sie, wie wir inzwischen
erfahren haben, von Herrn Diefenbach persönlich zu uns geschickt wurden, und Sie
dummerweise formal zuständig sind, sage ich Ihnen, was unsere Debatte im Ergebnis
gebracht hat: Wir vermuten auch, dass es sich um einen Dummen-Jungenstreich handelt.
Trotzdem, wir sind nicht 100prozentig sicher. Wegen des Restrisikos gehen jetzt
unsere SEK-Beamten durchs Gebäude.«
    Da ich über
diesen unangebrachten Ton verärgert war, antwortete ich: »Was dieser Aufwand wieder
unseren Steuerzahler kostet! Für nichts und wieder nichts. Und wenn es dumm läuft
und irgendein Lehrer Held spielen will, läuft er Ihren SEK-Beamten über den Weg,
und dann reagiert irgendeiner über. Nichts da, die Sache liegt im Zuständigkeitsgebiet
der Schifferstadter Dienststelle. Daher gehe ich jetzt da rein, und zwar unbewaffnet.
Basta.«
    Ich ließ
alle Anwesenden nebst Jutta verblüfft stehen, zerriss das Absperrband und ging gemächlichen
Schrittes über den Schulhof zum Eingang des Gebäudes. Verschiedene Sachen wurden
mir nachgerufen, die ich nicht verstand oder nicht verstehen wollte.
    Im Gebäude
angekommen, taten sich für mich zwei Alternativen auf. Ich konnte mich für eine
Viertelstunde auf die Treppe setzen und danach an die Tür zum Lehrerzimmer klopfen,
um die Versammelten zu befreien. Die zweite Möglichkeit war authentischer. Ich lief
die Treppen hinauf und durch die Korridore. Hin und wieder ging ich in einen der
Klassensäle, öffnete ein Fenster und winkte den Beamten, die nach wie vor in der
Elisabethenstraße warteten, zu. Irgendwann erreichte ich Pauls Klassenzimmer. Im
Nachhinein wusste ich nicht, warum ich gerade dieses ausgewählt hatte. Ich war nur
froh darüber, es überhaupt betreten zu haben. Quer über der Tafel stand ›Paul ist
unser Held‹. Die krakelige Schrift war zweifellos die meines Sohnes, darunter hingen
in Form einer Girlande zwei Meter Absperrband. Leider musste ich die Bemühungen
in der Verbesserung seines Ansehens bei den Klassenkameraden zunichte machen. Da
der Klassensaal schwammlos war zog ich einen meiner Socken aus und befeuchtete ihn
am Handwaschbecken. Irgendeine glaubwürdige Geschichte würde mir dazu später bei
der Abschlussbesprechung schon einfallen. Nachdem die Tafel gereinigt und das Band
entfernt war, ging ich mit meinem feuchten Socken, den ich in der Hand trug, in
den benachbarten Saal, um wieder eine Winke-Aktion zu starten. Die unter der Tafel
in einem Körbchen liegenden beiden Schwämme ignorierte ich geflissentlich. Mein
Magen knurrte. Ein Zeichen, die Aktion zu beenden. Ich klopfte an das Lehrerzimmer.
    »Hier ist
die Polizei, Sie können aufmachen, die Lage ist unter Kontrolle.«
    Ich hörte
Getuschel hinter der Tür. Schließlich vernahm ich eine weibliche Stimme.
    »Wie können
wir sicher sein, dass Sie wirklich Polizist sind und kein Attentäter?«
    Hm, dachte
ich, an dieser Lehrerlogik war etwas dran.
    »Wie kann
ich Ihnen das beweisen? Soll ich mit meiner Dienstwaffe durch die Tür schießen,
damit Sie mich anhand des Geschosses identifizieren können?«
    »Wir machen
nicht auf!«
    »Gut«, antwortete
ich. »Ich gehe jetzt, ich habe nämlich Hunger.«
    Ich ging
über den Schulhof zurück zu dem Einsatzleiterteam.
    »Wie ich
gesagt habe, es ist keiner drin im Gebäude. Außer den Lehrern natürlich. Aber die
wollen nicht rauskommen.«
    Kaum hatte
ich fertig gesprochen, rannten mehr als 20 Einsatzkräfte auf das Hauptgebäude der
Schule zu. Es sah fast so aus wie bei einer Schulstürmung der Abiturienten, nur
halt mit älteren Personen.
    Als Einzige
war Jutta bei mir geblieben.
    »Alles in
Ordnung, du Held?«
    Ob sie etwas
ahnte?
    »Sicher,
was soll nicht in Ordnung sein? Die Sache war so etwas von eindeutig. Komm, lass
uns gehen, bevor die Presse auftaucht.«
    Jutta lachte.
»Die ist bereits wieder weg. Du warst kaum in der Schule drin, da ist KPD vorgefahren
und hat alle Presseleute zu einer Konferenz in die Dienststelle eingeladen. Mit
den anderen Einsatzleitern hat er übrigens kein Wort gewechselt.«
    »Und was
will er den Journalisten sagen? Der

Weitere Kostenlose Bücher