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 Pilot Pirx

Pilot Pirx

Titel: Pilot Pirx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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zwischen den Sternen ruhte. Wenige Augenblicke später neigte sich die Spur und verschwand in elegantem Bogen hinter dem Horizont.
    Sie waren allein. Es war dunkel. Sie hatten absichtlich alle Lichter gelöscht, um den Start besser beobachten zu können. Langner lächelte fein und trat gebeugt an den Tisch, auf dem sein Rucksack lag. Er entnahm ihm Bücher, eins nach dem anderen. Pirx, an der konkaven Wand lehnend, stand breitbeinig da wie an Deck eines Raumschiffes. Er trug alles in sich: die kühlen Kasematten von Luna-Hauptstation, die engen Flure des Hotels, die Aufzüge, die Touristen, die bis an die Decke sprangen und Pumexstückchen austauschten ... Dann den Flug zur Ziolkowski-Station, die hochgewachsenen Gastgeber, das silberne Netz des Radioteleskops zwischen Kamm und schwarzem Himmel, Pnins Erzählung, den zweiten Flug und diesen unheimlichen Weg durch eiskalte und glühende Felsen ... Er konnte es gar nicht fassen, daß er all das in den wenigen Stunden erlebt hatte. Die Zeit war zum Riesen geworden, sie hatte die Bilder erfaßt und verschlungen, und nun kehrten sie wieder und versuchten, sich gegenseitig den Rang streitig zu machen. Pirx schloß die schmerzenden, trockenen Lider.
    Langner ordnete die Bücher auf dem Regal, und Pirx verstand ihn nun besser. Seine ruhigen Bewegungen resultierten nicht aus Stumpfsinn oder Gleichgültigkeit, und diese tote Welt erdrückte ihn nicht – sie diente ihm. Er war hergekommen, weil er es so gewollt hatte. Er kannte kein Heimweh, denn sein Zuhause waren Spektrogramme, Ergebnisse von Berechnungen und die Orte, an denen sie entstanden. Er war überall zu Hause, wo er seinen Wissensdurst befriedigen konnte; er wußte, weshalb er lebte. Pirx hätte es nie gewagt, diesem nüchternen Menschen zu erzählen, daß er von romantischen Heldentaten träumte. Langner würde ihn anhören, ohne zu lächeln, und würde ohne Kommentar zu seiner Arbeit zurückkehren. Pirx beneidete ihn um diese Sicherheit, um dieses Selbstvertrauen, aber er spürte zugleich seine Fremdheit. Sie hatten sich nichts zu sagen, aber sie mußten gemeinsam diese beginnende Nacht durchstehen. Und auch den Tag danach, und dann noch eine Nacht ... Er ließ seine Augen durch die Kabine schweifen, als sähe er sie zum erstenmal. Konkave Wände mit Plastbeschlägen ... Ein hermetisch verschlossenes Fenster ... Deckenleuchten ... Ein paar farbige Reproduktionen zwischen den Regalen mit Fachliteratur und ein schmales, eingerahmtes Schild, auf dem die Namen all derer eingetragen waren, die vor ihnen in diesem Raum weilten. In den Ecken leere Sauerstoffflaschen, Konservenkisten, gefüllt mit Bruchstücken farbiger Mineralien, leichte Metallstühle mit Nylonsitzen ... Ein kleiner Tisch mit einer Lampe ... Durch die halb geöffnete Tür sah man die Apparatur der Funkstation.
    Langner schuf Ordnung im Schrank, der voll von fotografischen Klischees war. Pirx trat hinaus. Von dem kleinen Gang ging es links zur Küche, geradeaus zur Kammer am Ausgang, und rechts lagen zwei winzige Zimmer. Pirx betrat das seine. Es enthielt ein Bett, einen Klappstuhl, ein Schreibpult, das man in die Wand schieben konnte, und ein kleines Regal. Die Decke war schräg wie in einer Mansarde und halbkugelig – entsprechend der Biegung der äußeren Panzerung.
    Pirx kehrte in den Flur zurück. Die Tür der Druckkammer hatte abgerundete Ecken, die Ränder waren mit hermetisch abdichtendem Plast eingefaßt. Er sah ein Speichenrad und eine kleine Lampe, die aufleuchtete, wenn in der Druckkammer bei offener Außenklappe Vakuum herrschte. Das Lämpchen brannte nicht. Als er die kleine Tür öffnete, flammten automatisch zwei andere Lampen auf. Er erblickte einen engen Raum mit kahlen Metallwänden. In der Mitte stand eine kleine Leiter, sie führte zur Klappe in der Decke. Unter der letzten Sprosse war noch eine mit Kreide umrissene Kontur zu erkennen, sie war schon halb verwischt: An dieser Stelle hatte man Savage gefunden – zusammengekrümmt und auf der Seite liegend. Man konnte ihn nicht hochheben, denn er war mit seinem eigenen Blut, das ihm aus Mund und Nase gedrungen war, an der rauhen Klappe festgefroren. Pirx betrachtete diese Kreidemarkierung, die kaum noch an die Silhouette eines Menschen erinnerte. Dann wich er zurück, verschloß die hermetische Tür und hob den Kopf: Er hörte Schritte. Langner war die Leiter hinaufgestiegen, die an der entgegengesetzten Seite des Flurs stand, und machte sich im Observatorium zu schaffen. Pirx steckte

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