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 Pilot Pirx

Pilot Pirx

Titel: Pilot Pirx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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alle Ewigkeit«, entgegnete der magere Doktor sofort. »Jedenfalls viele Jahre lang. Was kann nun mit diesem Setaurus passiert sein? Ich vermute, schlicht gesagt, er hat eins über den Schädel gekriegt. Es muß ein außerordentlich wuchtiger Schlag gewesen sein, aber letzten Endes kann auch ein einstürzendes Gebäude dieses Chrom-Nickel-Gehäuse beschädigen. Derlei Versuche haben wir allerdings nie durchgeführt, sie wären zu kostspielig gewesen« – McCork lächelte unvermittelt und zeigte dabei zwei Reihen kleiner, regelmäßiger Zähne –, »aber es dürfte allgemein bekannt sein, daß die genau lokalisierte Beschädigung eines kleinen, das heißt relativ einfachen Hirns oder einer gewöhnlichen Rechenmaschine einen totalen Ausfall aller Funktionen zur Folge haben kann. Je mehr wir uns jedoch bei der Imitation von derlei Prozessen einem menschlichen Hirn annähern, in desto größerem Umfang wird so ein kompliziertes Hirn auch dann noch funktionieren, wenn es teilweise beschädigt ist. Das Hirn eines Tieres, zum Beispiel einer Katze, hat bestimmte Zentren, die auf einen Reiz von außen her mit einem aggressiven Wutausbruch reagieren. Das Hirn des Setaurus ist anders gebaut, aber es besitzt auch einen Hauptantrieb, einen Motor für seine Aktivität, die auf verschiedene Weise gesteuert und abgeleitet werden kann. Vermutlich ist also eine Art Kurzschluß dieses Aktivitätszentrums erfolgt und ein Destruktionsprogramm eingeschaltet worden. Das ist natürlich alles furchtbar simpel ausgedrückt.«
    »Aber woher diese Destruktion«« fragte dieselbe Stimme wie vorhin.
    »Weil der Automat für Bergbauarbeiten vorgesehen ist«, erläuterte McCork. »Er hat die Aufgabe, Stollen und Gänge zu schlagen, Felsgestein zu durchbohren und besonders harte Mineralien zu zertrümmern, ganz allgemein gesagt – kompakte Materie zu zerstören, natürlich nicht immer und nicht überall, aber durch den Unfall muß es zu einer derartigen Generalisation gekommen sein. Im übrigen braucht meine Hypothese durchaus nicht zu stimmen. Diese rein theoretische Seite wird für uns erst dann an Bedeutung gewinnen, wenn wir den Automaten aktionsunfähig gemacht haben. Das wichtigste ist zunächst einmal, uns darüber klarzuwerden, was der Setaurus alles zu leisten vermag. Er kann sich zum Beispiel mit einer Geschwindigkeit von rund fünfzig Stundenkilometern vorwärts bewegen, und zwar in jedem beliebigen Gelände. Er besitzt keinerlei Schmierstellen, alle Gelenke und Reibungsflächen arbeiten auf Teflon-Basis. Er hat magnetische Aufhängungen, sein Panzer ist unempfindlich gegen Pistolen- oder Maschinengewehrkugeln. Derlei Versuche wurden zwar nicht gemacht, aber ich nehme an, daß erst ein Panzerabwehrgeschoß ... Aber so was haben wir nicht – oder?«
    Achanian schüttelte verneinend den Kopf. Er nahm die Liste, die mittlerweile zurückgekehrt war, überflog sie und machte hinter die einzelnen Namen kleine Zeichen.
    »Natürlich würde ihn eine Sprengstoffladung in Stücke reißen«, fuhr McCork seelenruhig fort, als spräche er von der harmlosesten Sache der Welt. »Aber zu diesem Zweck müßte man die Ladung erst einmal in seine Nähe bringen, und ich fürchte, das dürfte nicht so einfach sein.«
    »Wo hat er eigentlich seinen Laser? Im Kopf?« wurde aus dem Auditorium gefragt.
    »Er hat gar keinen Kopf, sondern nur eine Art Wölbung zwischen den Schultern. Das soll ihn widerstandsfähiger gegen Verschüttungen machen. Der Setaurus ist zweihundertzwanzig Zentimeter groß, er feuert demnach aus einer Höhe von etwa zwei Metern. Die Lasermündung ist durch eine Schiebekappe abgeschirmt. Bei unbeweglichem Rumpf hat er einen Schußwinkel von dreißig Grad; braucht er ein größeres Schußfeld, dreht sich der Rumpf mit. Der Laser hat eine Höchstleistung von fünfundvierzigtausend Kilowatt. Jeder Fachmann weiß, daß man damit mühelos eine mehrere Zentimeter dicke Stahlplatte durchbohren kann ...«
    »Und wie groß ist der Wirkungsbereich?«
    »Es handelt sich um einen Violettlaser, also hat das Lichtbündel einen sehr kleinen Streuwinkel ... Der Wirkungsbereich ist praktisch durch das Gesichtsfeld begrenzt. Da der Horizont hier in der Ebene etwa zwei Kilometer entfernt ist, wird der Vernichtungsbereich folglich mindestens ebenso groß sein.«
    »Wir bekommen Spezialbergbaulaser mit einer Leistung, die sechsmal so hoch ist«, warf Achanian ein.
    »Ach, das ist nichts anderes als Overkill, wie es die Amerikaner nennen«, erwiderte McCork

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