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Pilot Pirx

Pilot Pirx

Titel: Pilot Pirx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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...
    Er schlug sich mit der Faust auf den Handteller.
    Und wenn es nur ein taktisches Manöver war? Dann breche ich mir vielleicht den Hals dabei, jage alle Menschen in den Tod, und die Roboter bringen das Raumschiff in den Hafen zurück, weil sie im Gegensatz zu uns all dies aushalten können! Na, das würde diese Herren ja in höchstes Entzücken versetzen – was für eine phänomenale Reklame! Was für eine Sicherheitsgarantie für Raumschiffe mit solcher Besatzung! Oder etwa nicht? Von ihrem Standpunkt aus wäre also so eine Maßnahme, mich mit ihrer »Ehrlichkeit« zu ködern, höchst wirkungsvoll ...
    Er lief immer hastiger hin und her.
    Ich muß mir irgendwie Gewißheit verschaffen, ob das alles wahr ist. Nehmen wir mal an, es gelingt mir, sie schließlich doch alle zu identifizieren. Wir haben eine Bordapotheke. Ich könnte Ihnen ein paar Tropfen Apomorphin ins Essen geben. Die Menschen würden krank werden, die anderen wahrscheinlich nicht. Ganz gewiß nicht. Aber was habe ich davon? Erstens wird fast jeder dahinterkommen, daß ich meine Hand im Spiel hatte, und außerdem, selbst wenn sich herausstellen sollte, daß Brown ein Mensch ist und Burns nicht – außerdem würde das noch lange nicht bedeuten, daß alles wahr ist, was sie mir erzählt haben! Vielleicht haben sie sich mir wirklich zu erkennen gegeben, und alles andere geschah nur im Interesse einer bestimmten Strategie? Moment mal ... Burns hat mich eigentlich auf eine ganz konkrete Fährte geführt, als er von der mangelnden Intuition sprach. Aber Brown? Der hat den Verdacht auf Burns gelenkt. Ausgerechnet auf Burns, der kurz darauf von selber zu mir kam und diesen Verdacht bestätigte. Ist das nicht ein bißchen zuviel des Guten? Andererseits ... Wenn alles auf der nicht eingeplanten, also unabhängigen Initiative jedes einzelnen beruht, dann wäre die Tatsache, daß Brown diesen Burns nennt und Burns dann zu mir kommt, um es zu bestätigen, reiner Zufall. Wenn sie die Sache geplant hätten, dann wären sie nicht auf einen so primitiven Trick verfallen, denn das wäre doch viel zu auffällig ... Allmählich drehe ich hier noch durch ... Aber Moment mal: Wenn jetzt noch ein dritter hier aufkreuzte, dann hieße das, daß auch alles andere bloße Spinnerei war. Ein Spiel. Nur wird wahrscheinlich niemand mehr aufkreuzen, die Geschichte wäre zu leicht zu durchschauen, so blöd sind die nicht. Und wenn sie die Wahrheit gesagt haben? Vielleicht bekommt doch noch einer Lust ...
    Pirx schlug sich zum zweitenmal mit der Faust auf den Handteller. Er wußte also gar nichts. Sollte er handeln? Wie? Sollte er noch abwarten? Ja, das war doch das beste.
    Während der Hauptmahlzeit in der Messe herrschte Schweigen. Pirx sprach niemanden an, weil er immer noch gegen die Versuchung ankämpfte, jene »chemische Probe aufs Exempel« zu machen, die ihm eingefallen war. Er konnte sich nicht endgültig entschließen. Brown war an der Steuerung, sie aßen also zu fünft. Sie aßen alle, und Pirx mußte daran denken, wie hanebüchen das Ganze war – nur zu essen, um einen Menschen vorzutäuschen. Dem »Lächerlichen«, von dem Burns gesprochen hatte, lagen möglicherweise solche Ursachen zugrunde, und diese Einstellung war für ihn offenbar eine Art Selbstschutz, und auch dieses Gerede über die »Konventionalität« schien von alledem herzurühren – na klar, für den war auch das Essen nur ein konventioneller Trick. Und wenn er wirklich daran glauben sollte, daß er seine Schöpfer nicht haßte, dann machte er sich selbst etwas vor. Ich würde sie hassen, dachte Pirx und war sich dessen völlig sicher. Daß die sich nicht schämen, ist eine richtige Sauerei!
    Das Schweigen hielt während der ganzen Mahlzeit an und wurde schließlich unerträglich. In ihm manifestierte sich weniger der Wunsch jedes einzelnen, ungeschoren zu bleiben und keinerlei Kontakte einzugehen, so wie das die Organisatoren des Fluges wünschten – also nicht eine gewisse Loyalität, die in der Wahrung des Geheimnisses ihre Ursache hatte –, als vielmehr eine allgemeine Feindseligkeit, und wenn schon nicht Feindseligkeit, dann zumindest Mißtrauen.
    Wer Mensch war, hatte keinerlei Bedürfnis, sich einem Nichtmenschen zu nähern, und dieser wiederum begriff, daß er nur dann nicht als solcher entdeckt wurde, wenn er die gleiche Haltung einnahm. Denn wenn er in dieser eisigen Atmosphäre nur den leisesten Versuch gemacht hätte, sich zu engagieren, hätte er sofort die Aufmerksamkeit und damit den

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