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Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Titel: Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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was sagt eigentlich die Gerichtsmedizin? Sie kommen doch gerade von Dr. Schönthaler, oder?«
    Tannenberg berichtete ausführlich über alles, was er von seinem alten Freund erfahren hatte. Sein Redefluss wurde immer wieder von Nachfragen des Oberstaatsanwalts unterbrochen.
    »Der Fundort war also definitiv nicht der Tatort. Begründung!«, forderte Dr. Hollerbach eine Stellungnahme des Kommissariatsleiters ein.
    »Also zum einen, weil Dr. Schönthaler und die Spurensicherung keine Blutspuren oben auf den Felsen gefunden haben, und zum anderen, weil der Täter die Frau eine längere Strecke durch den Wald hoch zum Pfaffenbrunnen geschleift hat. Und zwar so lange, dass die Achillessehnen der Toten jetzt nur noch in Fetzen vorhanden sind. Und diese schmerzvolle Prozedur hätte die Frau wohl kaum freiwillig über sich ergehen lassen.«
    »Falsch, Tannenberg, das ist mal wieder eine ihrer vorschnellen Interpretationen, denn schließlich könnte die Frau ja auch betäubt gewesen sein, als sie hochgeschleppt wurde.« Dr. Hollerbach drehte sich dem am Fenster stehenden Kriminaltechniker zu. »Mertel, wenn ich Sie vorhin richtig verstanden habe, dann hat der Täter die Frau tatsächlich vom Waldparkplatz hoch zum Pfaffenbrunnen geschleift.«
    »Ja, Herr Oberstaatsanwalt, aber er ist noch ein kleines Stück in den Wald reingefahren. Ich schätze mal, weil er sich dort sicherer – also unbeobachteter – gefühlt hat.«
    »Und, Kollege Mertel, habt ihr Reifenabdrücke sicherstellen können?«, wollte Tannenberg ungeduldig wissen.
    »Klar, die waren nicht zu übersehen. Die Reifen sind zwar anscheinend schon etwas abgefahren, aber dafür waren die Profilspuren auf dem Waldboden wirklich deutlich zu erkennen.«
    »Sehr gut«, sagte Tannenberg eher zu sich als zu den im Besprechungszimmer Anwesenden.
    »Nicht gut! Mehr Fragen als Antworten! Warum schleift dieser Verrückte die Frau den ganzen Weg hoch zum Pfaffenbrunnen? Warum ist der nicht weiter in den Wald reingefahren? Haben Sie zum Beispiel dafür eine schlüssige Erklärung, Herr Kriminalhauptkommissar?«, provozierte Oberstaatsanwalt Dr. Hollerbach.
    Aber Tannenberg blieb gelassen. »Es gibt wohl einige: Vielleicht hat er Angst gehabt, dass er mit seinem Auto auf den schlechteren Wegen oben stecken bleibt; vielleicht …; vielleicht ist er aber nur verrückt und es gibt keinen logischen Grund für sein Verhalten. Auf alle Fälle sind diese Spekulationen im Augenblick nicht sinnvoll.«
    »Lieber Herr Hauptkommissar, das sehe ich allerdings nicht so«, stellte der Oberstaatsanwalt unmissverständlich fest.
    Tannenberg ließ sich von diesem Statement nicht im Geringsten beeindrucken und fuhr mit seinen kritischen Einlassungen fort: »Wir sollten ganz andere Fragen stellen: Wer ist die Tote? Wenn ich richtig informiert bin, gibt’s immer noch keine Vermisstenmeldung – oder Geiger?«
    »Nein, Chef, noch nichts eingegangen.«
    »Wo hat der Täter sein Opfer überfallen, entführt, umgebracht? Mit wem hat sie Freitagabend Geschlechtsverkehr gehabt? Wo sind ihre Schuhe? Wo ist ihre Handtasche abgeblieben? – Karl, habt ihr diesmal was gefunden?«
    »Nein, Wolf, weder Schuhe noch Handtasche.«
    »Hat irgendein Zeuge das Auto, mit dem die Frau zum Bremerhof transportiert wurde, gesehen? Handelt es sich überhaupt um einen Täter, kann es nicht auch eine Täterin gewesen sein, oder waren es vielleicht sogar mehrere Täter? Was für ein Motiv kann es für solch eine merkwürdige Tat geben? – Usw., usw.«
    »Na gut, Tannenberg. Also ich denke, solange wir absolut nichts über die Identität der Frau wissen, können wir im Augenblick wirklich kaum etwas Sinnvolles unternehmen«, resümierte Dr. Hollerbach. »Deshalb schlage ich vor, dass wir bis morgen früh warten, ob eine Vermisstenmeldung eingeht. Falls nicht, können wir dann in der Rheinpfalz ein Foto der Toten veröffentlichen und die Bevölkerung um Mithilfe bitten. Spurensicherung und Gerichtsmedizin arbeiten ja noch weiter. Da wir alle erreichbar sind, können wir jetzt wohl nach Hause gehen. Sobald sich etwas tut, treffen wir uns hier wieder und beraten über unser weiteres Vorgehen. Und wie immer, meine Herren: Natürlich striktes Stillschweigen – auch gegenüber Familienangehörigen!«
    Da verständlicherweise niemand etwas an dieser dienstlichen Anordnung auszusetzen hatte, zerstreute sich die Gruppe in Windeseile. Tannenberg verspürte plötzlich ein leichtes Magenknurren, das er eindeutig als Vorfreude auf den

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