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Pilot Pirx

Pilot Pirx

Titel: Pilot Pirx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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Bananenbaum. Pirx und Langner kosteten diese auf dem Mond gezüchteten Früchte. Dr. Pnin erklärte ihnen lachend, daß die Bananen noch nicht zur täglichen Nahrung der Mannschaft gehörten, sie seien vorerst nur für Gäste da.
    Langner, der schon gewisse Vorstellungen vom Bauwesen auf dem Mond hatte, begann Fragen über Einzelheiten der Quarzkuppel zu stellen, denn die hatte ihn mehr beeindruckt als die Bananen. Der Bau war wirklich originell. Da außen Vakuum herrschte, mußte die Kuppel dem ständigen Druck von neun Tonnen pro Quadratmeter standhalten, was bei ihren Abmessungen die imposante Zahl von zweitausendachthundert Tonnen ergab. Die im Solarium gehaltene Luft drohte die Kuppel zu sprengen. Da die Konstrukteure auf Eisenbeton verzichten mußten, hatten sie geschweißte Rippen in den Quarz geschmolzen, die die ganze Spannkraft, nahezu drei Millionen Kilogramm, auf ein Iridiumschild an der Spitze weiterleiteten. Von dort führten mächtige Stahlseile nach außen, die tief in dem Basalt der Umgebung verankert waren. Es war ein einzigartiger »Quarzballon an der Leine«.
    Vom Solarium begaben sie sich geradewegs in den Speisesaal, um zu essen – es war die dritte Mittagsmahlzeit hintereinander. Das Leben auf dem Mond schien nur aus Mittagessen zu bestehen. Der Speisesaal, der zugleich Gemeinschaftsraum war, hatte mittlere Ausmaße; seine Wände waren mit Holz verschalt, es handelte sich um richtige Kiefernbretter, die sogar nach Harz rochen. Diese außergewöhnliche Erdverbundenheit war Pirx nach den gleisnerischen Mondlandschaften besonders lieb und wert. Professor Ganschin verriet ihnen, es handele sich nur um eine dünne Schicht und sie diene lediglich dem Zweck, das Heimweh der Männer ein wenig zu dämpfen.
    Während des Essens und auch danach schwieg man sich über Mendelejew, über den Unfall und über die unglücklichen Kanadier aus. Man sprach auch nicht vom Abflug; es war ganz so, als wären sie für längere Zeit zu Besuch gekommen. Die Russen waren überaus zuvorkommend, sie widmeten sich ihren Gästen, als gäbe es für sie nichts weiter zu tun. Sie fragten nach Neuigkeiten und gaben Pirx recht, der sich über das Touristenunwesen beklagte. Ab und zu ging einer von ihnen hinaus, kehrte aber rasch wieder zurück. Später stellte sich heraus, daß sie ins Observatorium eilten – auf der Sonne war eine sehr schöne Protuberanz entstanden. Als dieses Wort fiel, hatte für Langner alles andere zu existieren aufgehört. Eine Besessenheit, wie sie nur Wissenschaftlern eigen ist, hatte die ganze Gesellschaft erfaßt. Man brachte Fotos und sah sich einen Film an, den der Koronograph gedreht hatte. Die Protuberanz war tatsächlich außerordentlich groß, sie maß siebenhundertfünfzigtausend Kilometer und sah aus wie ein vorsintflutliches Gebilde mit flammendem Rachen. Ganschin, Pnin, der dritte Astronom und Langner schalteten das Licht ein und unterhielten sich mit leuchtenden Augen – sie waren taub für alles andere. Als jemand an das unterbrochene Mittagessen erinnerte, kehrten sie in den Speiseraum zurück, aber sie schoben die Teller beiseite, bekritzelten die Papierservietten mit Zahlenkolonnen und fachsimpelten weiter. Dr. Pnin hatte ein Einsehen mit Pirx, der wie bei einer türkischen Predigt dasaß. Er bat ihn in sein Fenster, das sehr klein war, aber einen bemerkenswerten Vorzug aufwies: es hatte ein großes Zimmer, das den Blick auf den östlichen Gipfel des Ziolkowski-Massivs freigab. Die tiefstehende Sonne, die wie ein Höllentor klaffte, warf in das Gewirr der sich auftürmenden Felsen lange Schatten, die mit ihrer Schwärze alle Formen verschlangen, als klaffte hinter jedem Rand des erhellten Gesteins ein teuflischer Schacht, der bis zum Mittelpunkt des Mondes führte. Das Nichts schien sich in Berggipfel, schräge Türme, Zinnen und Obeliske aufzulösen, die der tintenschwarzen Finsternis entsprangen – wie ein Fels gewordenes Feuer, das im Fluge erstarrt war. Das Auge verlor sich inmitten all dieser Formen, die sich in keiner Weise zu einem Ganzen zusammenfügen ließen, es fand nur in den runden Höhlen der Schwärze, die leeren Augenhöhlen glichen, einen zweifelhaften Halt, in den bis zum Rand mit Schatten angefüllten Tümpeln der kleinen Krater.
    Es war ein einmaliger Anblick. Pirx war schon auf dem Mond gewesen – er hatte das bereits sechsmal betont –, aber noch nie zu dieser Zeit, neun Stunden vor dem Sonnenuntergang.
    Pirx saß lange bei Pnin. Der Wissenschafter sagte

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