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 Pilot Pirx

Pilot Pirx

Titel: Pilot Pirx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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lächelnd. »Die höhere Leistung bietet uns in einem Gefecht mit dem Setaurus keinerlei Vorteile ...«
    Jemand wollte wissen, ob sich der Automat nicht von Bord eines Raumschiffes vernichten ließe. McCork hielt sich für nicht kompetent genug, darauf eine Antwort zu geben, und Achanian warf einen Blick auf die Liste und sagte: »Unter uns befindet sich Herr Pirx, Navigator der ersten Klasse ... Wären Sie vielleicht so freundlich, uns diese Frage zu beantworten, Herr Pirx?«
    Pirx erhob sich.
    »Theoretisch gesehen, könnte ein Raumschiff mittlerer Tonnage wie mein ›Cuivier‹, also ein Schiff mit einer Ruhemasse von sechzehntausend Tonnen, diesen Setaurus sicherlich vernichten, wenn er ihn in seinen Rückstoß bekäme. Die Ausstoßtemperatur übersteigt sechstausend Grad bei einer Entfernung von neunhundert Metern, das dürfte doch wohl genügen ...?«
    McCork nickte.
    »Aber das ist reine Spekulation«, nahm Pirx den Faden wieder auf. »Das Raumschiff müßte den Automaten ansteuern, und einem so kleinen Ziel wie dem Setaurus, der doch kaum größer ist als ein Mensch, würde es immer gelingen, dem Rückstoßstrahl zu entwischen. Die Seitengeschwindigkeit eines Schiffes, das über einem Planeten, also in seinem Gravitationsfeld manövriert, ist nämlich sehr gering, und von einer plötzlichen Verfolgungsjagd kann gar keine Rede sein. Bliebe also nur die Möglichkeit, eventuell kleinere Einheiten einzusetzen, sagen wir die eigene Mondflottille. Allerdings haben diese Schiffchen nur einen schwachen Rückstoß mit keiner sonderlich hohen Temperatur, es sei denn, man benutzte sie als Bomber ... Doch zu einer präzisen Bombardierung müßten sie mit Zielobjektiven ausgerüstet sein, über die wir auf Luna nicht verfügen. Sonst sehe ich keinerlei Möglichkeit. Freilich, diese kleinen Maschinen sollten ruhig eingesetzt werden, aber nur zu Erkundungszwecken, das heißt zur Lokalisierung des Setaurus.«
    Pirx wollte sich schon setzen, als ihm plötzlich noch ein Gedanke kam.
    »Ach ja, richtig!« sagte er. »Die Sprungpatronen! Die könnte man verwenden. Das heißt, verwenden können sie nur Leute, die damit umzugehen wissen.«
    »Sind das diese kleinen Einmannraketen, die auf dem Rücken befestigt werden?« erkundigte sich McCork.
    »Ja. Man kann damit Sprünge ausführen und sich sogar reglos in der Luft halten. Auch minutenlange Flüge sind möglich, bis zu einer Höhe von fünfzig oder auch vierhundert Metern, das hängt vom jeweiligen Modell und vom jeweiligen Typ ab.«
    Achanian stand auf.
    »Das scheint mir wichtig zu sein. Wer von den Anwesenden hat ein Training an diesen Apparaten mitgemacht?«
    Zwei Hände gingen in die Höhe. Dann noch eine.
    »Nur drei Mann?« fragte Achanian. »Ah ja, und Sie auch«, fügte er hinzu, als er sah, daß Pirx wohl ein bißchen spät geschaltet hatte und deshalb erst jetzt die Hand hob. »Also vier. Tja, das ist nicht gerade üppig ... Wir werden uns noch unter der Besatzung des Flugplatzes umsehen. Meine Herren! Es handelt sich natürlich um eine freiwillige Aktion. Eigentlich hätte ich damit beginnen müssen. Wer von Ihnen möchte an den Operationen teilnehmen?«
    Es entstand ein kleines Durcheinander, denn alle Versammelten erhoben sich von ihren Plätzen.
    »Ich danke Ihnen im Namen der Leitung«, sagte Achanian. »Ausgezeichnet ... Also siebzehn Freiwillige. Wir erhalten noch Verstärkung durch drei Einheiten der Mondflottille, darüber hinaus stehen uns zehn Kraftfahrer und Funker zur Bedienung der Transporter zur Verfügung. Ich bitte die Anwesenden, vorerst hierzubleiben, und Sie, meine Herren«, er wandte sich an McCork und Pirx, »wollen mir bitte in die Leitung folgen ...«
     
    Gegen vier Uhr nachmittags saß Pirx im Turm eines großen Raupenfahrzeugs, das von heftigen Stößen geschüttelt wurde. Er steckte in einem kompletten Skaphander, auf seinen Knien lag der Helm, bereit, beim ersten Alarmsignal seinen Kopf zu schützen; quer über der Brust hing das schwere Lasergerät, dessen Kolben unbarmherzig drückte. In der linken Hand hielt der Navigator das Mikrofon, mit der rechten drehte er am Periskop und beobachtete die zu einer langen Kette aufgereihten anderen Transporter, die wie Kähne über die geröllübersäten Flächen des Meeres der Ruhe schaukelten. Dieses Wüstenmeer gleißte im Sonnenlicht, es war öde und leer, so weit das Auge reichte, von einem schwarzen Horizont bis zum anderen. Pirx nahm die Meldungen entgegen und gab sie weiter, er sprach mit

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